Corona-Pandemie:Welche Weihnachtsmärkte in Bayern finden statt?

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München hat abgesagt - doch von Zugzwang will man in Nürnberg nichts wissen. (Foto: Timo Reichhart/Congress- und Tourismus-Zentrale Nürnberg/obs)

Nach der Absage des Münchner Christkindlmarkts nimmt der Druck auf Nürnberg zu. Auch in anderen Städten und Gemeinden könnte der Advent wieder ziemlich ruhig werden.

Von Deniz Aykanat, Matthias Köpf, Clara Lipkowski, Olaf Przybilla und Thomas Stöppler, Augsburg/Nürnberg/Regensburg

In Bayreuth hat der Markt längst begonnen. Seit Montag werden dort in 36 Buden Weihnachtsartikel angeboten, dazu fränkische Bratwurst und Lebkuchen. Weniger Stände als in den Jahren zuvor, dafür früher mit dem Markt beginnen als sonst, schon um den Ausfall des vergangenen Jahres für die Händler einigermaßen zu kompensieren - das war der Plan in der oberfränkischen Hauptstadt. Größere Debatten, gar Aufruhr angesichts der aktuellen pandemischen Lage? Nichts davon zu spüren in Bayreuth, sagt die Stadtsprecherin. Als sie das sagt, ist in München gerade der Christkindlmarkt abgesagt worden. Steigt jetzt der Druck? Die Stadt Bayreuth hoffe trotzdem, dass der Markt weiter stattfinden kann.

In Nürnberg hatte man sich am Montag noch überzeugt gezeigt, dass der weltberühmte Christkindlesmarkt mit einem nachgeschärften Konzept stattfinden könne - und auch am Dienstag nach der Münchner Absage, hält man daran fest. Wirtschaftsreferent Michael Fraas sagt, für Nürnberg ändere sich nichts, "jede Kommune muss für sich entscheiden, nach den Gegebenheiten vor Ort".

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Nürnberg hält immer noch an seinem traditionellen Markt fest. Man möchte trotz Corona "ein wenig Normalität" ermöglichen, heißt es. Die Stadtspitze hat nicht verstanden, was auf dem Spiel steht.

Kommentar von Clara Lipkowski

Der Christkindlesmarkt soll nicht geballt auf dem Hauptmarkt stattfinden, sondern entzerrt: Dort und auf drei weiteren Plätzen in der Altstadt. Statt 180 soll es 135 Stände geben und der Abstand vergrößert werden. Masken müssen getragen werden, nur nicht an den eigens ausgelagerten 2-G-Glühweinständen. "Kontrolliertes Geschehen unter freiem Himmel" nennt Fraas das. Weihnachtsshopping in geschlossenen Kaufhäusern sei wahrscheinlich riskanter, findet er. Ob Nürnberg bei der Linie bleibt ist fraglich: Der Druck auf die zweitgrößte Stadt Bayerns wächst. Doch dass etliche Gäste aus München nach Nürnberg auf den Weihnachtsmarkt strömen könnten, fürchtet Fraas nicht. Aber auch er betont, dass man die Bund-Länder-Runde Ende der Woche abwarte, aus der sich weitere Vorgaben ergeben könnten.

In Regensburg ist man noch unentschieden

In Schwarzenbruck, 20 Kilometer von Nürnberg entfernt, ging alles ganz schnell. Noch am vergangenen Freitag hatten sie feierlich eingeladen zu ihrem Markt, der sich wie der große Bruder in Nürnberg als ein Warenmarkt versteht, auf dem Händler ihre Unikate anbieten: selbst genähte Taschen und Kissen, Dekoratives aus Schurwolle, Töpferware, Fingerpuppen. Ziel sei es, gab man im Rathaus bekannt, "Vorfreude" auf den Heiligabend zu "schüren". Eine halbe Woche später herrscht - ganz anders als in Nürnberg - nun große Ernüchterung. Das "Herzblut" und Engagement der Budenbetreiber, klar, das habe man alles berücksichtigt. Trotzdem sehe man sich nicht mehr in der Lage, einen Weihnachtsmarkt abzuhalten, "während Krankenhäuser voll belegt mit Covid-Patienten sind" und "viele auf den Intensivstationen um ihr Leben kämpfen", erklärt Rathaussprecherin Michaela Kirnberger. Stattdessen gelte es nun, "solidarisch zu sein".

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In Regensburg sollte der städtische Christkindlmarkt am Neupfarrplatz eigentlich von kommenden Montag an stattfinden. Die Fläche war extra vergrößert worden, damit die Buden weiter auseinander gestellt werden können und die Besucher sich besser verteilen. Nun ist allerdings nicht mehr klar, wie es weitergeht. Am Freitag soll auf einer Pressekonferenz darüber informiert werden, ob der Markt stattfindet und wenn ja, unter welchen Bedingungen. Bis dahin wollen sich die Fachämter noch einmal mit dem aktuellen Infektionsgeschehen und Fragen der Organisation auseinandersetzen, heißt es bei der Stadt. Die privaten Märkte aber finden - Stand Dienstag - statt. So etwa auch der über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Weihnachtsmarkt auf Schloss Thurn und Taxis. Dort wird nur eingelassen, wer genesen oder geimpft ist.

Hotspot-Regionen haben reagiert

Für den Markt auf Schloss Thurn und Taxis müssen ohnehin Tickets gekauft werden. Im Landkreis Regensburg hingegen haben viele Orte ihre kleinen Märkte schon vor einigen Tagen abgesagt. Wegen der Ansteckungszahlen, aber auch weil viele Aussteller und Vereine ihre Teilnahme wegen der Planungsunsicherheit von vornherein absagen mussten.

In den Hotspot-Region im Südosten Bayerns haben die Kommunen ihre jeweiligen Weihnachts- und Christkindlmärkte großflächig abgesagt. So zog über das Wochenende auch der Landkreis Rosenheim die Notbremse. Landrat Otto Lederer (CSU) ersuchte die Bürgermeister noch einmal dringend um Absagen, was am Ende auch in Bad Aibling den Ausschlag gab. Dort hätte man sich nach Angaben aus dem Rathaus zwar bis zuletzt zugetraut, den gewohnten Christkindlmarkt stattfinden zu lassen, weil die Hütten der Händler und Schausteller in großen Kurparkgelände rund um den Irlacher Weiher weit verstreut hätten stehen können. Doch auch in Bad Aibling zieht das Argument, dass sich am womöglich einzigen Markt im weiten Umkreis erst recht die Menschen ballen würden.

Augsburg bleibt unbeirrt

Denn die Stadt Rosenheim hatte ihren Gewerbeverein schon vor einer Woche wissen lassen, dass sie den Weihnachtsmarkt untersagen wird. Wer erlebe, wie die Pflegekräfte im Klinikum bis über die Grenze der Erschöpfung hinaus um das Leben von Covid-Patienten kämpften, der könne nicht zu einer anderen Entscheidung kommen, lautete die Begründung von OB Andreas März (CSU). Auch die weithin beliebte Halsbacher Waldweihnacht und großen Märkte in Traunstein, Altötting oder auf der Burghauser Burg fallen heuer ein weiteres Mal aus. Stephanie von Pfuel hatte sich noch im Oktober noch erheblich Empörung im Internet zugezogen, als die für den Weihnachtsmarkt auf ihrem Schloss Tüßling, der in normalen Jahren Busladungen von Gästen anzieht, eine 2-G-Regelung verkündet hatte. Inzwischen hat aber auch die Tüßlinger Gräfin ihren Markt abgesagt.

Und in Augsburg, Bayerns drittgrößter Stadt? Dort hält man am Christkindlmarkt fest: "Veranstaltungen unter freiem Himmel mit einem schlüssigen Hygienekonzept haben ein weitaus geringeres Infektionsrisiko gegenüber Veranstaltungen in geschlossenen Räumen, insbesondere privaten Veranstaltungen ohne ein entsprechendes Hygienekonzept", sagt Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle. Auf dem gesamten Markt würden Maskenpflicht und Abstandsregeln gelten, im Bereich der Glühweinstände die 2-G-Regel. Im Gegensatz zu München erwarte man deutlich weniger Besucher in der Innenstadt. Die Inzidenz in Augsburg liegt mit 514 deutlich über der Münchner.

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