FC Bayern München:Mit neuer Energie aus Alicante

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Auf ihre Offensivkraft und Kreativität können die Bayern wieder setzen: Pernille Harder (2. v. r.) ist nach ihrer Verletzung wieder fit. (Foto: Sevil Oktem/Sportpix/Imago)

Den Fußballerinnen des FC Bayern hängen die Enttäuschungen vom Jahresende noch nach - doch sie müssen schnell umschalten: Nach der Winterpause geht es in der Champions League gegen die AS Rom, der Druck ist groß.

Von Anna Dreher

Ein Sieg zum Start ins neue Jahr, das tat gut, auch wenn es nur ein Test gegen den Vorletzten der ersten spanischen Liga war. Zum Abschluss des Wintertrainingslagers im warmen Alicante gewannen die Fußballerinnen des FC Bayern gegen Granada 4:0. Eine Antwort auf ihre derzeit drängendste Frage erlaubte das Spiel aber kaum: Wo steht das Team? Das wüssten sie beim FC Bayern ganz gerne und eigentlich hätte schon seit ein paar Tagen belastbareres Analysematerial hierzu vorliegen sollen. Aber das Pokal-Achtelfinale bei Kickers Offenbach war witterungsbedingt abgesagt worden. Somit steigen die Münchnerinnen in die zweite Saisonhälfte mit dem Champions-League-Spiel bei der AS Rom ein - und stehen diesen Mittwoch (18.45 Uhr, DAZN) direkt unter Druck.

"Hat es einen Vor- oder Nachteil? Ich finde es schwierig, das zu sagen", sagte Abteilungsleiterin Bianca Rech ein paar Tage vor der Reise nach Italien am Telefon. "Was aber sicher ist: Unsere Beine werden frisch sein. Wir haben viel Energie aus dem Trainingslager mitgenommen." Es ging darum, Muskeln und Ausdauer zu stärken, Taktisches zu verfeinern - und vor allem, das Selbstbewusstsein aufzubauen mit mehr Austausch als üblich. "Ob das ein Restart war, wird sich zeigen. Es hat uns auf jeden Fall geholfen, wir haben die Zeit intensiv miteinander genutzt", erzählte Rech. "Ich habe im Trainingslager viele intensive Gespräche geführt."

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Nach fünfeinhalb Jahren verlässt die Nationalspielerin den deutschen Meister und geht nach Italien. Sie dürfte damit auf einen Effekt setzen, der ihr schon einmal geholfen hat.

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Als einziger Bundesligist ist der FC Bayern noch ungeschlagen, mit vier Gegentreffern stellt das Team die beste Defensive, der Rückstand auf Dauerrivale VfL Wolfsburg beträgt nur einen Punkt, theoretisch ist in drei Wettbewerben noch etwas drin. Hängen geblieben aber sind die Leistungen aus dem November und Dezember.

Das Hinspiel gegen Rom endete 2:2, auch gegen Ajax Amsterdam kamen die Münchnerinnen nicht über ein Remis hinaus - was sich in der Bundesliga gegen den abstiegsgefährdeten 1. FC Nürnberg wiederholte und die Tabellenführung kostete. Das Resultat sowie die Spielweise waren derart weit weg vom eigenen Selbstverständnis, dass das bis heute nachwirkt. "So ein Spiel darf in dieser Form nie wieder passieren. Das können wir noch immer nicht nachvollziehen", sagte Rech, die eine Erklärung darin sieht, dass nicht zuletzt angesichts der Verletzten "ein bisschen das Limit in der Phase erreicht war: Es fühlte sich an, als hätte man uns den Stecker gezogen."

Beim FC Bayern war viel Bewegung drin in der Winterpause, mit prominenten Veränderungen

Auch Trainer Alexander Straus sprach in der Pressekonferenz am Dienstag noch von dem Nürnberg-Spiel und einigen seiner Fußballerinnen, die Ende des Jahres sehr müde gewirkt hätten. Die Emotionalität, die dabei mitschwang, lässt erahnen, wie sehr sich diese Leistung bei ihm eingebrannt hat. Straus wechselte fast schon ins Philosophische, als er über die Komplexität mancher Situation sprach und darüber, was es für eine nachhaltige Entwicklung des Teams brauche. Am Ende einer langen Ausführung sagte der Norweger schließlich: "Das war das erste Mal, dass ich wirklich enttäuscht war von unserer gesamten Performance." Wie talentiert man sei, sei bedeutungslos, wenn man nicht jeden Tag alles auf dem Platz gebe.

Viel Redebedarf über die Winterpause für die Bayern-Verantwortlichen: Trainer Alexander Straus und Abteilungsleiterin Bianca Rech. (Foto: Wunderl/Beautiful Sports/Imago)

Dass Pernille Harder neben Straus auf dem Podium saß und wieder davon sprechen konnte, "großen Hunger auf wichtige Partien" zu haben, dürfte beim gesamten Team die Laune und Zuversicht gebessert haben. Im zur neuen Saison deutlich veränderten Kader galten die 31-jährige Offensivspielerin und ihre Partnerin Magdalena Eriksson als Königstransfers - doch beide verletzten sich. Nun also kehrt mit Harder Kreativität zurück. Als Ersatz für Eriksson wurde Linda Sembrant von Juventus Turin ausgeliehen, eine 143-malige schwedische Nationalspielerin, deren große Erfahrung helfen soll.

Überhaupt gab es in der Winterpause prominente Veränderungen: DFB-Spielerin Lina Magull ist zu Inter Mailand gegangen, neuer Co-Trainer ist bis zum Saisonende der ehemalige Fußballprofi Moritz Volz, der dann von Clara Schöne abgelöst wird, Trainerin des Zweitliga-Teams. Am Montag gab der FC Bayern zudem den Weggang von Maximiliane Rall in die USA zu den Chicago Red Stars bekannt. Beide hätten bleiben können, bei beiden, erzählte Straus, sei der Klub dem Wunsch nach Veränderung nachgekommen. "Und wir müssen den Kader auch auffrischen", sagte der 48-Jährige. "Wir sind in einem Transformationsprozess. Wir wollen das nächste Team aufbauen, das sehr erfolgreich ist."

Gerade aber geht es für den deutschen Meister erst einmal darum, den Blick dafür zu bewahren, was es braucht, damit das aktuelle Team erfolgreich ist. Für das wichtige Spiel gegen Rom kehrt neben Harder zwar auch Klara Bühl zurück, aber sechs andere fehlen weiterhin verletzungs- oder krankheitsbedingt und Sembrant könnte erst ab der K.o.-Runde eingesetzt werden. In der Gruppe ist der FC Bayern mit fünf Zählern Dritter hinter Amsterdam (7 Punkte) und Paris (6) - nur die besten zwei Teams ziehen ins Viertelfinale ein. Anders gesagt: Die Münchnerinnen sollten gewinnen.

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