Corona:"Die alten Menschen denken, man hätte sie vergessen"

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Einsame Bewohner, überarbeitete Mitarbeiter und immer wieder neue Infektionen: In Seniorenheimen ist die Situation angespannt - und Erleichterung lässt auf sich warten. Über eine Branche am Limit.

Von Nadja Tausche, Freising

Eine Szene hat die Altenpflegerin Raphaela Ott noch ganz genau im Kopf. Eine Bewohnerin des Seniorenheims - "dement, aber noch fit, eine ganz liebe Dame", so beschreibt Ott sie - saß in ihrem Zimmer und weinte. Die Tochter habe gesagt, sie werde sie besuchen, sei aber nicht gekommen. Ott habe der Frau erklärt, so erzählt sie es, dass im Heim ein Besuchsverbot gelte und ihre Tochter schon seit zwei Monaten nicht mehr da gewesen sei. Das habe die Dame verstanden, sie habe sich beruhigt - aber nach einer halben Stunde sei es von vorne losgegangen. "Sie dachte, sie habe die Tochter am Telefon verärgert." Das sei wirklich traurig mit anzuschauen, sagt die Pflegerin: "Wenn die Bewohner sich selbst Vorwürfe machen." Ott heißt in Wirklichkeit anders, weil sie Interna aus dem Haus erzählt, möchte sie anonym bleiben.

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