Ein Ministerpräsident in China:Die Krawallbär-Diplomatie des Markus Söder

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Der Krawallbär (rechts) ist für sein aufbrausendes, aber heiteres Wesen bekannt. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

China garniert seine Außenpolitik gerne mit Pandas als Gastgeschenk. Wie wäre es, wenn Bayerns Ministerpräsident Söder die Idee bei seinem Besuch übernimmt?

Glosse von Roman Deininger

Peking, 22. März. Noch bevor Ministerpräsident Markus Söder (CSU) seine China-Reise beginnt, ist die Frachtmaschine mit seinen beiden Gastgeschenken an Staatspräsident Xi Jinping in Peking gelandet. Die beiden Krawallbären Hubert und Fabi sollen bis zur feierlichen Übergabe nächste Woche freilaufend im Garten der Deutschen Botschaft gehalten werden. "Das chinesische Volk ist gerührt von dieser Geste der Freundschaft und des Friedens", teilte das chinesische Präsidialamt mit. Krawallbären kommen nur in Bayern vor und werden dort für ihr aufbrausendes, aber heiteres Wesen und ihr flauschiges orangefarbenes Fell verehrt.

Söders Aktion gilt als Paradebeispiel, wie der Freistaat erfolgreich seine Krawallbären als diplomatisches Mittel einsetzt, um das eigene Image im Ausland aufzupolieren. Üblicherweise verleiht die Staatsregierung die lustigen Tiere für eine hohe Miete an andere Länder - im aktuellen Fall ist das anders. "Hubert und Fabi sind ein Geschenk", sagte Söder (CSU) vor seinem Abflug nach Peking. "Die beiden dürfen in China bleiben und dort alt werden. Ich wünsche eine gute Zeit."

Zur artgerechten Unterbringung von Krawallbär Hubert haben die Chinesen für umgerechnet neun Millionen Euro einen niederbayerischen Bauernhof der 1970er-Jahre nachgebaut. Auch das Gehege von Krawallbär Fabi hat eine persönliche Note und ist an ein Internetcafé aus der Frühzeit des Web angelehnt. Auf chinesischer Seite hofft man dem Vernehmen nach, dass Hubert und Fabi sich wohlfühlen und bald Nachwuchs bekommen. "Allen Beteiligten viel Spaß", so Söder.

Aus deutschen Botschaftskreisen hieß es, dass Hubert bereits am ersten Abend in China einen Ausbruchsversuch unternommen hat, um an einer Demonstration von Reisbauern im Jingshang-Park teilzunehmen. "Die deutschen Bären müssen lernen, zu gehorchen", teilte ein Sprecher der Kommunistischen Partei Chinas mit. "Sonst bekommen sie das Spezialfutter."

Unterdessen kritisierte Florian von Brunn, der SPD-Fraktionschef im bayerischen Landtag, die Krawallbär-Diplomatie scharf: "Das Söder-Regime benutzt den hohen Sympathiefaktor unserer bayerischen Krawallbären zur Manipulation der öffentlichen Meinung in China." Aus der CSU hieß es daraufhin, Brunn solle gut aufpassen. Söder habe kürzlich bei seinem Besuch in Serbien auch dem Zoologischen Garten Belgrad einen Krawallbären versprochen.

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