Transfer in die Bundesliga:FC Bayern verpflichtet Pernille Harder und Magdalena Eriksson

Transfer in die Bundesliga: Zum Abschied aus England haben Pernille Harder (links) und Magdalena Eriksson mit dem Chelsea FWC noch das Double geholt - nun geht es zum Meister nach München.

Zum Abschied aus England haben Pernille Harder (links) und Magdalena Eriksson mit dem Chelsea FWC noch das Double geholt - nun geht es zum Meister nach München.

(Foto: Manjit Narotra/Pro Sports Images/Imago)

Erst der Meistertitel, dann ein Coup: Die Münchnerinnen stärken mit dem Transfer der beiden Nationalspielerinnen ihr Team - und die Bundesliga. Doch ein Streit mit dem DFB bringt Unruhe.

Von Anna Dreher

Die ersten Gerüchte über diesen Wechsel waren Anfang Mai aufgekommen. Der norwegische Fernsehkanal TV2 und das schwedische Online-Portal Fotbollskanalen hatten berichtet, dass die Schwedin Magdalena Eriksson, 29, und die Dänin Pernille Harder, 30, ihre im Sommer auslaufenden Verträge beim FC Chelsea nicht verlängern - und beide nach München zum FC Bayern wechseln würden. Der Verein hatte sich dazu auch auf SZ-Anfrage nicht geäußert.

Aber seit Donnerstag steht offiziell fest: Die Gerüchte sind wahr, dem Fußball-Bundesligisten ist ein Coup gelungen. Der vergangenes Wochenende frisch gekürte Meister hat zwei der weltweit begehrtesten Profis verpflichten können. Dass die Nationalspielerinnen sich beide für München entschieden haben, dürfte nicht zuletzt daran liegen, dass Harder und Eriksson ein Paar sind. Vor ihrer Zeit in England hatten sie schon mal in einem Team gespielt, beim schwedischen Linköpings FC.

Heute sei ein großer Tag für den Klub, sagte Abteilungsleiterin Bianca Rech, "weil wir es geschafft haben, zwei Spielerinnen mit dieser Qualität zum FC Bayern zu holen, die nicht nur auf dem Platz, sondern auch außerhalb herausragende Persönlichkeiten sind. Das ist für uns und unsere Ziele von großer Bedeutung". Was sie nicht sagte, was aber in diesem Fall definitiv zutrifft: Dieser Transfer hat auch für die Liga eine große Bedeutung. In den vergangenen Jahren war - zu Recht - die englische Women's Super League für ihre professionellen Strukturen und Investitionen zum Vorbild erhoben worden. Dass sich Eriksson und Harder nun für einen Wechsel nach Deutschland entschieden haben, wertet den Standort auf und dürfte die Aufmerksamkeit steigern.

"Wie die deutsche Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft im vergangenen Sommer gespielt hat, zeigt, wie sich die Liga weiterentwickelt hat", sagte Harder. Für sie markiert dieser Schritt eine Rückkehr auf bestens bekanntes Terrain. Von Anfang 2017 bis zum Sommer 2020 hatte sie für den VfL Wolfsburg gespielt und viermal nacheinander das Double aus Meisterschaft und DFB-Pokal gewonnen. 2018 und 2020 wurde sie zu "Europas Fußballerin des Jahres" gewählt. Für die kolportierte damalige Rekordsumme von 350 000 Euro Ablöse wechselte die Leistungsträgerin dann nach London.

Die Nachricht überlagert den Streit zwischen dem DFB und dem FC Bayern um die WM-Nominierung

Eriksson wird erstmals in der Bundesliga spielen. "Das Potenzial ist einfach riesig", sagte Eriksson, die bei Chelsea seit 2017 unter Vertrag stand. Dort entwickelte sie sich zur unangefochtenen Führungsspielerin, gewann unter anderem mehrmals Meisterschaft und Pokal. Zum Abschied gab es erneut das Double. Mit Schwedens Auswahl stand Eriksson zudem zweimal im Olympia-Finale. "Sie werden uns auf die nächste Stufe heben", sagte Münchens Trainer Alexander Straus. Sein Kader wird verstärkt mit einer der besten Offensivspielerinnen (Harder) und einer variablen Defensivspezialistin. Beide haben einen Dreijahresvertrag unterzeichnet.

Die Nachricht überlagerte etwas den am Mittwoch bekannt gewordenen Streit zwischen dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) und dem FC Bayern. Bei der Nominierung des erweiterten Kaders für die Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August) hatten Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg und Joti Chatzialexiou, Sportlicher Leiter Nationalmannschaften, mitgeteilt, dass die fünf nominierten Münchnerinnen erst am 23. Juni statt wie geplant drei Tage vorher in die erste von zwei WM-Vorbereitungen einsteigen dürfen. Als einziger Bundesligist - und obwohl nach vielen Gesprächen eine schriftliche Zusage vorgelegen habe. Chatzialexiou sprach sogar von einem "Wortbruch", das sei "entgegen getroffenen Absprachen zu Beginn des Jahres".

Der Verein verteidigte sich mit dem Verweis auf die Gesundheit der Spielerinnen sowie auf die entsprechenden Empfehlungen des Weltverbands Fifa und der europäischen Klubvereinigung ECA. Mitte Mai hatten beide Institutionen eine Richtlinie verabschiedet, die von 23. bis 29. Juni eine nicht verbindliche sowie ab 10. Juli eine verbindliche Abstellung vorsieht. Klubs und Verbände "können die genauen Abstellungsdaten je nach Umständen individuell aushandeln", hieß es in der damaligen Mitteilung.

Dass dies für den FC Bayern eine neue Lage dargestellt habe, sei dem DFB schon länger bekannt gewesen und "mündlich wie schriftlich sehr genau erläutert" worden, hieß es vom FC Bayern. Chelsea verfahre genauso im Falle von Torhüterin Ann-Katrin Berger und Melanie Leupolz. Doch auch die Bundestrainerin zeigte sich verärgert: "Dieses Thema kann ich nicht fünf, sechs Wochen spielen, bevor die WM losgeht. Nicht zu diesem Zeitpunkt, wo wir ein klares Agreement hatten. Wo wir über Verlässlichkeit reden, über Vertrauen", sagte Voss-Tecklenburg: "Natürlich bringt das unsere Vorbereitung durcheinander - und zwar auf vielen Ebenen."

Die zehn nominierten Spielerinnen des VfL Wolfsburg werden am 20. Juni in die WM-Vorbereitung einsteigen - obwohl sie am Samstag im Champions-League-Finale in Eindhoven auf den FC Barcelona (16 Uhr, ZDF/DAZN) treffen. Ihre Pause fällt somit eine Woche kürzer aus als die der Münchnerinnen. VfL-Trainer Tommy Stroot zeigte sich verärgert und sagte im ZDF-Morgenmagazin: "Wir haben an den Gesprächen teilgenommen, eine Entscheidung zusammen gefällt und uns daran gehalten - aber immer im Austausch mit unseren Spielerinnen, die überhaupt gar kein Problem darin sehen, da zu starten." Die frühere Nationaltorhüterin und ehemalige Wolfsburgerin Almuth Schult, die das Turnier schwanger verpasst, sagte gegenüber Sport 1 die Situation passe "zu den ganzen Unruhen, die bei Bayern München im Männerbereich in dieser Saison waren".

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