Greenpeace-Recherche:Ikea an Zerstörung von Urwäldern in Rumänien beteiligt

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Ein Firmenlogo steht vor einer Ikea-Filiale. (Foto: Oliver Berg/dpa/Symbolbild)

Nach einer Greenpeace-Recherche soll das Holz für beliebte Ikea-Möbel aus geschützten Urwäldern in den Karpaten stammen. Das schwedische Einrichtungshaus will den Vorwürfen nachgehen.

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Hofheim/Bukarest (dpa) - Die Umweltorganisation Greenpeace wirft Ikea vor, an der Abholzung von Urwäldern in Rumänien für die Möbelproduktion beteiligt zu sein. Laut einer Greenpeace-Recherche wird für das schwedische Unternehmen Holz aus alten Wäldern, darunter Urwälder in den Karpaten, für die Möbel-Herstellung gefällt. Mehrere externe Hersteller, die für Ikea arbeiten, sollen Holz aus den wertvollen Wäldern für Einrichtungsstücke wie bestimmte Stühle und Babybetten nutzen. Nach Greenpeace-Angaben wurden 30 Produkte dieser Lieferanten in Möbelhäusern in 13 Ländern, darunter Deutschland, gefunden. „Ikea darf nicht die letzten Urwälder Europas für Möbel zerstören“, sagte Greenpeace-Waldexpertin Gesche Jürgens am Mittwoch. Unterdessen schlugen rumänische Umweltschützer Alarm, weil die Regierung in Bukarest plant, mildere Strafen für illegalen Holzschlag durchzusetzen.

Für die Recherche haben Greenpeace-Teams nach eigenen Angaben den Weg des Holzes anhand von Abholz-Genehmigungen, Satellitenbildern und Holzlagern aus den Wäldern Rumäniens bis in die Regale von Ikea-Filialen verfolgt. Greenpeace-Aktivisten wollten am Mittwoch die Rechercheergebnisse an die Ikea-Verwaltung in Hofheim am Taunus übergeben.

Ikea teilte mit, man nehme die Vorwürfe sehr ernst. „Illegales Holz und verantwortungslose Forstwirtschaftspraktiken haben in der Ikea-Wertschöpfungskette keinen Platz“, erklärte der Konzern auf Anfrage. „Jedem Hinweis darauf gehen wir sofort nach. Wenn wir Unregelmäßigkeiten entdecken, ergreifen wir sofort Maßnahmen, einschließlich der Beendigung von Geschäftsbeziehungen.“

Greenpeace: Ikea muss eigener Verantwortung gerecht werden

Greenpeace zufolge ist es Aufgabe der EU, Abholzung in alten Wäldern zu verbieten. Aber auch Unternehmen hätten eine Verantwortung. „Ikea behauptet, nachhaltig zu sein, profitiert aber im Moment immens vom schwachen Naturschutz in den Karpaten“, sagte Jürgens. Ikea müsse seinen Nachhaltigkeitsversprechen gerecht werden.

Rumänische Umweltschützer vom Verein Declic gaben am Mittwoch bekannt, dass sie 20.000 Unterschriften gegen eine geplante Milderung der Strafen für illegalen Holzschlag gesammelt haben. Seit 2020 regelt das Waldwirtschaftsgesetz Rumäniens, dass von Fuhrunternehmern, die illegal gefälltes Holz transportieren, die Lastwagen beschlagnahmt werden. Dies sei wichtig, weil damit nicht nur das Delikt bestraft, sondern auch der Mechanismus der Straftat zunichtegemacht werde, hieß es. In einem von der Regierung in Bukarest bereits gebilligten Gesetzesprojekt soll diese Regelung gemildert werden: Die Fuhrunternehmer könnten die Lastwagen sechs Monate nach der Beschlagnahmung wieder zurückbekommen. Demnächst soll das Parlament darüber entscheiden.

Die Karpaten beheimaten bedeutende Populationen von Braunbären, Wölfen, Gämsen, Luchsen und viele schützenswerte Pflanzen, so Greenpeace. Nur etwa 2,4 Prozent der rumänischen Karpatenwälder seien derzeit vor Abholzung geschützt, hieß es. Rumänien habe in den vergangenen 20 Jahren geschätzt die Hälfte seiner Urwälder durch Holzeinschlag verloren. Die europäische Biodiversitätsstrategie sehe vor, insbesondere alte, naturnahe Wälder und Urwälder zu schützen.

© dpa-infocom, dpa:240410-99-624809/3

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