Unter Bayern:Von Kultfiguren und Legenden

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Ist das nun schon eine Kultfigur? Der österreichische Liedermacher Voodoo Jürgens liefert jedenfalls den passenden Soundtrack für so manche Legende. (Foto: Niels P. Joergensen)

Wahlkampf allerorten und ein neues Limit beim Elterngeld - den Bayern bleibt leider gar nichts erspart.

Glosse von Franz Kotteder

Wer: "Die Älteren unter uns werden sich noch erinnern" schreibt, gibt zu, dass er nicht mehr der Frischeste ist. Aber heute geht es nicht anders, weil wir uns an den Münchner Kommunalwahlkampf 1978 erinnern, als der damalige CSU-Kandidat auf Plakaten und in echt nahezu allgegenwärtig war. Das mündete bald in den Spottvers: "Wo ich geh' und biesel, steht der Erich Kiesl."

Dieser Tage aber kann man auf keine Stadtviertelbrauereieröffnung und auf keinen Discounterparkplatzflohmarkt mehr gehen, ohne dass sich Markus Söder ranwanzt und ein paar launige Worte zur Begrüßung spricht. Wahlkampf halt, und vermutlich nur, um dann weitere fünf Jahre viele Plenarsitzungen im bayerischen Landtag schwänzen zu können. Aber gut, Söder sagt sich halt: "Die Leute sollen mich kennenlernen." Kann zwar auch nach hinten losgehen, aber bei Kiesl hat's anfangs funktioniert. Erst später haben die Münchner kapiert, dass er vielleicht besser zum Bürgermeister von Hinterpfuideifi getaugt hätte.

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Währenddessen deckt Söders Vize Hubert Aiwanger die Flanke etwas weiter rechts draußen ab mit seiner Mission "Make Bavaria bläd again". Neulich soll er in Fischbachau sogar schon als "Kultfigur" tituliert worden sein. Von da an ist es dann gar nicht mehr weit zur "Legende". Die hat den Nachteil, dass niemand mehr so recht weiß, was bei Legenden mal Realität war und was Erfindung. Insofern stutzt man, wenn die bayerische SPD im Wahlkampf Veranstaltungen mit "SPD-Legenden" in München und Nürnberg plant, und denkt unwillkürlich an den Wiener Songwriter Voodoo Jürgens, dessen größter Hit das Lied "Heite grob ma Tote aus!" ist. Erfreulicherweise ist es aber so, dass die Sozis an sogenannte lebende Legenden denken. Sonst hätte man sich fast noch Gedanken über den Todestrieb in der Politik machen müssen.

Aber man sollte ja froh sein, dass es überhaupt noch Leben in Bayern gibt. Derzeit ist überall zu hören, dass man unter 300 000 Euro im Jahr leider gar keine Zeit für Kinder haben kann, wenn der Staat nicht zuschießt. Ja, auch Kinderwunsch und Elternliebe sind letztlich Luxus und eine Frage der Finanzen. Die Älteren unter uns werden sich noch dran erinnern, dass es einst überhaupt kein Elterngeld gab und dass viele Menschen trotzdem so deppert waren, Kinder zu bekommen. Noch dazu bei niedrigen Gehältern oder gar alleinerziehend! Kaum zu glauben, was man sich damals alles geleistet hat.

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