Haus der Bayerischen Geschichte:Typisch Franken

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Die Landesausstellung nähert sich in diesem Jahr einem komplexen Phänomen. Auf einer Wanderung durch neun fränkische Regionen soll man in Ansbach einem sehr eigenen Stamm auf die Schliche kommen.

Von Olaf Przybilla, Ansbach/Regensburg

Drei große Projekte plant das Haus der Bayerischen Geschichte fürs Jahr 2022. Im Museum am Regensburger Donaumarkt werden die Bayernausstellung "Wirtshaussterben? Wirtshausleben!" (30. April bis 11. Dezember) und die Sonderausstellung "Bayern und Olympia 1896 bis 2022" (12. Juli bis 15. Januar 2023) zu sehen sein. Die "wichtigste Aktivität" aber, sagt Direktor Richard Loibl, ist in diesem Jahr die Landesausstellung, die auf den Namen "Typisch Franken?" hören wird. Wobei auf das Fragezeichen sowohl Loibl als auch der Projektleiter Rainhard Riepertinger gesonderten Wert legen. Man will sich dem Phänomen aus verschiedenen Blickwinkeln annähern und nach Antworten tasten. Das Fragezeichen im Titel sei also Programm.

Die Ausstellung geht auf den Tag der Franken 2016 und Horst Seehofer zurück, der damals das Amt des Ministerpräsidenten bekleidete. Günter Dippold, Bezirksheimatpfleger in Oberfranken, hatte die Tatsache, dass die Landesausstellung zum Thema Bier damals nicht im ausgewiesenen Bierland Oberfranken, sondern in Niederbayern über die Bühne ging, als nicht besonders erquicklich befunden. Woraufhin ihm Seehofer eine Landesausstellung versprach, gerne zum Thema "Die Franken und ihr Humor". Was sie wiederum im Haus der Bayerischen Geschichte wohl doch etwas zu spezifisch fanden - und sich nun mit dem etwas größer gefassten Thema "Typisch Franken?" beschäftigen. Und zwar in Mittelfrankens Hauptstadt Ansbach.

In Ansbach? Warum die Kommune mit ihrem im Zentrum eher kleinstädtischen Charme überhaupt Bezirkshauptstadt ist und damit regierungsmäßig zuständig für die Großstädte Nürnberg, Fürth und Erlangen, wäre schon die erste Frage, die womöglich typisch für Franken ist - wo zum phänomenologischen Grundverständnis immer auch einschlägige Geschichtskenntnisse gehören. Der Erlanger Landeshistoriker Werner Blessing kann einem die Hauptstadtfrage präzise erläutern, aber unterkomplex ist die Antwort leider nicht. Kurz zusammenfassen könnte man es so: Überall dort, wo in der napoleonischen Flurbereinigung Territorien in größeren Staaten aufgingen, suchte deren Leitung den bisherigen Residenzstädten - also beispielsweise Ansbach - "weiterhin möglichste Zentralität zu sichern". In Nürnberg hingegen, wo ja keine Residenz zu ersetzen war, waren sie in ihrem "Reichsstadtstolz" von der Okkupation durch den Napoleon-Vasallen Bayern 1806 so ergrimmt, dass die Ablehnung unübersehbar war. Als Regierungssitz für Mittelfranken wäre demzufolge die Stadt Nürnberg "keinesfalls in Frage gekommen".

Wie dem auch sei, Ansbachs OB Thomas Deffner, bei der Vorstellung des Projekts in fränkischer Tracht erschienen, stellt seine Stadt als "Verbindung aus Bayern und Preußen" vor. Vom 25. Mai bis 6. November wird dort die Landesausstellung in der Stadtkirche St. Gumbertus sowie im barocken Orangeriegebäude des markgräflichen Hofgartens zu sehen sein. Auf einer Wanderung durch neun fränkische Regionen soll man entdecken können, was "typisch" für Franken ist - oder zumindest sein könnte. Eines soll dabei besonders im Fokus stehen: die historische und regionale Vielfalt der Franken.

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