Neue Tramlinien:Am falschen Ende sparen? Das kann sich München im Verkehr nicht leisten

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Eine Trambahnfahrerin unterwegs auf der Linie 19. (Foto: Robert Haas)

Deshalb sind die sieben beschlossenen Tramlinien ein gutes Signal. Jetzt gilt es, keine Zeit mehr zu verlieren.

Kommentar von Andreas Schubert

Sieben neue Tramlinien und drei neue U-Bahnlinien sollen zunächst den Verkehr in München entlasten. Weitere Linien, die noch keine hohe Priorität genießen, kommen dann später dazu. Dass dabei, ganz anders als früher, mehr Wert auf leistungsfähige ÖPNV-Tangenten gelegt wird, wurde höchste Zeit. Weil wegen früherer Planungen der Nahverkehr radial aufs Zentrum ausgerichtet ist, ist man noch heute mit dem Auto zwischen einzelnen Stadtvierteln am Stadtrand um ein Vielfaches schneller unterwegs.

Das passt so gar nicht in eine Zeit, in welcher der Klimawandel und die nötige Verkehrswende zu den wichtigsten Themen der Stadt gehören. Gut also, dass sich das stark ändern soll. Auch dass, ebenso anders als früher, nun zunehmend über die Stadtgrenzen hinaus gedacht wird und mehr Linien in die Landkreise führen sollen, ist ein Gewinn. Denn den Münchnern nutzt es wenig, wenn sie selbst zwar auf die Öffentlichen setzen, viel zu viele Pendler aber nach wie vor die Stadt mit ihren Autos überrollen.

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Dass die Trambahn in den neuen Verkehrsplanungen eine dominierende Rolle spielt, ist ein richtiges Signal. Trambahnen sind bekanntlich leistungsfähiger als Busse und können deutlich schneller realisiert werden als U-Bahnen, was die Stadt ihrem überaus ambitionierten Ziel, bis zum Jahr 2035 klimaneutral zu werden, näher bringen kann. Deshalb ist jetzt keine Zeit mehr zu verlieren. Sieben neue Linien, das bedeutet auch langwierige Planungs- und Genehmigungsprozesse. Und die - sinnvolle und wichtige - Beteiligung der Bürger beschleunigt das Ganze sicher nicht.

Auch die Fahrgastinitiativen, die den Beschluss des Stadtrats im Prinzip gutheißen, dringen auf mehr Tempo. So vermisst der "Arbeitskreis Attraktiver Nahverkehr" (AAN) völlig zurecht einen verbindlichen Zeitplan für die Realisierung einzelner Strecken. Wichtig sei, dass gebaut und nicht wieder nur jahrelang untersucht und geplant werde. Dasselbe ist bei Pro Bahn zu hören.

Sollte die Verwaltung nicht die nötigen Kapazitäten für eine zügige Planung und Umsetzung haben, müssen diese eben erhöht werden, auch in Zeiten knapper Kassen. Am falschen Ende zu sparen, kann sich die Stadt in der Verkehrspolitik wirklich nicht leisten.

© SZ vom 04.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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