Skateboarding:Wo man in München gut skaten kann

München ist für vieles bekannt, nicht aber für seine Skateparks. Dabei gibt es 40 öffentliche Anlagen in der Stadt. Da den Überblick zu behalten, ist gar nicht so einfach.

Von Julian Thamm

Von der Straße in den Park

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(Foto: Robert Haas)

Die meisten Skateparks in München sind so genannte Street-Anlagen. Sie sollen den städtischen Straßenraum abbilden. Das klingt etwas sperrig, konkret heißt das: Was einem sonst draußen auf der Straße begegnet, wird im Skatepark mithilfe von Hindernissen imitiert, zum Beispiel mit Mauern, Treppen, Geländern oder Rampen - zumindest sollte das so sein. Die Münchner Skateparks werden in Kooperation mit Vertreterinnen und Vertretern der Skateszene geplant, und das vor allem seit den 2000er Jahren. Davor wurden viele Fertigteil-Anlagen mit den immer gleichen Hindernissen gebaut: einfache Rampen, Pyramiden, manchmal war auch noch eine Rail dabei, eine Schiene, auf der Tricks gemacht werden. Obwohl diese alten Parks gut befahren sind, können sie mit den moderneren Anlagen nicht mithalten. Zum Skaten reicht es zwar aus, es fehlt aber an Abwechslung. Neben den Dutzenden Fertigteil-Anlagen gibt es durchaus nennenswerte andere Skateparks. Eine Auswahl.

Für Anfänger und Fortgeschrittene

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(Foto: Julian Thamm)

Beim Bau des Skateplatzls am Feierwerk wurde vieles richtiggemacht. Die Anlage zeichnet sich durch ihre abwechslungsreichen Elemente aus: Rampen, Stufen, Treppengeländer, eine hölzerne Miniramp und sogar eine Quarterpipe gibt es auf dem Platzl. Und das alles mitten in der Stadt. Sie zählt zu den ersten Anlagen, die in Zusammenarbeit mit der Münchner Skateszene entwickelt wurden - und das merkt man. Die einzelnen Elemente sind gut aufeinander abgestimmt. Der Park geht auf den Kulturveranstalter Feierwerk zurück und wurde 2010 in Kooperation mit dem Münchner Sozialreferat und der lokalen Skateszene geplant und gebaut. Dieselben Veranstalter geben auch jedes Jahr in den Schulferien Skatekurse. Die vielfältige Anlage zieht alle möglichen Skater an - egal ob Anfänger oder Fortgeschrittene. Und bei einer Fläche von etwa 900 Quadratmetern ist auf dem Platzl auch genug Platz.

Abwechslung am Wacker

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(Foto: Julian Thamm)

Wenn man sich bei den Skatern in München nach den besten Parks umhört, kommt häufig nur ein Wort: "Wacker". Gemeint ist der Wackerplatz am Neuhofener Berg in Sendling. Auch hier gibt es eine große Vielfalt an Elementen - egal ob Rampen, Bänke, Geländer oder Treppenstufen. Sogar eine kleine Bowl ist im hinteren Teil des Parks dabei, also ein Becken zum Skaten. Die Abwechslung macht Spaß und ist sicherlich einer der Hauptgründe für die Beliebtheit des Parks. Doch das war nicht immer so. 2014 wurde vom Stadtrat beschlossen, dass sieben Skateparks saniert werden sollen. Darunter auch der Wackerplatz, die Anlage war einfach zu alt. Vom unebenen Boden und den abgenutzten Elementen von früher ist hier nun nichts mehr zu sehen. Der Park ist mit etwa 500 Quadratmetern nicht der größte und da viele junge Skaterinnen und Skater die sonnigen Nachmittage nutzen, um ihre Tricks auf dem Board aufzupolieren, wird es schnell mal voll am Wackerplatz. Also: Wenn möglich die Stoßzeiten vermeiden.

Olympisches Erlebnis

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(Foto: Julian Thamm)

Bei den Olympischen Spielen 2021 wird Skateboarding zum ersten Mal in der Geschichte eine Wettkampfdisziplin sein. Da passt es perfekt, dass sich eine der besten Street-Anlagen direkt neben dem U-Bahnhof Olympiazentrum befindet. Die Sanierung beschloss der Stadtrat auch bereits 2014, umgesetzt wurde sie vor zwei Jahren. Dafür holte sich die Stadt Unterstützung aus der lokalen Skateszene und investierte etwa 250 000 Euro. Vom alten Park mit rissigem Boden ist hier keine Spur mehr. Stattdessen gibt es auf den knapp 450 Quadratmetern moderne Street-Elemente. Aber Achtung: zu den üblichen Stoßzeiten, wie an sonnigen Nachmittagen, ist auch dieser Park sehr gut besucht. Nicht immer kann jeder Skater gleichzeitig seine Tricks üben. Da hilft nur Geduld - aber es gibt ja genug zu sehen.

Mühelos dahinrollen

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(Foto: Julian Thamm)

In Freiham wird auf dunkelgrauem Boden und mit modernen Hindernissen geskatet. Erst vergangenes Jahr im Herbst wurde die Anlage eingerichtet, es ist die jüngste Ergänzung auf der Münchner Skateparkliste. Und auch hier waren Vertreter der Szene in der Entwicklung involviert. Obwohl der Park hauptsächlich eine Street-Anlage ist, befindet sich auf einer Seite ein größeres Bowl-Element. Auch andere Parks kombinieren verschiedene Skate-Elemente, aber nirgendwo wirkt diese Kombination so mühelos wie hier. Die einzelnen Elemente gehen ineinander. So lässt sich beispielsweise die Bowl befahren, ohne das man vom Board Absteigen müsste. Auch die anderen Bereiche im Park sind aufeinander abgestimmt. Dadurch entsteht ein äußerst abwechslungsreiches Skateerlebnis. Der Park ist zugegeben nicht wirklich zentral gelegen. Mit der Bahn braucht man mehr als 20 Minuten bis zum Hauptbahnhof. Ein Ausflug nach Freiham zu diesem Skatepark lohnt sich aber.

Poolparty in der Betonwüste

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(Foto: Catherina Hess)

Was für Außenstehende wie eine kleine Betonwüste mit großen Löchern aussehen mag, ist für so manchen Skater der absolute Traum. In den 70ern experimentierten in den USA die ersten Skater mit ausgetrockneten Swimmingpools. Sie nutzten die steilen Wände, um schnell Geschwindigkeit aufzubauen und so durch die Becken zu fahren - die Geburtsstunde des sogenannten Pool Ridings. Die leeren Pools werden auch Bowls, also Schüsseln, genannt. Heutzutage zählen sie schon längst zum festen Bestandteil der Skateszene, auch hier in München.

Senkrecht in die Schüssel

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(Foto: Julian Thamm)

Reine Bowl-Anlagen sind selten, umso mehr fällt die am Hirschgarten auf. Seit 2010 steht die Anlage und ist gewissermaßen der Inbegriff des "Pool Ridings". Die Hirschgarten Bowl hat knapp 1,2 Millionen Euro gekostet und ist damit die bisher teuerste Skateanlage Münchens. Grundsätzlich gibt es hier Elemente in allen Schwierigkeitsgraden. Dennoch eignet sich die Anlage eher für fortgeschrittene Skater. Man sollte also schon ein paar Stunden auf dem Board verbracht haben, bevor man mit dem Rollbrett drei Meter senkrecht in einen Pool springt. Die absoluten Highlights des Parks sind der Kleeblatt-Pool mit den blauen Fliesenreihen am Rand des Beckens, der nach amerikanischem Vorbild gebaut wurde, und die sogenannte Fullpipe: eine Röhre aus Beton mit einem Durchmesser von bis zu sechs Meter. Beide Elemente sind echte Hingucker und stellen selbst für erfahrene Skater eine echte Herausforderung dar. Nicht weit von der Bowl befindet sich ein weiterer Skatepark. Nach Informationen des Baureferats wird dieser voraussichtlich 2021 komplett saniert. Anders als die Hirschgarten Bowl werde der alte Nachbar jedoch als Street-Anlage konzipiert. Als Ergänzung zur Bowl-Anlage, so das Baureferat. Die Stadt München plant derzeit weitere Sanierungen von Skateparks. Auch die Anlagen am Annette-Kolb-Anger und am Wörnbrunner Platz sollen saniert werden. Gänzlich neue Parks sind aber nicht in Planung.

Vom Skateboard in den See

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(Foto: Julian Thamm)

Für Skater die auch gerne mal schwimmen gehen ist die Feldmochinger Straße 325 wahrscheinlich die beste Adresse. Hier befindet sich der Skatepark am Fasaneriesee. Erst im Betonpool ein paar Runden drehen und dann ab ins Wasser. Der Weg zum See dauert kaum eine Minute. Als der Park 2007 eröffnet wurde, war er der einzige seiner Art und Größe. Auf 970 Quadratmetern wurden hier Bowl- und Street-Elemente verbaut. Kosten: knapp 270 000 Euro. Zwei schlüsselförmige Bowls befinden sich in der Mitte der Anlage. Eine kleine, weniger anspruchsvolle Bowl und eine tiefe, die sogar für erfahrene Skater eine Herausforderung darstellt. Zudem ist die tiefere Bowl auch für "Vert-Tricks" gut geeignet. Dabei fliegen die Skater über den Rand hinaus in die Luft und führen Tricks aus. Auch wenn der Fokus eher auf Bowl-Skating liegt, dank Geländer, Treppen und Rampen können sich Street-Skater hier ebenso austoben. Weiteres Plus: Der nächste Biergarten ist mit dem Board keine fünf Minuten entfernt.

Ungestört im Pool

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(Foto: Julian Thamm)

Versteckt hinter Büschen und Bäumen befindet sich an der Xaver-Weismor-Straße in Trudering-Riem eine weitere Betonschüssel. Was vor dem Metallzaun noch wie ein unscheinbarer kleiner Skatepark aussieht, entpuppt sich als eine der besten Anlaufstellen für neue Bowl-Skater. Es ist sowas wie die kleine Schwester des Skateparks am Fasaneriesee. Ähnlich wie dort, gibt es hier auch zwei Bowls, die jedoch miteinander verbunden sind. Hier lassen sich perfekt die Grundlagen des Pool Ridings erlernen. Aber auch fortgeschrittene Skater können hier ihren Spaß haben. Für 100 000 Euro entstand 2007 die Skateanlage in ruhiger Lage. Vielleicht liegt es daran, dass dieser Park nicht ganz so gut besucht wird, vielleicht aber auch daran, dass es einfach weniger Bowl-Skater gibt. Eines steht jedoch fest: Wer ungestört seine Bahnen in einer Betonschüssel drehen möchte, hat hier wahrscheinlich die besten Chancen.

Perfekt zum Herantasten

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(Foto: Julian Thamm)

Wer sich noch nicht traut, im Hirschgarten oder an der Xaver-Weismor-Straße zu fahren, kann sich im Wesentfelser Park langsam an die Bowl herantasten. Für die allerersten Schritte im Bowl-Skating eignet sich der Skatepark Neuaubing. Das Gelände zeichnet sich durch zahlreiche Half-Bowls aus. Anders als bei den meisten anderen Anlagen gibt es keine steilen Wände oder komplette Schüsseln. Dennoch lassen sich hier auch komplexe Manöver und Tricks durchführen. Der Park hat neben den Bowl-Elementen nämlich auch eine befahrbare Wand. Im Skater-Jargon auch Wallrides genannt, fahren die Skater dabei mit genug Geschwindigkeit die Wand entlang. Wirklich viel Platz gibt es auf dem Gelände aber nicht. Mit 270 Quadratmetern ist der Neuaubinger Skatepark relativ überschaubar.

Wie eine betonierte Mondlandschaft

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(Foto: Julian Thamm)

In Perlach befindet sich die Grünfläche "Im Gefilde", und darin steht seit 2011 ein äußerst besonderer Skatepark. Was aussieht, wie eine betonierte Mondlandschaft, ist laut Baureferat eine "multifunktionale Flow-Anlage". Das heißt, dass es im ganzen Park keine Hindernisse mit harten Kanten und Ecken gibt. Stattdessen bestimmen "weiche Formen und Übergänge" das Fahrgefühl. Und das funktioniert auch ganz gut. Die Anlage im Wert von 450 000 Euro ist eine Spezialanfertigung, die in Zusammenarbeit mit der Skateszene geplant wurde. Die individuellen Wünsche der Skater wurden aufgenommen. Darunter auch eine sogenannte Oververtcorner: ein Betonkonstrukt, was wie eine offene Muschel in die Luft ragt. Ein echter Hingucker auf dem Gelände und ganz im Sinne der Flow-Anlage. Allerdings ist der Skatepark aufgrund seines Konzepts auch bei vielen Scootern äußerst beliebt. Wer ungestört auf den Betonwellen surfen will, sollte also die typischen Stoßzeiten - am späten Nachmittag und frühen Abend - auch hier vermeiden. Eine Liste mit allen 40 öffentlichen Skateparks der Stadt München gibt es hier.

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