Gastronomie:Atzinger und Altem Simpl droht das Aus

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Der Alte Simpl in der Türkenstraße ist derzeit geschlossen. (Foto: Stephan Rumpf)

Der Betreiber hat für die Traditionslokale in der Maxvorstadt Insolvenzantrag gestellt. Beide sind vorübergehend geschlossen. Und nun?

Von Franz Kotteder

Zwei Münchner Traditionslokale stehen vor dem Aus: Schon seit einigen Tagen hängen Zettel an den Eingangstüren des Atzinger und des Alten Simpls, auf denen es heißt, sie seien "vorübergehend geschlossen". Der Betreiber der beiden Gaststätten, Wassili Galanopoulos, bestätigte der SZ nun am Telefon, dass seine Philon Restaurant GmbH einen Antrag auf Einleitung des Insolvenzverfahrens gestellt habe.

Zu den genauen Gründen und wie es weitergehen soll, könne er sich erst im Laufe des Januars äußern. Die beiden Löwenbräu-Wirtshäuser bleiben bis dahin auf alle Fälle geschlossen. Es handelt sich dabei um zwei der traditionsreichsten bayerischen Gaststätten der Maxvorstadt in Uni-Nähe mit einer sehr langen und teilweise auch bunten Geschichte.

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Der Alte Simpl in der Türkenstraße 57, vor gut 120 Jahren eröffnet von der legendären Wirtin Kathi Kobus, war lange Zeit ein Künstler- und vor allem Dichterlokal. Frank Wedekind, Ludwig Thoma, Thomas Theodor Heine und Georg Heym verkehrten hier ebenso wie Joachim Ringelnatz und der Bildhauer und Karikaturist Olaf Gulbransson. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Toni Netzle die neue Wirtinnen-Berühmtheit im Alten Simpl, bei ihr kehrten Bernd Eichinger ein, Franz Josef Strauß und Peter Gauweiler, aber auch Duke Ellington war mal da und andere internationale Musikstars. Dazu Schauspieler wie Robert De Niro, Gina Lollobrigida und Brigitte Bardot. Damals war der Alte Simpl ein richtiges Promi-Lokal.

Das ist lange vorbei, über diese Art von Lokalen ist die Zeit hinweggegangen. In der Uni-Gegend sind heute eher Lokale gefragt, die entweder große Schnitzel für wenig Geld im Angebot haben, wahlweise auch hippe Trendläden mit veganer Kost oder Cafés mit ungefähr 100 verschiedenen Kaffee- und Teevarianten.

Wird es im Atzinger auch nach der Wiedereröffnung Currywurst und Pommes geben? Agon Bajrami verspricht traditionell bayerische Küche, aber auch vegetarische und vegane Gerichte. (Foto: Stephan Rumpf)

Der Atzinger wiederum, an der Ecke Amalien-/Schellingstraße gelegen, ist eine typische Studentenkneipe und könnte in einem guten Jahr eigentlich sein 100. Gründungsjahr feiern. 1925 wurde aus der ehemaligen Kantine des Finanzamts ein Wirtshaus, später kehrten vor allem Studentinnen und Studenten hier ein. Zu den damals noch weniger bekannten Gästen gehörten auch Gerhard Polt und Hans-Christian Müller, die beide nicht weit davon aufgewachsen sind. 2008 wurde das Lokal umfassend renoviert und in wesentlichen Teilen in den historischen Zustand zurückversetzt. Wassili Galanopoulos führte seitdem die Geschäfte dort.

Sowohl der Alte Simpl als auch der Atzinger sind an die Spaten-Löwenbräu-Gruppe verpachtet, die - was den Absatz angeht - zum weltgrößten internationalen Braukonzern AB-Inbev gehört. Wie es nun weitergehen soll, war am Freitag nicht zu erfahren. Es ist aber anzunehmen, dass Löwenbräu die beiden Traditionsgaststätten nicht aufgeben wird.

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