Da war dann die Rede vom "Bollwerk der Demokratie", das Martin Schulz (SPD) in der Opposition gegen die AfD bilden will, von dem Umstand, dass dies kein "guter Tag für die Demokratie" sei, wie Cem Özdemir für die Grünen konstatierte, oder einer "Zäsur" für die Republik, die Thomas Oppermann in der Runde der Fraktionsvorsitzenden für die SPD ausrief.
In der Talkshow bei Anne Will gaben sich die Moderatorin als Vertreterin der Medien und die Politiker dann schließlich gegenseitig die Schuld dafür, dass die AfD zu sehr im Mittelpunkt des Gesprächs stehe. "Warum sind Sie ratzfatz bei der AfD?", fragte Anne Will ihre Gäste nach einer halben Stunde Gesprächsführung, "da waren wir noch gar nicht."
Wenn diese Wahl eines gezeigt hat, dann, dass die Wähler von inhaltsleeren Politikerphrasen die Nase voll haben. Da musste der jeweilige Sender schon Glück haben, auf einen versierten und gleichzeitig ehrlichen Gesprächspartner zu treffen. Jürgen Trittin von den Grünen - inzwischen ohne Amt - beschrieb bei der ARD den Inhalt der anstehenden Koalitionsverhandlungen zwischen Union, FDP und Grünen so pointiert wie kaum ein anderer an diesem Abend. Damit es zu Jamaika kommen könne, müsse die CDU ökologischer, die FDP sozialer und die CSU liberaler werden, sagte Trittin.
Und selbst aus der AfD gab es eine Stimme, die sich bei allem Siegesgeheul der Spitzenkandidaten Alexander Gauland und Alice Weidel unerwartet differenziert anhörte. Parteichefin Frauke Petry gab sich in der ARD selbstkritisch, was den Ton der AfD angehe. Sie wies aber auch darauf hin, dass die Medien immer nur die lauten Töne aus ihrer Partei wiedergäben, aber nicht die Meinungen, die aus ihrer Sicht vernünftig und gemäßigt seien.
Vielleicht müssen auch die Medien im Umgang mit der neuen Partei im Bundestag dazulernen, und nicht nur das Parlament.