Wahlkampf:Klima gerettet

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Wenn es konkret wird beim Klimaschutz, wird es auch kompliziert: Annalena Baerbock, Olaf Scholz und Christian Lindner in Berlin - im Hintergrund Armin Laschet. (Foto: Kay Nietfeld/dpa)

Angriffslust? Von wegen: Bei einer Debatte zur Klimapolitik sind die Spitzenkandidaten von Union, SPD, Grünen und FDP ein Herz und eine Seele. Das Thema ist zu kompliziert für erbitterten Streit.

Von Michael Bauchmüller

Drei Kandidaten und eine Kandidatin kämpfen um die Macht im Land, das Rennen ist eng. Der Klimaschutz ist eines der wichtigsten Themen in ihrem Wahlkampf, und genau dazu treffen die vier zusammen - wie mag das wohl ausgehen? Die Antwort: zahm.

Es gibt in diesem Wahlkampf nicht viele Gelegenheiten, bei denen die vier aufeinandertreffen: die Grüne Annalena Baerbock, CDU-Chef Armin Laschet, der SPD-Kandidat Olaf Scholz und FDP-Chef Christian Lindner. Es könnten richtig die Fetzen fliegen, doch die Begegnung beweist nur eins: Wenn es konkret wird beim Klimaschutz, wird es auch kompliziert. Dann ist es mit leichten, eingängigen Botschaften schnell vorbei. Und dann sind die vier, die sich im Wahlkampf so gerne voneinander abgrenzen würden, im Großen und Ganzen plötzlich sehr nah beieinander. Zumindest in Worten.

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Da wäre etwa Armin Laschet, der als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen mitgeholfen hat, aus der Kohle auszusteigen. Und das ganz ohne die Grünen. "Die Grünen haben nicht regiert, und deshalb haben sie auch mit dem Kohleausstieg nichts zu tun", sagt Laschet. "Ich glaube, das war die größte CO2-Vermeidung in Deutschland." Beim Ökostrom sei NRW mittlerweile auch ganz vorn, Laschet präsentiert dazu ganze Zahlenkolonnen. Oder Christian Lindner von der FDP: Er sieht lauter Chancen, rund um Wasserstoff, synthetische Kraftstoffe, erneuerbare Energien - und verlangt eine "Denkwende": "Wenn wir das zu einem Exportschlager machen, dann sind doch faszinierende wirtschaftliche Perspektiven damit verbunden", schwärmt er. Olaf Scholz, der Finanzminister von der SPD, sieht die wichtigste Aufgabe darin, "gleich am Anfang der nächsten Legislaturperiode die Ziele hochzusetzen, und zweitens dafür Sorge zu tragen, dass alles schnell genehmigt werden kann". Letzteres finden alle vier.

So groß ist die Eintracht, dass Annalena Baerbock schließlich sagt: "Ich frage mich, wenn wir offenbar alle so einig sind, warum wir beim Ausbau der Erneuerbaren so ein Problem haben." Denn so richtig voran ging es nicht in den letzten Jahren, vor allem bei der Windkraft. Aber bis auf Scholz war ja auch keiner an der Regierung beteiligt, doch der verweist ausdauernd auf seinen Kabinettskollegen Peter Altmaier von der CDU. Der ist schließlich für Energie zuständig.

Doch, es gibt Unterschiede. Bis auf Baerbock brechen alle eine Lanze fürs Erdgas, das noch eine Weile für die Energieversorgung nötig bleibe, als "Brücke". Baerbock bestreitet auch das nicht, sagt aber: "Eine Brücke hat auch irgendwann ein Ende." Deshalb müssten alle neuen Kraftwerke auch in der Lage sein, mit Wasserstoff zu laufen. In dem wiederum sehen alle vier die große Zukunft. Um aber zu klären, woher der ganze Wasserstoff kommen soll, der dereinst Industrie, Luftverkehr, Heizungen und Gaskraftwerke antreiben soll, dazu fehlt an diesem Abend die Zeit. Und wer weiß, vielleicht hätte es über die Details noch Streit gegeben. Aber Streit will hier keiner: Es geht schließlich um die Rettung des Klimas.

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