CSU-Spitzenpolitiker:Alois Glück ist tot

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Alois Glück starb am Montagmorgen im Alter von 84 Jahren. (Foto: Jörg Carstensen/picture-alliance/dpa)

Landtagspräsident, Fraktionschef, Moderator: Die bayerische Politik trauert um einen allseits respektierten Mann. Das Bedauern ist parteiübergreifend groß.

Der ehemalige Landtagspräsident und Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken ist tot. Wie der Bayerische Landtag mitteilte, ist Alois Glück am Montagmorgen im Alter von 84 Jahren in einer Münchner Klinik gestorben.

Landtagspräsidentin Ilse Aigner zeigte sich bestürzt über den Tod Glücks, der 15 Jahre lang CSU-Fraktionsvorsitzender im Landtag war: "Er war ein außergewöhnlicher Politiker, der sich jahrzehntelang vor allem in der Umwelt- und Sozialpolitik als Vordenker und Pionier einen Namen gemacht hat. Eine nachhaltige Entwicklung der ländlichen Räume und zugleich der Schutz der Natur - dafür trat Alois Glück immer ein und setzte gleichzeitig auf Innovation." Durch seine geradlinige und ausgleichende Art sei Glück stets ein gefragter Vermittler gewesen, wenn es darum ging, unterschiedliche Meinungen und Ansichten zu einem guten Kompromiss zusammenzuführen.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) schrieb auf dem Kurznachrichtendienst X, Glück sei stets eine starke Stimme und moralische Instanz gewesen, die fehlen werde.

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Nach der Sitzung des CSU-Parteivorstands sagte er am Montagmittag, auch wenn Glück nie Ministerpräsident oder Parteivorsitzender gewesen sei, sei er einer der prägenden Köpfe der CSU gewesen. Söder nannte ihn einen "Vordenker" und einen "Vermittler".

Der frühere CSU-Chef Erwin Huber erklärte: "Alois Glück hat die CSU über Jahrzehnte mitgeprägt. Aus christlicher Grundorientierung hat Glück vor allem in sozialer Hinsicht und zu Natur- und Umweltschutz den Kurs der Volkspartei entscheidend mitbestimmt. Mit ihm ist die CSU zur glaubwürdigen Umweltpartei geworden. Seine Grundsatztreue, sein vertieftes Nachdenken und seine Fähigkeit zur Menschenführung haben der CSU viel gegeben. Mir war er ein großer Lehrmeister und wichtiger Wegbegleiter über lange Zeit".

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx nannte Glück einen Brückenbauer "in der Kirche wie in der Gesellschaft". Er habe ihn immer als einen ebenso souveränen wie menschenfreundlichen Gesprächspartner erlebt, dessen intellektuelle Kraft und dessen tiefe Glaubensüberzeugung jeden Austausch mit ihm zu einem großen Gewinn habe werden lassen. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, erklärte, die Bischofskonferenz sei ihm zutiefst dankbar für seine auf Ausgleich und Dialog ausgerichtete Präsidentschaft des Zentralkomitees der deutschen Katholiken.

Glück saß fast 40 Jahre im Landtag

Alois Glück gehörte dem Landtag 38 Jahre lang an. Zwölf Jahre lang - von 1974 bis 1986 - leitete er den Ausschuss für Landesentwicklung und Umweltfragen, ehe er als Staatssekretär im selben Ressort in die Staatsregierung wechselte. 1988 wählte ihn die CSU-Fraktion an ihre Spitze, den Vorsitz behielt er bis 2003.

Der gelernte Landwirt und leidenschaftliche Bergwanderer engagierte sich bis zuletzt in zahlreichen Ehrenämtern. Ob als Ehrenvorsitzender der Bergwacht Bayern oder im Netzwerk Hospiz Südostbayern - für Glück war der Einsatz für die Menschen ein festes Fundament in seinem Wirken, wie der Landtag mitteilte. Von 1983 an war Alois Glück zudem im Zentralkomitee der deutschen Katholiken aktiv, von 2009 bis 2015 war er dessen Präsident.

2019 - eigentlich schon längst im politischen Ruhestand - leitete Glück den von Ministerpräsident Söder einberufenen runden Tisch zum Artenschutz. Ziel war es, die Interessen der Landwirte in Bayern mit Forderungen des erfolgreichen Volksbegehrens "Rettet die Bienen" zu versöhnen. In der Folge lobten alle Beteiligten Glücks Einsatz und erfolgreiche Überwindung von bestehenden Konflikten.

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Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, bezeichnete den Tod Glücks als schweren Verlust für Bayern. "Die jüdische Gemeinschaft und ich persönlich verlieren mit ihm einen langjährigen Mitstreiter für eine freie und offene Gesellschaft. Das Jüdische Zentrum in München würde es ohne sein Zutun nicht geben", wurde Knobloch in einer Pressmitteilung der Kultusgemeinde zitiert. Zeitlebens habe Glück zudem überaus klar auf die Gefahren für die Demokratie geblickt und sich ihnen in den Weg gestellt, wo er nur konnte.

Imam Benjamin Idriz, Vorsitzender des Münchner Forums für Islam, zeigte sich ebenfalls betroffen: "Als Mensch hat Alois Glück vorgemacht, was Werteorientierung wirklich bedeutet, über die Worthülsen anderer Politiker hinaus. Dass Menschlichkeit und Politik, Offenheit und Verwurzelung in der Tradition nicht in Widerspruch zueinander stehen müssen. Er wird sehr schmerzlich fehlen - gerade wieder in einer Zeit, in der Muslime in Bayern zunehmend ausgegrenzt werden. Wir werden dankbar in Erinnerung behalten, dass und wie Alois Glück war.

Auch Katharina Schulze, Fraktionsvorsitzende der Landtags-Grünen, äußerte sich zum Tod des Spitzenpolitikers: "Alois Glück war ein Politiker, der leidenschaftlich, aber sachlich seine Themen verhandelt hat. Einer, der Gräben überwinden konnte. Wenn etwas wichtig war, hat er sich eingesetzt - sogar über den Ruhestand hinaus."

Florian Streibl, Vorsitzender der Landtagsfraktion der Freien Wähler drückte ebenfalls sein Bedauern aus: "Die Nachricht vom Tode Alois Glücks erfüllt mich mit großer Trauer. Glück hat sich nicht nur als Politiker und ehemaliger Präsident des Bayerischen Landtags große Anerkennung erworben. Auch sein langjähriges Engagement als Präsident des Zentralrats der Katholiken hat mich beeindruckt."

Glück habe "auch über die Parteigrenzen hinaus gedacht", heißt es bei der SPD

Florian von Brunn, Vorsitzender der SPD in Bayern, bezeichnete Glück als absolut integren, engagierten Politiker, "der über die Parteigrenzen hinaus nicht nur den Dialog geführt hat, sondern auch über die Parteigrenzen hinaus gedacht hat."

Bayerns Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU) verwies darauf, dass Glück sich in besonderer Weise auch für den Schutz des ungeborenen Lebens eingesetzt habe: "Als einer der Gründungsväter von Donum Vitae machte er es sich mit zur Aufgabe die große Lücke, die durch den Ausstieg der katholischen Kirche in der Schwangerschaftskonfliktberatung 2001 entstand, zu schließen."

Innenminister Joachim Herrmann (CSU) würdigte Alois Glück in einer Pressmitteilung als Vordenker einer Bürgergesellschaft, deren Leitbild er über Jahre hinweg entwickelt habe: "Glück hat ein Gesellschaftsbild auf der Grundlage einer Verantwortung des Einzelnen entworfen, das zeitlos für ein Zusammenleben in einer Gesellschaft steht, in der Bodenständigkeit und Weltoffenheit ebenso miteinander verbunden sind wie bäuerliche Tradition, technologischer Fortschritt und sozialer Zusammenhalt."

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Von Sebastian Beck

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