Wohnungsmangel in München:Plakate machen Leerstand von Wohnraum sichtbar

Lesezeit: 2 Min.

Mit einer Plakataktion soll auf den Leerstand in München aufmerksam gemacht werden. (Foto: Sebastian Krass)

Die Linke prangert an 45 Häusern an, dass darin Wohnungen ungenutzt seien. Und sie macht Vorschläge, was gegen Leerstand getan werden könnte.

Von Sebastian Krass

Wer an diesem Montag in den Straßen Schwabings unterwegs gewesen ist oder in Haidhausen oder der Maxvorstadt, hat sie vielleicht gesehen: Plakate in lila-roter Farbe, auf denen groß die Frage steht "Warum stehen hier Wohnungen leer?", und dazu das Logo der Partei Die Linke. An insgesamt 45 Wohnhäusern in sechs Stadtteilen, die ganz oder großteils leer stehen, haben Aktivistinnen und Aktivisten über Nacht diese Plakate aufgehängt.

Man wolle damit öffentlich sichtbar machen, wo in der Stadt dringend benötigter Wohnraum ungenutzt sei, sagt Theo Glauch, Landtagskandidat für den Stimmkreis München-Milbertshofen, bei der Vorstellung der Aktion am Montagmittag vor dem Haus Agnesstraße 48 in Schwabing, das seit ungefähr sechs Jahren leer steht.

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Auch in Schwabing sind zwei Häuser des Studierendenwerks so marode, dass sie unbewohnbar sind. Damit stehen in München rund 1450 Plätze leer. In den vergangenen sechs Jahren ist die Zahl der günstigen Apartments um ein Fünftel gesunken. Wie kann das sein?

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"Denn oft", so sagt Glauchs Genosse Christian Schwarzenberger, der sich für die Linke in München insbesondere um die Themen Wohnen und Mieten kümmert, "wird Leerstand von den Menschen gar nicht so wahrgenommen, etwa weil wie hier ein Bauzaun um das Haus herumsteht." Nur stünden diese Zäune eben oft über Jahre, ohne dass mit den Häusern etwas passiert. "Investoren spielen auf Zeit, um ihren Profit zu maximieren", sagt Glauch. "Wir wollen mit unserer Aktion den Druck erhöhen. Leerstand darf sich nicht lohnen." Man freue sich über weitere Hinweise auf ungenutzte Wohnhäuser.

Die Agnesstraße 48 ist seit Jahren eines der prominentesten Beispiele für verloren gegangenen Wohnraum. Das Haus wurde seit 2016 zweimal verkauft. Der aktuelle Eigentümer, die Immobilienfirma M-Concept, kommt mit ihren Bauplänen bei der Stadt nicht durch, auch weil das Gebäude in der Zwischenzeit unter Denkmalschutz gestellt worden ist. Vor einer Woche scheiterte M-Concept vor dem Verwaltungsgericht mit einer Klage gegen die Stadt.

Wie groß der Leerstand von Wohnraum ist, der sich in Privateigentum befindet, weiß niemand. Die Linke nennt bei ihrer Aktion die Zahl von stadtweit 47 000 ungenutzten Wohnungen. Diese Angabe stammt aus dem Mikrozensus 2018, dabei eingerechnet waren aber auch Wohnungen, die nur kurz und legal leer standen, etwa wegen eines Mieterwechsels.

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Die Kritik der Linken richtet sich aber nicht nur an private Investoren, sondern auch gegen den Leerstand beim Studentenwerk, das wegen eines riesigen Sanierungsstaus derzeit in München etwa 1450 Wohnungen ungenutzt hat. Die meisten sind in der Studentenstadt, aber auch 147 Appartements in einem Wohnheim die Agnesstraße hinunter, Nummer 33 und 35. Auch dort hängen Plakate. Die Linke wirft der Staatsregierung vor, zu wenig für studentischen Wohnraum zu tun.

Ebenfalls zum Termin gekommen ist Adelheid Rupp, Spitzenkandidatin für die Landtagswahl. Sie verlangt, dass der Gesetzgeber mehr gegen Leerstand tut. Ein Vorbild seien die Niederlande, da könne ein Haus nach einem Jahr Leerstand quasi zwangsbezogen werden. Ebenso könne der Freistaat Erbengemeinschaften, die sich über die Verwertung einer Immobilie nicht einig werden, zu einer Mediation zwingen. "Und wenn dann nichts passiert, muss enteignet werden, natürlich zu einem Preis, der dann gezahlt wird."

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