In der Debatte über die Stundentafel an Bayerns Grundschulen sprechen sich die Grünen dafür aus, die Kinder einfach länger in der Schule lernen zu lassen - und somit keine Fächer anzutasten. Nach den schlechten Pisa-Ergebnissen plant die Staatsregierung mehr Deutsch und Mathematik und stellt den Schulen eine Einsparung bei kreativen Fächern frei. Auch die Grünen fordern die Zusatzstunden in den Kernfächern. Fraktionschefin Katharina Schulze stellte am Montag aber eine eigene Idee vor: keine Streichungen - weder bei Kunst, Musik und Werken, noch bei Englisch -, stattdessen solle es schlichtweg mehr Unterricht insgesamt geben.
Die Staatsregierung plant in allen vier Jahrgangsstufen jeweils eine Zusatzstunde Deutsch pro Woche, in der ersten und dritten Klasse zudem eine weitere Mathestunde. Den Plänen von Kultusministerin Anna Stolz (FW) zufolge soll dies auf Kosten von Kunst, Musik und Werken gehen, die in einem Stundenpool aufgehen, gegebenenfalls von Englisch, je nach flexibler Handhabe am Ort. Nicht aber zulasten von Religion. Hierzu hatte es ein Scharmützel zwischen Stolz und Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gegeben. Gegen die Kürzung kreativer Fächern wurde kürzlich ein empörter Zwischenruf prominenter Künstler publik.
Schulze sieht ein "unwürdiges Feilschen", insgesamt sei mehr Zeit zum Lernen nötig: Somit würden Kinder in der ersten und dritten Klasse an einigen Tagen bis 13 Uhr in der Schule bleiben. Die Ausweitung solle "stufenweise" stattfinden, damit die erforderlichen Lehrkräfte tatsächlich bereitstehen. Auch bei Religion möchten die Grünen keine Abstriche. Jedoch stellt sich Schulze vor, die dritte Religionsstunde in den höheren Klassen zu "einer Art Dialog-Unterricht" weiterzuentwickeln. Darin könne man mit den Schülern über Werte wie Toleranz reden, was in der aufgeheizten Gesellschaft vonnöten sei und Schule als "Ort der Persönlichkeitsentwicklung" stärken.
Schulze erneuerte ihre Kritik am späten Beschluss des bayerischen Haushalts und rügte eine verzögerte Vorlage - der Etat dürfte heuer erst im Juni den Landtag passieren. Soziale Einrichtungen oder auch viele Projekte und Betreuung rund um Schulen, deren Finanzierung keine gesetzliche Pflichtaufgabe sei, müssten somit "warten". Es sei zu befürchten, "dass in Zeiten des Fachkräftemangels gute Leute diese Hängepartie nicht mitmachen". Das Finanzministerium hatte der Kritik der Grünen zuletzt widersprochen, es gebe "keineswegs Stillstand der Verwaltungstätigkeit".