Bei der ersten Rede eines Abgeordneten werden Nervosität oder ein kleiner Lapsus vom Landtag sicher gern verziehen. "Ich darf den fraktionslosen Kollegen Oskar Atzinger zu seiner Jungfernrede aufrufen. Bitte schön", lädt Vizepräsident Karl Freller (CSU) am Dienstag den aktuellen Neuling ein. Atzinger ist Nachrücker über die AfD-Liste, vorerst aber fraktionslos, bis bestimmte Satzungshürden geklärt sind, wie es zuletzt hieß.
Jedenfalls sind bei Atzingers Gang zum Pult durchaus freundliche oder zumindest neutrale Gesichtszüge im Hohen Haus zu erkennen. Das ändert sich sehr schnell, als der Zahnarzt aus Niederbayern kundtut: "Die kriegerische Auseinandersetzung in der Ukraine ist meiner Meinung nach die Folge einer expansiven Politik der Nato, die die berechtigten Sicherheitsinteressen Russlands ignoriert." Zurufe, Fassungslosigkeit. Atzingers größere Sorge ist indes: Er sei ungeimpft, dürfe nicht mehr zum Schwimmen, habe "inzwischen Krampfadern".

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Eine Intervention kommt von Gabi Schmidt (Freie Wähler), die im Landtag als Speerspitze bekannt ist, wenn es um den Disput mit der AfD geht. Aus einer fränkischen Wutrede wurde gar mal ein kleiner Netz-Hit. Schmidt spricht Atzinger die demokratische Gesinnung ab und stellt klar, dass seine Krampfadern hier niemanden interessieren.
Interessant: Bei Atzingers Abgang ist der Beifall bei der AfD nicht gerade frenetisch. In der Partei bundesweit tummeln sich Russlandfreunde, es tut sich ein Riss auf, intern wird viel diskutiert. Offiziell für die Fraktion hatte zuvor Gerd Mannes von einem "sinnlosen Krieg" gesprochen, losgetreten von Putin. Manche im Landtag spotten schon: Gratulation an die AfD zu diesem fulminanten künftigen Neuzugang Oskar Atzinger!