Auf der gesamten Strecke von Rosenheim nach Murnau wäre der öffentliche Nahverkehr schon jetzt fast konkurrenzfähig. An Start und Ziel gibt es einen Bahnhof, die Zugfahrt via München dauert meist knappe zwei Stunden. Mit dem Auto geht es auf dem direkten Weg über die B 472 im besten Fall eine halbe Stunde schneller. Auf einzelnen Abschnitten aber, zum Beispiel von Miesbach ins bahnlose Bad Heilbrunn, ist man im Auto weitaus eher am Ziel - zumindest so lange das öffentliche Verkehrsmittel nicht auch den direkten Weg nimmt. Genau das soll der schon seit Jahren geplante Alpenbus tun: entlang von Bayerns Bergen eine öffentliche Ost-West-Verbindung schaffen, die nicht erst umständlich Richtung München hinein und dann wieder hinaus führt. Er hat zwar inzwischen einige Verspätung angesammelt, doch nun könnte der Alpenbus langsam Fahrt aufnehmen.
Die am Alpenrand von Klimaschützern, Verkehrswendern und auch von den Tourismuswerbern dringend herbeigesehnte Expresslinie hatte es sogar schon mal in eine Regierungserklärung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) geschafft. Das war noch vor der Landtagswahl 2018, und am Freistaat und dessen Finanzierungszusagen lag es nicht, dass aus den Bus-Plänen für das Oberland bis heute nichts geworden ist. Die Allgäuer hatten die ursprüngliche Idee ohnehin längst abgelehnt, die Buslinie im Westen bis Kempten zu ziehen. Vor zwei Jahren sprang dann ganz im Osten auch noch die Stadt Rosenheim ab. Deren vergleichsweise kleines Gebiet wäre angesichts der Länge der Linie zwar nicht entscheidend gewesen, dafür aber die Anbindung an die Bahnlinie München-Salzburg und der finanzielle Beitrag der Stadt.
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Denn für das kreisfreie Rosenheim und die fünf verbliebenen Landkreise Rosenheim, Miesbach, Bad Tölz-Wolfratshausen, Weilheim-Schongau und Garmisch-Partenkirchen wird auch diese Buslinie nur für sich betrachtet ein Draufzahlgeschäft. Sie werden für ihre bessere Verbindung im Stundentakt je nach Streckenanteil zumeist satte sechsstellige Beträge aufbringen müssen, obwohl der Freistaat anfangs zwei Drittel und auf lange Sicht die Hälfte des absehbaren Defizits übernehmen will. Dazu hat er den Alpenbus zur "landesbedeutsamen Buslinie" erklärt, wie es sie seit 2021 schon zwischen Coburg und Gersfeld und als mehrteiligen Expressbus-Ring einmal rund um München gibt. Eine entsprechende Bahnlinie am Alpenrand ginge ohnehin voll auf Kosten des Staates.
Im Frühjahr dieses Jahres ließen sich jedenfalls auch die Stadträte im Rosenheimer Verkehrsausschuss mehrheitlich doch noch vom Alpenbus überzeugen. Denn die Stadt und die drei östlicheren Landkreise werden in Kürze komplett zum Gebiet des Münchner Verkehrsverbunds gehören, Weilheim-Schongau und Garmisch-Partenkirchen könnten in den kommenden Jahren folgen. Zwar kostet auch so ein MVV-Beitritt erst einmal Geld, weshalb manche Entscheidungsträger wieder mit dem Gedanken spielten, sich dafür den Alpenbus zu sparen. Andererseits erleichtert ein einheitliches Tarifgebiet das Einrichten einer solchen landkreisübergreifenden Linie. Das auch für den Alpenbus gültige Deutschlandticket könnte zusätzliche Fahrgäste bringen.
Wirklich fahren wird der Alpenbus wegen der nötigen öffentlichen Ausschreibung frühestens in zwei Jahren, zum üblichen Fahrplanwechsel im Dezember 2025. Dazu müssen jedoch die Räte in der Stadt Rosenheim und in allen fünf Landkreisen den im Tölzer Landratsamt erarbeiteten, inzwischen leicht modifizierten und dabei auch etwas teurer gewordenen Planungen zustimmen. Der Umweltausschuss des Tölzer Kreistags hat dies kürzlich schon getan. An diesem Montag befasst sich der Kreisausschuss und am Freitag der Kreistag in Weilheim mit dem Alpenbus und dem MVV-Beitritt des Landkreises, am Donnerstag hat der Umweltausschuss in Garmisch den Alpenbus auf der Agenda.