Coronavirus weltweit:Johnson-&-Johnson-Impfstoff kurz vor der Zulassung in der EU

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  • Die aktuellen Meldungen zum Coronavirus aus Deutschland.

Der Impfstoff des US-Pharmakonzerns Johnson & Johnson könnte noch im März für die Europäischen Union (EU) zugelassen werden. Am 11. März werde die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) das Vakzin für die Verwendung in der EU überprüfen, teilt EMA-Aufsichtsratschefin Christa Wirthumer-Hoche in einer Talkshow des österreichischen Senders ORF mit. "Wir erwarten eine positive Bewertung und dass die EU-Kommission die Zulassung schnell erteilt." Für eine Genehmigung des russischen Impfstoffs Sputnik V lägen hingegen noch keine ausreichenden Daten vor. "Deshalb würde ich dringend davon abraten, eine nationale Notfallzulassung zu erteilen", erklärt Wirthumer-Hoche.

Von der Leyen verspricht EU-weit 100 Millionen Impfdosen pro Monat

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erwartet deutlich mehr Impfstoff ab kommendem Monat. "Ab April könnten sich die Mengen nach den Plänen der Hersteller noch mal verdoppeln, auch weil weitere Impfstoffe vor der Zulassung stehen", sagte sie der Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten (Montag). Sie rechne EU-weit "im zweiten Quartal im Schnitt mit rund 100 Millionen Dosen pro Monat, insgesamt 300 Millionen bis Ende Juni". Den Zeitungen zufolge würde das für Deutschland etwa 20 Millionen Dosen im Monat bedeuten, wofür deutlich höhere Impfkapazitäten nötig wären.

Seit Beginn der Impfungen Ende Dezember wurden in Deutschland nach Zahlen des Robert-Koch-Instituts vom Freitag rund 7,3 Millionen Impfstoffdosen verabreicht. Von fast fünf Millionen geimpften Menschen hat knapp die Hälfte auch die Zweitimpfung erhalten.

Bundesregierung stuft Griechenland als Risikogebiet ein

Wegen steigender Corona-Infektionszahlen hat die Bundesregierung erstmals ganz Griechenland von Sonntag an als Corona-Risikogebiet eingestuft. Für Teile Kroatiens - darunter die bei Urlaubern sehr beliebte Halbinsel Istrien - werden gleichzeitig sämtliche Einreisebeschränkungen wegen der Pandemie aufgehoben, wie das Robert-Koch-Institut am Freitag im Internet mitteilte.

Aufgrund der besonders hoher Infektionszahlen werden Ungarn, Schweden und Jordanien als Hochrisikogebiete eingestuft. Griechenland zählte bisher zu den wenigen Ländern, die nie ganz als Corona-Risikogebiet eingestuft worden waren. Zuletzt waren unter anderem die griechischen Inseln in der Ägäis, Kreta sowie die Ionischen Inseln, darunter Korfu, vor der Westküste Griechenlands ausgenommen.

Von Sonntag an müssen sich nun auch Rückkehrer aus diesen Regionen nach der Einreise nach Deutschland innerhalb von 48 Stunden auf Corona testen lassen. Zudem müssen sie für zehn Tage in Quarantäne, von der sie sich erst nach fünf Tagen durch einen weiteren negativen Test befreien können.

Als Risikogebiete werden die Länder und Regionen ausgewiesen, in denen die Zahl der Neuinfektionen 50 pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen (Inzidenz) übersteigt. Als Hochrisikogebiete gelten Länder mit einer Inzidenz von mehr als 200. Wenn man aus diesen Regionen nach Deutschland kommt, muss man schon bei der Einreise einen negativen Test vorweisen.

WHO lehnt geplante Impfpässe der EU ab

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) lehnt die von der EU-Kommission geplanten Impfpässe ab. Zwar sei die für den Sommer angekündigte Einführung "wohl unvermeidlich", sagte der Regionaldirektor der WHO/Europe, Hans Kluge, der Welt. "Aber es ist keine Empfehlung der WHO." Es gebe ernste Bedenken: So sei unsicher, wie lang eine Immunität anhalte. Auch könne ein Impfstoff "nicht unbedingt die Ansteckung anderer Menschen verhindern".

Die EU-Kommission will am 17. März den Gesetzentwurf für einen "digitalen grünen Pass" vorlegen, der Corona-Impfungen, Covid-Erkrankungen und negative Tests vermerken soll. Ziel ist, einen sicheren Weg zur Aufhebung von Beschränkungen und zum Reisen in Europa zu finden. Die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union hatten zuvor vereinbart, die Pläne für einen digitalen Impfpass voranzutreiben. Binnen drei Monaten sollen die technischen Voraussetzungen stehen, damit Corona-Geimpfte europaweit fälschungssicher ihre Immunisierung nachweisen können.

Kluge rechnet damit, dass die Corona-Pandemie in rund zehn Monaten zu Ende sein werde. Er gehe davon aus, dass 2021 ein weiteres Covid-Jahr werde, 2020 sei "Terra Incognita" gewesen. "Ein Jahr später wissen wir viel mehr. Deshalb gehe ich davon aus, dass die Pandemie Anfang 2022 vorbei ist." Was nicht heiße, dass das Virus weg sei. "Aber hoffentlich braucht es dann keine der disruptiven Interventionen mehr."

Kluge warnte davor, Corona-Mutationen nicht ernst genug zu nehmen, weil sich manche sehr schnell verbreiten könnten und schwere Krankheitsverläufe auslösten. "Wenn dies nun zusammenfällt mit einer nur langsamen Impfkampagne, dann verlieren wir das Momentum. Dann kann das Virus wieder die Oberhand gewinnen." Jetzt sei noch nicht die Zeit für die Menschen in Europa, sich zurückzulehnen.

Das Europabüro der WHO hatte am Donnerstag mitgeteilt, dass die Anzahl der Neuinfektionen in Europa um neun Prozent gestiegen sei. Damit habe der vielversprechende Rückgang der letzten sechs Wochen gestoppt. Die Virusvariante B.1.1.7, die zuerst in Großbritannien auftrat, sei inzwischen in 43 der 53 europäischen Länder aufgetreten.

Australien über Impfstoff-Lieferstopp aus EU enttäuscht

Australien hat den Lieferstopp von Corona-Impfstoff aus der Europäischen Union scharf kritisiert. "Wir sind natürlich enttäuscht und frustriert über diese Entscheidung, aber das ist auch der Grund, warum wir uns doppelt abgesichert haben", sagte Finanzminister Simon Birmingham dem Sender Sky News am Freitag. "Wir haben bis zu 150 Millionen Dosen Impfstoff in Auftrag gegeben, davon 50 Millionen Dosen, die hier in Australien produziert werden sollen", sagte er. Die Welt befinde sich derzeit in einem ziemlich unerforschtem Gebiet, da sei es wenig überraschend, "dass einige Länder das Regelbuch zerreißen werden".

Italien hatte EU-Kreisen zufolge die Lieferung von 250 000 Dosen Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers Astrazeneca an Australien verhindert - und damit erstmals die Ausfuhr von Corona-Impfstoff aus der Europäischen Union in einen Drittstaat gestoppt. Ende Januar hatte die Europäische Union Exportkontrollen für Corona-Impfstoff gestartet. Im Visier sind Hersteller, die ihre EU-Lieferpflichten nicht erfüllen. Nun trifft es Astrazeneca.

Grundlage ist ein Ende Januar wegen des Impfstoffmangels eingeführtes System zur Exportkontrolle. Demnach müssen Pharmakonzerne mit EU-Lieferverpflichtungen Ausfuhrgenehmigungen für in der EU produzierte Impfstoffe beantragen. Wenn Hersteller die EU bei Liefermengen unrechtmäßig benachteiligen, können Genehmigungen verweigert werden. Astrazeneca hält die ursprünglich zugesagte Liefermenge an die EU im ersten Quartal nicht ein, was für großen Unmut gesorgt hat.

Zuständig für die Ausfuhrgenehmigungen ist der EU-Mitgliedstaat, in dem die für den Export vorgesehenen Impfstoffe produziert wurden. Der italienische Außenminister Luigi Di Maio schrieb auf Facebook: "Australien wird heute als ein Land betrachtet, das nach den EU-Regeln 'nicht gefährdet' ist". Die Sperre sei "kein feindseliger Akt gegenüber Australien". Australien hat seit Beginn der Pandemie rund 29 000 Coronavirus-Fälle verzeichnet - eine deutlich niedrigere Pro-Kopf-Rate als in den meisten Industrieländern. Die Zahl der Todesfälle liegt derzeit bei 909. In dem Land leben rund 25 Millionen Menschen.

EU-Behörde prüft russischen Impfstoff

Die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA untersucht nun auch den russischen Corona-Impfstoff Sputnik V - der erste Schritt zu einer Zulassung in der EU. Die Behörde in Amsterdam hat bekanntgegeben, mit einer sogenannten Rolling Review begonnen zu haben.

Das russische Gamaleja-Institut für Epidemiologie und Mikrobiologie habe dadurch nun die Möglichkeit, nach und nach seine wissenschaftlichen Erkenntnisse über Wirksamkeit, Sicherheit und Qualität des Impfstoffes einzureichen, erklärte der CDU-Europaabgeordnete und Gesundheitspolitiker Peter Liese. Diese Daten würden von den Experten begutachtet und wenn diese wissenschaftliche Analyse positiv ausfalle, könne offiziell ein Zulassungsantrag für die Europäische Union gestellt werden.

Sputnik ist der siebte Corona-Impfstoff, der auf diese Art von der EMA geprüft wird. Neben den drei zugelassenen Impfstoffen von Biontech/Pfizer, Moderna und Astra Zeneca und dem Impfstoff von Johnson & Johnson, dessen Zulassung für den 11. März ansteht, haben die amerikanische Firma Novavax und das Tübinger Unternehmen Curevac schon seit Längerem mit dem Rolling Review bei der EMA begonnen.

In Ungarn wird Sputnik bereits eingesetzt, weil die dortige Pharmabehörde eine Notfallzulassung erteilt hat. Solche Schnellzulassungen können nur nationale Aufseher erteilen, und sie gelten nur in dem entsprechenden Land. Der Sputnik-Hersteller hatte bereits in den vergangenen Wochen behauptet, eine Zulassung bei der EMA beantragt zu haben. Das hatte die Amsterdamer Behörde aber bislang zurückgewiesen.

Massenimpfung gegen Variante aus Südafrika in Tirol

Mit einer Massenimpfung im österreichischen Bundesland Tirol soll die südafrikanische Variante des Corona-Virus bekämpft werden. In einem wissenschaftlich begleiteten Pilotprojekt werde der Bezirk Schwaz mit 100 000 Dosen Impfstoff versorgt, die mit Hilfe der EU geliefert werden, gab die Regierung am Mittwoch in Wien bekannt.

Für Tirol wurden im Februar Ausreisetests eingeführt, um die starke Verbreitung der ansteckenderen Virus-Variante einzudämmen. "Das ist sehr gut gelungen", sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz. Von einem Spitzenwert von rund 200 aktiven Fällen sei man bei unter 100 Fällen angelangt. Trotzdem müsse man weiterhin daran arbeiten, die Zahl Richtung null zu senken. Für den Großteil Tirols wird die Ausreise auch weiterhin nur mit negativem Testergebnis möglich sein.

Nächste Woche soll die Impfung mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer unter Erwachsenen in Schwaz beginnen. Der Bezirk hat rund 84 000 Einwohner. Durch die Aktion sollen wissenschaftliche Erkenntnisse über die Wirksamkeit dieses Impfstoffs gegen die Variante gesammelt werden, die ursprünglich in Südafrika entdeckt wurde. Im Rest Österreichs werden vorerst weiterhin nur hochbetagte Menschen, Gesundheitspersonal und Lehrer geimpft.

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Polen verzeichnet fast doppelt so viele Neuinfektionen wie am Vortag

Die Zahl der Neuinfektionen in Polen steigt drastisch an. Binnen 24 Stunden wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums 15 698 neue Infektionen gemeldet, das sind fast doppelt so viele wie die 7937 am Vortag gemeldeten. Das sagte der stellvertretende Gesundheitsminister Waldemar Kraska im Rundfunk. "Ich habe keine guten Nachrichten. Die Zahlen von heute zeigen, dass die dritte Welle an Fahrt gewinnt." Im gleichen Zeitraum seine 309 Menschen im Zusammenhang mit dem Coronavirus gestorben.

Kraska zeigte sich besorgt, angesichts der steigenden Zahl von Patienten, die in Krankenhäusern wegen Covid-19 behandelt werden müssten. Derzeit seien es mehr als 15 000. Mehr als 1500 Beatmungsgeräte seien im Einsatz.

Polen hatte zuletzt die Corona-Beschränkungen gelockert, aber angekündigt, diese wieder zu verschärfen, sollten die Fallzahlen steigen. Polen hat rund 38 Millionen Einwohner. Deutschland hat das Nachbarland als Risikogebiet eingestuft. Bisher sind 2,2 Millionen Polinnen und Polen gegen das Coronavirus geimpft, knapp 1,2 Millionen haben bereits zwei Impfdosen erhalten.

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Kommentar von Christina Kunkel

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