Streit über Solarparks:Öko-Strom, ja - aber doch nicht im Schutzgebiet

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Die Freiflächen-Photovoltaik boomt. Hier eine Anlage auf früheren Müllbergen im Landkreis Ebersberg. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Landtags-Grünen wollen die Errichtung großer Photovoltaikanlagen in Landschaftsschutzgebieten erleichtern. Und entzweien damit die Naturschutzszene.

Von Christian Sebald

Die gleichsam permanente Forderung der Grünen, den Ausbau der Erneuerbaren Energien zu beschleunigen, stößt auch in Bayern immer öfter auf offenen Widerspruch von Naturschützern. Aktuellstes Beispiel ist der Antrag der Grünen-Landtagsfraktion, nach dem die Staatsregierung jetzt auch Landschaftsschutzgebiete für den Bau von Freiflächen-Photovoltaikanlagen freigeben solle, vorausgesetzt der Naturschutz stehe dem nicht entgegen. Dem Landesbund für Vogelschutz (LBV) geht das zu weit. Er wehrt sich vehement dagegen, dass der Bau von Öko-Stromanlagen nun auch in den Schutzgebieten erlaubt werden soll.

"Landschaftsschutzgebiete machen ein knappes Drittel der Landesfläche aus", sagt LBV-Geschäftsführer Helmut Beran. "Es gibt also außerhalb dieser Schutzgebiete ausreichend Platz für Photovoltaikanlagen." Überhaupt sollten Photovoltaikanlagen aus Sicht des LBV vorrangig dort errichtet werden, wo sie der Natur am wenigsten schaden, also auf Dächern. "Landschaftsschutzgebiete sind immer die letzte Option", sagt Beran, der ausdrücklich für den Ausbau der Photovoltaik ist. Aber eben nicht zu Lasten der Natur und der Artenvielfalt.

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Aus Berans Sicht sind Klimawandel und Artensterben "eine Zwillingskrise". Der Erhalt der Artenvielfalt und der Schutz reichhaltig ausgestatteter Landschaften müssten deshalb eine herausragende Rolle bei der Energiewende spielen.

Aktuell gibt es 2900 Anlagen

Solarparks, wie die Freiflächen-Photovoltaik landläufig genannt wird, boomen. Ende 2020 gab es 2210 Anlagen in Bayern, meist entlang von Autobahnen und anderen Fernstraßen, aber auch an überregionalen Bahnstrecken oder aufgelassenen und aufgefüllten Deponien und ähnlichen Konversionsflächen. Die Zahl hat sich seither beträchtlich erhöht.

Ende 2022 waren laut Wirtschaftsministerium bereits 2900 Anlagen am Netz. Und sie werden immer größer. Im Donaumoos, genau gesagt in der winzigen Gemeinde Berg im Gau im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen, steht die größte in ganz Süddeutschland. Der Solarpark Schornhof erstreckt sich auf einer Fläche von 120 Hektar, seine Erweiterung auf 190 Hektar steht kurz vor dem Abschluss.

Wenn der letzte Bauabschnitt demnächst ans Netz geht, wird das Solar-Kraftwerk rechnerisch Strom für mehr als 45 000 Haushalte liefern. Insgesamt produzieren die 2900 Solarparks in Bayern Sonnenstrom für 1,6 Millionen Haushalte.

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Die Ausweisung von Standorten und die Genehmigung der Freiflächen-Anlagen, egal wie riesig sie sind, ist Sache der Kommunen. Aus Sicht des LBV hat das zu einem "Wildwuchs" geführt, den er nicht länger hinnehmen will. Er fordert eine ordnende Hand.

"Wie beim Ausbau der Windkraft sollten die regionalen Planungsverbände auch für Freiflächen-Photovoltaik Vorranggebiete ausweisen", sagt Beran, "und sich dabei an klar definierte Vorgaben halten." Allem voran zählt der LBV-Mann dazu den Ausschluss von Natur- und Vogelschutzgebieten, aber auch Truppenübungsplätzen. Landschaftsschutzgebiete dürften nur in absoluten Ausnahmen in Frage kommen.

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