Energiewende:Bis zu sechs neue Windräder im Münchner Westen

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Krailling prüft Standorte an der Lindauer Autobahn A96. Die Rotoren sollen 250 Meter hoch aufragen - die so genannte 10-H-Regel wird ausgehebelt.

Von Carolin Fries, Krailling

Die Gemeinde Krailling könnte den Bau von bis zu fünf Windrädern auf Gemeindegebiet ermöglichen, ein sechstes wäre auf Gilchinger Flur vorstellbar. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Landsberger Ingenieurbüros Sing, das auch die bislang einzigen vier Windkraftanlagen im Landkreis in Berg geplant hat. Bürgermeister Rudolph Haux (FDP) spricht von einem "Bürgerwindpark", der genossenschaftlich von Bürgern finanziert werden soll. Private Grundstückseigentümer möglicher Standorte hätten bereits "ernsthaftes Interesse signalisiert".

Für die Machbarkeitsstudie hat das Landsberger Büro im Auftrag der Gemeinde den im Flächennutzungsplan als Konzentrationsfläche für Windkraft ausgewiesenen Bereich östlich der Autobahn A 96 zwischen Geisenbrunn, Gut Hüll, Frohnloh, Krailling und Germering untersucht und sechs mögliche Standorte ausgemacht. Vier davon liegen auf Flächen in Privatbesitz, die zwei im Osten in Richtung Krailling auf Gemeindegrund.

Die sogenannte 10-H-Regel, wonach der Abstand von Windrädern zur Bebauung das Zehnfache deren Höhe betragen muss, gilt laut Büro Sing in diesem Bereich aufgrund der frühzeitigen landkreisübergreifenden Planung aus dem Jahr 2012 nicht. Stattdessen müssten 1000 Meter Abstand zu Wohnsiedlungen und 600 Meter zu Bereichen mit überwiegend gewerblicher Nutzung sowie Kleinsiedlungen und Gebäuden im Außenbereich eingehalten werden. In der Studie beträgt der geringste Abstand einer möglichen Anlage zur Bebauung 650 Meter, betroffen wäre der Weiler Gut Hüll. Mehr als drei Kilometer entfernt läge Krailling zum nächsten Windrad, Gauting etwa zwei Kilometer. Die Abstände nach Geisenbrunn und Germering betragen etwas mehr als einen Kilometer.

Rudolph Haux ist skeptisch, ob letztlich alle sechs Anlagen auch gebaut werden, "vier Windräder halte ich aber für realistisch", sagt er. Die wirtschaftlich nötige "Windhöffigkeit", also die energetisch nutzbaren Luftbewegungen, sei überall gegeben. Einzig die zugelassene Höhe der Windräder bereitet Probleme. Wegen der Radarführung des Militärflughafens in Lechfeld seien lediglich Windräder bis zu einer Höhe von 210 Metern erlaubt. Zwar sind die vier Anlagen in Berg auch nicht höher, "doch das entsprach damals dem Stand der Technik", sagt Michael Keller vom Büro Sing. Die modernen Windräder heutzutage seien bis zu 250 Meter hoch, und "diese letzten 30 oder 40 Meter machen einen großen Unterschied".

Die Höhenbeschränkung nennt Keller deshalb ein "K.-o.-Kriterium". Man werde darum mit der Bundeswehr über eine Ausnahmeregelung für einen Kraillinger Windpark verhandeln, "schließlich liegt die Fläche nicht im unmittelbaren Einzugsgebiet des Flughafens" bei Augsburg. Die Chancen stünden gut: In der Gemeinde Lamerdingen im Ostallgäu sei 2014 die Beschränkung für den Bau von zwei großen Windrädern entsprechend angepasst worden.

Bürgermeister Haux sieht die Gemeinde als Initiator und Impulsgeber eines Windparks, "es ist uns wirklich ernst damit". Als Betreiber sieht er die Kommune aber nicht. Dafür sollen sich Bürger der umliegenden Gemeinden nach dem Berger Modell zusammenschließen. Als Abnehmer des grünen Stroms käme der Kraillinger Energielieferant Krailling Oils Development auf dem Tanklager in Frage.

Das Unternehmen plant derzeit einen Öko-Energiepark, in dem Strom aus erneuerbaren Energien in Wasserstoff umgewandelt werden soll. Daraus können sogenannte E-Fuels hergestellt werden - ein Kraftstoff, der im Vergleich zu herkömmlichem Benzin und Diesel recht sauber verbrennt. Windkraftanlagen auf dem Tanklager-Gelände selbst sind derzeit nicht zugelassen, die Fläche liegt außerhalb der dafür zulässigen Konzentrationsfläche.

© SZ vom 25.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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