Filmmuseum:Völlig neues Licht

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Emil Jannings, Marlene Dietrich und Rosa Valetti (von links) 1930 in Josef von Sternbergs "Der blaue Engel". (Foto: United Archives/kpa Publicity/imago images)

Das Filmmuseum zeigt im Frühjahr deutsche Filme sowie Hommagen an Josef von Sternberg und Jane Campion.

Von Josef Grübl

Wer ins Kino geht, möchte Filme sehen. Wer ein Museum besucht, will kulturelle Kostbarkeiten besichtigen. Im Münchner Filmmuseum geht beides: Klassische Ausstellungsräume sucht man hier vergebens, dafür werden im Kinosaal sorgfältig kuratierte Filmreihen und restaurierte Klassiker der Kinogeschichte aufgeführt. Jetzt startet das Programm fürs Frühjahr, außer Werkschauen und Retrospektiven werden in den kommenden Monaten auch restaurierte Filme gezeigt.

Den Anfang macht aber das "Mittel Punkt Europa Filmfest", das vom 2. bis 12. März mit Filmen aus Osteuropa zu Gast ist. Im Anschluss geht es weiter mit einem Blick zurück in die jüngste Vergangenheit: In der jährlich wiederkehrenden Reihe "Deutsche Filme" werden Produktionen aus dem Vorjahr gezeigt, ausgesucht haben sie drei Kritikerinnen und Kritiker. Wer also Filme aus dem Kinojahr 2022 nachholen oder wiedersehen möchte, dürfte hier fündig werden.

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Das deutsche Kino ist vielseitiger denn je, auf dem Spielplan stehen so unterschiedliche Werke wie die furiose Freundinnen-auf-Ibiza-Komödie "JGA", das intime Sterbedrama "Zum Tod meiner Mutter", der stille Reemtsma-Entführungsthriller "Wir sind dann wohl die Angehörigen" von Hans-Christian Schmid, Saralia Volms Fleischhauer-Adaption "Schweigend steht der Wald" oder Andreas Dresens Berlinale-Hit "Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush".

Im April wird der Münchner Filmemacher Peter Goedel 80 Jahre alt, das Filmmuseum widmet ihm zu diesem Anlass eine Werkschau. Auf dem Programm stehen Literaturverfilmungen wie "Das Treibhaus" (1987) und Essays wie "Tanger - Legende einer Stadt" (1997). Der Regisseur wird bei allen Vorführungen zu Gast sein.

Ebenfalls im April startet eine Hommage zu Ehren des Filmemacher-Duos Straub und Huillet, insgesamt 19 ihrer Kurz- und Langfilme aus sieben Jahrzehnten stehen auf dem Programm, unter anderem "Chronik der Anna Magdalena Bach" (1967) oder "Von heute auf morgen" (1996). Jean-Marie Straub ist vor drei Monaten in seiner Schweizer Wahlheimat verstorben, 16 Jahre nach seiner Partnerin Danièle Huillet. "Für eine kommunistische Utopie" hat das Filmmuseum die Reihe betitelt, bei den Vorführungen zu Gast sein werden die Produzentin und zweite Ehefrau von Straub, Barbara Ulrich, sowie der Kameramann Christophe Clavert.

Andreas Dresens Berlinale-Hit "Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush" ist auch im Filmmuseum zu sehen. (Foto: Hoean; Pandora Film)

"Mama!" lautet der Titel einer Reihe, die sich dem Thema Mutterschaft aus unterschiedlichen Blickwinkeln nähert (im April und Mai), gezeigt werden aktuelle Kinofilme wie "She said", "Einfach mal was Schönes" oder "L'evènement" ("Das Ereignis"). Im Mai kommt der Wiener Dokumentarfilmer Nikolaus Geyrhalter ("Unser täglich Brot", "Erde") zum Dok-Fest München, parallel dazu wird es im Filmmuseum eine Hommage geben. Die Filme der neuseeländischen Regisseurin Jane Campion ("The Piano", "The Power of the Dog") und des österreichisch-amerikanischen Regisseurs und Marlene-Dietrich-Entdeckers Josef von Sternberg ("Der blaue Engel", "Blonde Venus") stehen im Mai und Juni auf dem Spielplan. Die Sternberg-Retro wird im Herbst fortgesetzt.

Und dann locken noch die Filmschätze beziehungsweise kulturellen Kostbarkeiten: Im April und Mai werden digitale Restaurierungen von Hollywoodkomödien wie "I Married A Witch" von René Clair aus dem Jahr 1942, dem Western "Canyon Passage" (1946) oder dem japanischen Gangsterfilm-Klassiker "Koroshi no rakuin" ("Branded to Kill") aus dem Jahr 1967 gezeigt. Auf der großen Leinwand dürften sie in einem völlig neuen Licht erstrahlen.

Frühjahrsprogramm Filmmuseum, März bis Juni, Filmmuseum München , St.-Jakobs-Platz 1

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