Landespolitik:Einladung zum Minister-Talk? Nein, danke!

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Die AfD betreibe "durchgängig Provokation und Abgrenzung gegenüber den 'Altparteien', wie die AfD die anderen Fraktionen nennt", hatte Aigner gesagt. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Die AfD-Fraktion beklagt gerne, dass sie zu selten im Bayerischen Fernsehen debattieren dürfe. Jüngst hat sie aber einen äußerst prestigeträchtigen Auftritt sausen lassen. Hintergrund ist wohl der interne Dauerzoff.

Kolumne von Johann Osel

Wenn es um die Präsenz in öffentlich-rechtlichen Sendern geht, fühlt sich die AfD bekanntermaßen benachteiligt. Neulich hat der Münchner Abgeordnete Uli Henkel, der auch BR-Rundfunkrat ist, seinem Ärger bei einer Pressekonferenz Luft gemacht. Ein "Skandal" und "Unterdrückung" seien die "sehr, sehr seltenen" Einladungen in die Formate Münchner Runde, Sonntagsstammtisch und jetzt red i des Bayerischen Rundfunks, sagte er (kurioserweise direkt in ein vor ihm platziertes BR-Mikrofon).

Zum Beispiel die Fünf-Prozent-FDP werde drei Mal öfter eingeladen als die Zehn-Prozent-AfD, rechnete er auf Basis einer Auswertung vor - "über die Grünen will ich gar nicht reden". Vielleicht wäre es lohnenswert, mal eine Bilanz von TV-Auftritten anzuleiern, die trotz Einladung nie stattfanden. Weil sie die AfD in ihrem gnadenlosen internen Dauerzoff verbockt hat.

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Zumindest wird ein solcher Fall aus jüngster Zeit gerade heiß diskutiert - in einer geschlossenen Chatgruppe von AfD-Funktionären auf Landes- und Kreisebene, in deren Beiträge der SZ-Reporter sein neugieriges Näschen stecken konnte. Auch durch weitere Recherchen ergibt sich folgender Vorgang: Der BR wollte den bildungspolitischen Sprecher Oskar Atzinger zu jetzt red i einladen - ein maximal prestigeträchtiger Auftritt ist das, weil Oppositionspolitiker da in der Regel mit einem Staatsminister auf dem Podium sitzen. Die Redaktion schickte also Atzingers Einladung an die AfD-Fraktion - die Offerte erreichte diesen jedoch gar nicht. Stattdessen wurde dessen Teilnahme offenbar abgesagt, ohne ihn zu informieren.

Der Fraktionsvorstand stützt sich auf das nach eigener Lesart gemäßigtere Lager, der Niederbayer Atzinger ( erst seit Frühjahr als Nachrücker im Landtag) zählt zur gegnerischen Truppe rund um die früheren Chefs. In der täglichen Arbeit bekriegen sich die beiden Gruppen. Zwischendurch soll der Fraktionsstab noch einen Gast aus dem eigenen Lager angeboten haben, die Redaktion wollte aber konkret den Bildungspolitiker haben - und verständlicherweise wohl auch die Hoheit über ihre Einladungen behalten. Jedenfalls: Am Ende debattierte überhaupt kein AfD-Politiker mit Kultusminister Michael Piazolo (FW).

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Wobei mancher in der AfD meint: Besser niemand als Atzinger. Der habe schließlich schon bei seiner Jungfernrede im Parlament sein Talent für krude Gedanken gezeigt und hätte in der Sendung womöglich kolossalen Unsinn gesagt. Andere verweisen auf Atzingers Unerfahrenheit, in einem Orchester spiele ja auch nicht der Neuling gleich das Solo. Die AfD-Fraktionsführung äußert sich auf Nachfrage nicht zur Causa: "interne Angelegenheit".

In besagter Chatgruppe aber herrscht Stunk - "Schande", "Sauerei", "parteischädigend". Einer schreibt: Der Vorstand müsse erklären, "wie man das versemmeln konnte, ehe die Presse davon berichtet, dass die AfD immer wegen Ausgrenzung jammert, gleichzeitig aber nicht auf Einladungen reagiert". Dies sei mit dieser Kolumne erfolgt, bitteschön!

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