Queeres Clubbing:Feiern für mehr Freiheit

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Augsburg, München, Berlin: Sedef Adasi ist im Geiste des inklusiven Clubbings unterwegs. (Foto: Hemisphere Agency)

Vor sieben Jahren hat Sedef Adasi die "Hamam Nights" in Augsburg gestartet, kürzlich begeisterte sie damit auch die Berliner. Über die Frage, wie viel Politik in Party steckt.

Von Vivian Harris

Hinter ihrem DJ-Pult wirkt Sedef Adasi nicht unbedingt polarisierend oder aufmüpfig. Vielmehr, als würde sie in sich ruhen - zwischen House-Klassikern und Techno-Beats, fesselnden Trance-Passagen und verschwitzten Körpern. Als sauge sie die Atmosphäre um sich herum auf, um sie dann, fast gleichzeitig, durch ihre spontane Track-Auswahl zurückzugeben.

So ausgeglichen Sedef Adasi (ihr Künstlername ist eine Mischung aus ihrem Vornamen und einer kleinen Insel bei Istanbul) manchmal wirkt, so laut ist ihre Stimme innerhalb der queeren Elektro-Szene. Eine bestimmte Atmosphäre hat sie nämlich schon vor sieben Jahren gestört. Da ging sie in Augsburg, wo sie aufgewachsen ist, in den Club, in noch einen und noch einen, und war frustriert vom männlich geprägten, heteronormativen und wenig visionären Nachtleben. Und begeistert von queeren Partys in Berlin.

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Das nahm sich die DJ, Produzentin und schließlich Veranstalterin zum Anlass, auch in ihrer Stadt ein politisches und solidarisches Zeichen zu setzen: Sie gründete nach viel Organisation und Planung die "Hamam Nights" im Augsburger City Club. Als LGBTQIA-orientierte Partyreihe, Ort für inklusives und inspirierendes Clubbing und Safe Space für marginalisierte Gruppen. Es geht um "die Freiheit des individuellen Ausdrucks", so die Beschreibung des Events, das sich über die Jahre so etablieren konnte, dass es vor knapp zwei Wochen sein Berliner Debüt feierte: In der Panorama Bar im Berghain, wo Adasi schon länger als Resident auflegt, unterstreicht sie mit den "Hamam Nights" noch einmal, wie wichtig Integrität, Respekt und Sicherheit sind. Wie wichtig es ist, mehr Raum dafür zu schaffen. Gerade beim Feiern.

Auch der vergangene Monat hat das wieder gezeigt: Im Pride Month haben verschiedene Events für mehr Akzeptanz und Aufklärung stattgefunden. Und irgendwo zwischen Demo und Dancefloor hat in München der CSD am letzten Juni-Samstag den Monat ausklingen lassen. Die Musik konnte noch so laut dröhnen, die Stimmung noch so ausgelassen sein - eine Botschaft hat nicht nur auf übergroßen Regenbogen-Flaggen mitgeschwungen: Einen "queeren Aktionsplan für Bayern" forderte die LGBTQIA-Community mit dem diesjährigen Motto, das auch zwischen den schillerndsten Outfits nicht übersehen werden konnte. Weil es eben immer noch mangelt an konkreten Maßnahmen, die die Gleichberechtigung von und Toleranz gegenüber queeren Menschen sichern. Und da spielt jeder Schritt, jede Stimme eine Rolle. Dafür muss man gar nicht polarisieren wollen, sondern aktiv an Veränderung arbeiten. Und vielleicht auch richtig gute Partys schmeißen.

Sedef Adasi, Fr., 7. Juli, 23 Uhr, Blitz Club, Museumsinsel 1, blitz.club

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