Energiekrise:Uniper will Staatshilfen plötzlich doch schon zurückzahlen

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Das Firmenlogo im Foyer der Hauptverwaltung des Energieunternehmens Uniper in Düsseldorf. (Foto: Oliver Berg/dpa)

Noch im vergangenen Jahr musste die Bundesregierung den Gashändler mit vielen Milliarden retten. Jetzt macht Uniper wieder Gewinne. Wie kann das sein?

Von Nakissa Salavati

Der Gaspreis und Uniper hängen sehr eng zusammen: Ist der Rohstoff billig, profitiert Deutschlands größter Gasimporteur - ist er hoch, bekommt das Unternehmen große Probleme, weil es teuer einkaufen muss. Wie groß diese Probleme werden können, sah man im vergangenen Jahr: Der Bund rettete Uniper in der Energiekrise mit Milliardenhilfen vor der Pleite und verstaatlichte die Firma sogar weitgehend, um die Energieversorgung zu sichern. Es war eine der größten Rettungsaktionen für ein Unternehmen in der Bundesrepublik.

Nun, Mitte 2023, sieht die Lage plötzlich ganz anders aus: Der Düsseldorfer Konzern rechnet für dieses Jahr mit einem Milliardengewinn - und prüft nun sogar, ob er einen Teil der Staatshilfen zurückzahlen kann. Wie kann das sein?

Von einem "außerordentlich starken Ergebnis" ist in der Uniper-Mitteilung von Dienstagabend die Rede, und von "sehr vorteilhaften Marktbedingungen", womit die gesunkenen Gaspreise gemeint sind. Man erwarte für die erste Hälfte 2023 ein bereinigtes operatives Ergebnis von etwa 3,7 Milliarden Euro. Und: Uniper rechne mit "einem mittleren Milliardenbetrag" als Jahresgewinn. Zum Vergleich: 2022 gab es unter dem Strich einen Verlust von 19 Milliarden Euro. Die Uniper-Aktie gewann nach der Mitteilung am Mittwoch zwischenzeitlich deutlich an Wert.

Uniper ist auch einer der größten Erzeuger von Strom in Deutschland

"Diese sehr guten Zahlen sind das Ergebnis einer starken operativen Leistung in einem günstigen Marktumfeld", teilte die Uniper-Finanzchefin Jutta Dönges dazu mit. Seit Ende 2022 habe man keine weiteren Geldhilfen des Staates mehr erhalten. Man prüfe nun, ob man bereits einen Teil der Hilfen zurückzahlen könne, und spreche darüber mit der Bundesregierung. Das Bundesfinanzministerium äußerte sich am Mittwoch zustimmend: "Die Europäische Kommission hat die Bundesregierung verpflichtet, ihre Beteiligung an Uniper bis spätestens Ende 2028 auf maximal 25 Prozent plus eine Aktie zu reduzieren. Dazu ist weiterhin vorgesehen, dass der Bund bis Ende 2023 gegenüber der Europäischen Kommission eine Ausstiegsstrategie vorlegen wird", sagte ein Sprecher.

Das Problem im vergangenen Jahr: Der Konzern musste nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs und der Energiekrise Ersatzgas teuer einkaufen, um seine Verpflichtungen gegenüber den Kunden zu erfüllen. Nun aber ist Gas wieder günstiger.

Uniper handelt nicht nur mit Gas, sondern ist auch einer der größten Stromerzeuger Deutschlands, das Unternehmen betreibt Kohle-, Gas- und Wasserkraftwerke in Deutschland und anderen europäischen Ländern wie den Niederlanden, Großbritannien oder Schweden. Auch dort lief das Geschäft gut, man habe erneut "in hohem Maße" von gewinnbringenden Absicherungsgeschäften aus der Stromerzeugung profitiert. Energiekonzerne wie Uniper sichern sich unter anderem über Termingeschäfte gegen Preisschwankungen ab.

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Dass Uniper nun wieder Gewinn macht, konnte sich 2022 kaum jemand vorstellen. Denn das Geschäftsmodell des Düsseldorfer Konzerns - der Gashandel - trug plötzlich nicht mehr. Das einst erträgliche und sichere Geschäft brach zusammen, als Russland die Ukraine angriff und seine günstigen Gasexporte nach Deutschland kappte. Das Unternehmen hat 7000 Beschäftigte und versorgt mehr als 500 Stadtwerke und 500 weitere Industriekunden mit Gas. Damit sie wie vertraglich vereinbart Gas erhalten konnten, übernahm der Bund Uniper. Ein Großteil der alten Lieferverträge gilt noch bis Anfang des kommenden Jahres. Deswegen hatte Finanzvorständin Jutta Dönges vor wenigen Monaten auch gewarnt, dass noch nicht alles überstanden sei, weil man weiterhin Ersatz für russisches Gas beschaffen müsse und sehr von den Gaspreisen abhänge.

Ob Uniper wirklich unverschuldet in die Krise geriet, ist strittig: Offenbar nahm das Management die politische Lage lange nicht ernst genug. Ausgerechnet am Tag des Überfalls auf die Ukraine im Februar 2022 erwähnte Uniper in seinem Geschäftsbericht das Risiko eines Krieges nur knapp. Im Mai 2023 zahlte der Konzern sogar Boni an seine Energiehändler aus, trotz Staatshilfen. Das Unternehmen begründete dies damit, dass "der Wettbewerb um Händler in der Energiewirtschaft intensiv" sei und bereits Beschäftigte abgeworben wurden. Solange Firmen verstaatlicht sind, ist es ihnen verboten, Boni an Vorstände auszuzahlen. Energiehändler allerdings sind normale Angestellte.

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