Krieg in der Ukraine:Neue Munition für Kiew

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Die Ukraine braucht mehr Munition für den Flakpanzer "Gepard". (Foto: VALENTYN OGIRENKO/REUTERS)

Der Flakpanzer "Gepard" entpuppt sich in der Ukraine als effektiv im Abwehrkampf gegen russische Luftangriffe. Deutschland liefert bis Jahresende 40 000 Schuss - und debattiert über die nächsten Waffenforderungen.

Von Daniel Brössler und Georg Ismar, Berlin

Deutschland hat mit der Lieferung dringend benötigter neuer Munition für den Flugabwehrkanonenpanzer Gepard an die Ukraine begonnen. Der Flakpanzer hat sich als sehr effektiv erwiesen zur Abwehr der russischen Drohnen- und Raketenangriffe, gerade auch zum Schutz von Städten und Infrastruktur. Aber Munitionsengpässe hemmten den Einsatz. Eine fünfstellige Anzahl an Patronen sei nun an Kiew übergeben worden, teilte das Verteidigungsministerium am Dienstag mit. Bis Jahresende sollen etwa 40 000 Schuss geliefert werden, der Gesamtauftrag beläuft sich auf 300 000 Schuss. Der Bund übernimmt die Kosten von rund 168 Millionen Euro.

Die neue Produktion von Gepard-Munition war nötig geworden, weil die Schweiz mit Verweis auf ihre Neutralität Lieferungen aus ihren Beständen verweigert hatte, dort war die Munition zuletzt produziert worden. Da der Gepard bei der Bundeswehr schon vor vielen Jahren ausgemustert worden ist und man keine weiteren eigenen Reserven hatte, musste deshalb die aufwendige Munitionsproduktion neu aufgebaut werden. Vor sieben Monaten wurden hierzu die Verträge geschlossen. Der Rüstungskonzern Rheinmetall errichtete daraufhin im niedersächsischen Unterlüß eine neue Fertigung. Bisher hat Deutschland 46 Gepard geliefert, sechs weitere sollen folgen.

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Es müssten zunächst technische Details einer möglichen Verwendung der Marschflugkörper in der Ukraine geklärt werden, sagt die Außenministerin. Die USA warnen Nordkorea davor, an Russland Waffen zu liefern.

"Der Ukraine-Krieg führt uns nahezu täglich vor Augen: Bei der Verteidigung des eigenen Landes kommt es auf Flugabwehr und ausreichend Munition an", sagte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD). Er freue sich, dass die Produktion "so schnell und unbürokratisch" auf den Weg gebracht worden sei. Man werde die Ukraine auch weiterhin in den Bereichen unterstützen, "die unsere Stärken sind: Artillerie, Munition und bodengebundene Luftverteidigung", betonte Verteidigungsminister Pistorius.

Unverändert steht die Bundesregierung allerdings unter Druck, der Ukraine auch Marschflugkörper vom Typ Taurus zu liefern. Ukrainische Regierungsvertreter hatten die Lieferungen in den vergangenen Tagen wiederholt angemahnt und die Bedenken von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zurückgewiesen, dass mit den Marschflugkörpern aus Deutschland Ziele in Russland angegriffen werden könnten. "In der Ukraine wertet man die Debatte als einen Mangel an Vertrauen", sagte der CDU-Außen- und Verteidigungspolitiker Roderich Kiesewetter der Süddeutschen Zeitung. Er war vor Kurzem zu Besuch in Kiew. "Wir brauchen eine Entscheidung in den nächsten Tagen. Rund 150 Stück könnten dann rasch als erster Schritt geliefert werden", sagte er.

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Die Ukraine ist dringend auf Waffen mit höherer Reichweite angewiesen, um hinter der Front russische Verteidigungsstellungen anzugreifen und russische Nachschubwege abzuschneiden. Der Darstellung, es herrsche Zeitdruck, wird in der Bundesregierung dennoch widersprochen. Die Ukraine verfüge noch über ausreichend Marschflugkörper aus Großbritannien und Frankreich, heißt es. In Zweifel gezogen wird, dass der Taurus noch in der laufenden Offensive zum Einsatz kommen könnte. Nicht überzeugt ist man bisher offenbar auch von den technischen Möglichkeiten, die Taurus-Reichweite von mehr als 500 Kilometern einzuschränken.

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