Die "Hug and mug"-Masche ist zurück in München - Trickdiebstahl durch Täterinnen und Täter, die ihren Opfern erst unter einem Vorwand körperlich nahe kommen und dann blitzschnell teure Uhren, meist der Marke Rolex, vom Handgelenk streifen. Zwei aktuelle Fälle aus Bogenhausen und Pullach im Isartal meldete die Münchner Polizei am Sonntag. Zusammenhänge würden geprüft, sagte ein Polizeisprecher, ebenso zu weiteren Fällen von Ende Februar, ebenfalls aus Bogenhausen, und Anfang März in Pullach und Taufkirchen.
Häufig geben die Täter auch vor, Geld wechseln zu wollen. In den beiden Fällen vom Samstag hatten die gestohlenen Uhren jeweils einen Wert von mehr als 30 000 Euro. Die junge Täterin im Bogenhauser Fall vom Vormittag und der ältere Pullacher Täter vom Nachmittag liefen jeweils zu Fuß davon. Die beiden Opfer bemerkten das Fehlen der Luxusuhren erst einige Zeit später.
Ähnliche Fälle von Trickdiebstahl in der Öffentlichkeit werden meist von größeren, international agierenden und gut organisierten Täterbanden verübt - entweder nach Art italienischer "Scippatori" gewaltsam von einem motorisierten Zweirad aus oder durch die Einschmeichel-Masche. Eine auf diese Methode spezialisierte, aus Rumänien gesteuerte Bande, war vor mehreren Jahren in München aktiv.
Über eine Razzia gegen eine Motorradräuber-Bande berichtete am Donnerstag die europäische Polizeibehörde Europol. In Neapel wurden acht führende Bandenmitglieder festgenommen. 27 weitere Mitglieder dieser der Mafia nahestehenden Bande waren in den vergangenen Monaten in verschiedenen europäischen Ländern verhaftet worden - auch in München. Die jüngste Durchsuchungsaktion war europaweit vorbereitet und koordiniert worden. Laut Europol war auch das Münchner Kriminalkommissariat 21 (Raub und Erpressungsdelikte) beteiligt.
Laut Europol habe "ein nahezu exponentieller Anstieg der Preise für Luxusuhren" in den vergangenen Jahren Kriminelle dazu motiviert, derartige Überfälle zu verüben. "Bestimmte seltene Zeitmesser haben einen Marktpreis, der weit über dem Einzelhandelspreis liegt, der regelmäßig im vier- oder fünfstelligen Bereich liegt", so die europäische Sicherheitsbehörde in einer Mitteilung. In Banden von drei bis fünf Mitgliedern überwache ein Komplize potenzielle Opfer in Gourmetrestaurants oder gehobenen Hotels. Sobald eine Person mit teurer Armbanduhr identifiziert sei, werde das Opfer von einem Bandenmitglied beobachtet und verfolgt.
Auch die aktuellen Uhrendiebstähle in München, wiewohl weniger gewaltsam als die Raubüberfälle der Scippatori, dürften wohl auf einer vorangegangenen Observierung der Opfer beruhen - anders ist die Erfolgsquote beim "Hug and mug" kaum zu erklären.