Gashändler:So will Uniper jetzt grün werden

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Michael Lewis ist seit Sommer 2023 Vorstandsvorsitzender des Energieunternehmens Uniper. (Foto: Oliver Berg/dpa)

Der Gashändler möchte massiv investieren und damit die Energiewende vorantreiben. Ein ehrgeiziger Plan - aber zum Glück verdient der Fast-Pleitier mittlerweile wieder glänzend.

Von Björn Finke, Düsseldorf

Michael "Mike" Lewis spricht gut Deutsch, doch bei der Präsentation der Halbjahreszahlen redet der Chef des Gashändlers und Stromerzeugers Uniper lieber Englisch. Nur ein deutsches Wort flicht der Brite immer wieder ein: "Energiewende". Denn der verstaatlichte Krisenkonzern will künftig eine wichtige Rolle beim klimafreundlichen Umbau der Strom- und Gasversorgung spielen. Der frühere Eon-Manager Lewis, der im Juni bei Uniper in Düsseldorf anfing, versprach am Dienstag, bis 2030 mehr als acht Milliarden Euro in grüne Projekte zu stecken.

Da geht es zum Beispiel um Wind- und Solarparks oder um flexible Gaskraftwerke, die einspringen, wenn Ökostrom-Anlagen nicht genug ins Netz einspeisen. Die Gaskraftwerke möchte Uniper auf klimafreundliche Brennstoffe wie grünen Wasserstoff umstellen. Die Düsseldorfer wollen Wasserstoff auch selbst produzieren sowie importieren und speichern. "Wir können und werden die Energiewende beschleunigen", sagt Lewis.

Die hehren Pläne stehen in scharfem Kontrast zur trüben Vergangenheit des Unternehmens mit 7000 Beschäftigten. Ende vorigen Jahres musste die Bundesregierung Uniper mit Milliardenhilfen vor der Pleite retten; der Konzern wurde verstaatlicht. Die Firma ist Deutschlands größter Gasimporteur und versorgt mehr als 1000 Stadtwerke und Industriebetriebe. Als Russland die Exporte kappte, musste Uniper Gas teuer auf den Märkten zukaufen, um alte Lieferverträge zu erfüllen. Das verursachte riesige Verluste.

Aber inzwischen ist der Gaspreis kräftig gesunken, und viele der Lieferverträge sind ausgelaufen. Uniper hat daher im ersten Halbjahr keine Verluste mehr mit Ersatzkäufen gemacht. Zudem ist bereits klar, dass auch künftig kein Minus mehr anfallen wird. Uniper verhandelt deswegen mit der Bundesregierung darüber, jetzt schon einen Teil der 13,5 Milliarden Euro Kapitalhilfen zurückzuzahlen, die das Unternehmen im vorigen Jahr erhalten hat. Auf diese Weise wolle die Firma eine "Überkompensation" vermeiden, sagt Finanzvorständin Jutta Dönges.

Lewis hält an den Atommeilern fest

Uniper betreibt jedoch nicht nur Gashandel, sondern auch Kohle-, Gas- und Wasserkraftwerke in Deutschland, Großbritannien, den Niederlanden, Ungarn und Schweden. In Schweden ist der deutsche Staatskonzern brisanterweise sogar an Kernkraftwerken beteiligt. Vorstandschef Lewis sagt, Uniper werde an den Atommeilern festhalten, aber nicht in neue Reaktoren investieren. Die klimaschädlichen Kohlekraftwerke sollen nun bis 2029 vom Netz gehen, acht Jahre früher als bislang geplant. Dann sollen 80 Prozent von Unipers Kraftwerkskapazität keine Treibhausgase mehr in die Atmosphäre blasen.

Den ehrgeizigen Umbau vereinfacht, dass der Fast-Pleitier wieder glänzend verdient, ganz so wie andere Stromkonzerne. So erzielten die Düsseldorfer im ersten Halbjahr 2,5 Milliarden Euro Gewinn. Für das Gesamtjahr erwartet Finanzvorständin Dönges einen mittleren einstelligen Milliardenbetrag als Gewinn.

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