Uniper und Sefe:Krisenkonzerne zahlen hohe Boni

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Uniper-Zentrale in Düsseldorf: Der Krisenkonzern erzielt wieder Gewinn. (Foto: WOLFGANG RATTAY/REUTERS)

Der Staat hat die Gasimporteure Uniper und Sefe mit Steuer-Milliarden gerettet. Dennoch überweisen die Firmen millionenschwere Prämien an ihre Energiehändler.

Von Björn Finke, Brüssel

Die Bundesregierung musste die beiden Gasimporteure vor einem halben Jahr mit zweistelligen Milliardenbeträgen vor der Pleite retten. Doch die Energiehändler, die bei den Konzernen Uniper und Sefe arbeiten, können sich trotzdem über millionenschwere Boni freuen. Diese variablen Gehaltsbestandteile fürs vergangene Jahr hätten zum Teil mehr als sechs Millionen Euro betragen, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Sprecher der zwei Unternehmen bestätigten am Montag, dass Boni fließen; sie gingen aber nicht auf die Höhe ein.

Die Zahlungen sind politisch heikel, allerdings rechtens: Solange die Firmen verstaatlicht sind, ist es zwar gesetzlich verboten, Boni an Vorstände auszuzahlen. Da Händler jedoch bloß normale Angestellte sind, dürfen sie weiter von den üppigen Sonderüberweisungen profitieren. Ein Uniper-Sprecher betont freilich, dass die Boni für die Händler im Vergleich zum Vorjahr gesunken seien. "Ein Null-Bonus" wäre aber "nicht opportun" gewesen, denn "der Wettbewerb um Händler in der Energiewirtschaft ist intensiv". Tatsächlich gelang es zuletzt dem Essener Rivalen Eon, Uniper einige Stromhändler abzuwerben.

Bei der Firma Securing Energy for Europe (Sefe) - so heißt die frühere Gazprom Germania nach der Verstaatlichung - sagt eine Sprecherin, dass Mitarbeitende "selbstverständlich ihre Vergütungen entsprechend der bestehenden arbeitsrechtlichen und gesetzlichen Verpflichtungen" erhielten. Die Gashändler des Berliner Unternehmens bezögen "eine branchenübliche und der Höhe nach marktübliche arbeitsvertraglich vereinbarte variable Vergütung".

Die beiden Gasimporteure Uniper und Sefe gerieten durch die Lieferausfälle bei russischem Gas in Schieflage. Denn um ihre langfristigen Lieferverträge erfüllen zu können, müssen die Konzerne den Rohstoff jetzt teuer auf dem Markt zukaufen - eine der wichtigsten Aufgaben für die Energiehändler der Firmen. Allein Uniper versorgt mehr als 500 Stadtwerke und weitere 500 Industriekunden. Eine Insolvenz hätte somit die Energiesicherheit Deutschlands gefährdet. Daher verstaatlichte der Bund Uniper und Sefe und stellte Milliarden an Kapital zur Verfügung. Bei Uniper sind es bis zu 34,5 Milliarden Euro.

Uniper erzielt wieder Gewinn - aber wie lange noch?

Das Unternehmen, das 2016 durch eine Abspaltung von Eon entstand, beschäftigt weltweit 1400 Menschen in der Handelsabteilung, wobei die Zahl der echten Händler kleiner ist. Diese kaufen und verkaufen Strom, Kohle und Gas an den internationalen Handelsplätzen; die allermeisten dieser Angestellten haben ihren Schreibtisch in der Düsseldorfer Firmenzentrale. Im vergangenen Jahr verbuchte diese Sparte ungeheure elf Milliarden Euro Verlust vor Steuern und Zinsen - Ergebnis des russischen Lieferausfalls und der teuren Ersatzkäufe. Im ersten Quartal des laufenden Jahres führten diese Einkäufe jedoch zu keinen neuen Verlusten mehr. Dies liegt daran, dass der Gaspreis im Vergleich zu den Höchstständen von vorigem Sommer drastisch gesunken ist.

Uniper erzielte deshalb in den ersten drei Monaten des Jahres sogar einen Gewinn und erwartet nun auch für das Gesamtjahr einen Überschuss. Finanzvorständin Jutta Dönges warnt aber, dass "nach wie vor Risiken im Zusammenhang mit der Gasersatzbeschaffung bestehen". Die Ergebnisse des Unternehmens hingen "maßgeblich vom Gaspreis" ab. Sprich: Steigt die Notierung wieder, könnte Uniper erneut Verluste einfahren. Erst Anfang kommenden Jahres wird der Großteil der alten Lieferverträge mit Stadtwerken und Industrie ausgelaufen sein; dann ist der Importeur diese Last los.

Uniper betreibt allerdings nicht nur Gashandel, sondern auch Kohle-, Gas- und Wasserkraftwerke in Deutschland, Großbritannien, den Niederlanden, Ungarn und Schweden. In Schweden ist der deutsche Staatskonzern brisanterweise ebenfalls an Kernkraftwerken beteiligt. Die Kraftwerkssparte verdient ordentlich, doch der neue Vorstandschef Michael Lewis wird hier trotzdem einiges ändern müssen. Lewis soll spätestens Anfang Juli loslegen; Uniper hat den Manager von Eon abgeworben, wo er seit 2017 das Geschäft in Großbritannien leitete.

Putin hat Uniper faktisch enteignet

Der Mittfünfziger gilt als Fachmann für erneuerbare Energien, und das passt, denn Uniper muss massiv in Solar- und Windstrom investieren. Im vergangenen Jahr erzeugte Uniper fast 61 Terawattstunden Strom, und davon stammten gut 38 von Steinkohle- und Gaskraftwerken. Nahezu zwei Drittel der Produktion entfallen also auf klimaschädliche Anlagen, die früher oder später vom Netz gehen müssen.

In diesen Zahlen taucht die russische Tochter Unipro schon nicht mehr auf. Die betreibt mit 4300 Beschäftigten fünf Gas- und Kohlekraftwerke. Vor drei Wochen teilte die russische Regierung aber mit, die Gesellschaft jetzt unter staatliche Verwaltung gestellt zu haben. Uniper wollte sich ohnehin aus Russland zurückziehen - der Kreml scheint dem neuen Konzernchef Lewis diese Mühe nun erspart zu haben.

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