Wer abwinkt und sagt, Bayreuth brauch' ich nicht, Wagner schon, der muss nicht darben und kommt vielleicht auch in anderen Häusern auf seine Kosten. Nicht immer günstiger, siehe Salzburg, und auch vor dem bösen Regietheater, das die Wagner-Puristen verachten, gibt es letztlich kein Entrinnen. Aber der Reihe nach.
Der Ungar Kornél Mundruczó hat den Münchnern einen neuen "Lohengrin" beschert, der nach einer ersten Vorstellungsserie im vergangenen Dezember nun noch einmal zu den Opernfestspielen zu sehen ist (16. und 19. Juli). Die Inszenierung mit Klaus Florian Vogt - einmal mehr - in der Titelrolle kam beim Münchner Publikum vor allem wegen Johanni van Oostrum gut an, die südafrikanische Sopranistin verkörperte einen anderen Elsa-Typus, labil und doch stark, trotzig. Ansonsten sucht München noch nach einem smarten Namen für diesen Lohengrin, nach Richard Jones' "Häuslebauer-Lohengrin" könnte dies im Operngeher-Volksmund der "Winke-Lohengrin" werden. Denn es wird obsessiv viel gewunken und gewedelt in dieser Inszenierung.
Wer den Münchner Lohengrin als Enttäuschung oder Zumutung, oder beides empfand, versucht's am besten mal in Nürnberg. Schon im Mai (14., 27. und 29. 5. sowie 11. 6. und 2. 7.) kehrt David Hermanns Version aus dem Jahr 2019 ans Staatstheater zurück. Auch hier ist allerdings Vorsicht geboten für Wagner-Traditionalisten, vor allem die humorfreien seien gewarnt. Denn Regisseur Hermann hat Sinn für Komik, lässt bei den Kostümen "Herr der Ringe" oder "Games of Thrones" zitieren und sogar Parzival und Wotan mitspielen, die in dieser Oper eigentlich nichts verloren haben. Aber man kann ja auch einfach nur genussvoll die Augen schließen und zuhören: Noch-Generalmusikdirektorin Joana Mallwitz dirigiert, Eric Laporte singt den Lohengrin, Emily Newton die Elsa.
Und nun zu Salzburg und Nikolaus Bachler, Münchens Ex-Intendant ist bekanntlich mittlerweile für die Osterfestspiele zuständig. Dort wird er einen "Tannhäuser" präsentieren (1. 4., 5. 4. und 9. 4.), der dem Münchner Publikum, so es denn Karten für diese illustren Vorstellungen ergattert hat, recht bekannt vorkommen dürfte. Wieder sind da diese barbusigen Damen, die mit Pfeilen auf einen Mond mit Riesenauge - und ohr schießen, wieder viele weiße Vorhänge, Hinkelsteine aus Gold, starke, mystische Bilder. Ja, es ist Romeo Castelluccis Münchner Inszenierung von 2017, die im großen Festspielhaus in einer Adaption (so heißt es) zu sehen sein wird. An der Bayerischen Staatsoper sang Klaus Florian Vogt die Titelpartie, bei den Osterfestspielen wird der Neu-Salzburger Jonas Kaufmann als Tannhäuser debütieren.