Mittelmeer:Hochrüsten an der Ägäis

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Fürs feindliche Radar weitgehend unsichtbar: die "F-35". (Foto: Senior Airman Joseph Barron/AP)

Das US-Außenministerium bewilligt zeitgleich die Lieferung von Kampfjets an die lange verfeindeten Nato-Mitglieder Griechenland und Türkei.

Von Tobias Zick

Der Rüstungswettlauf im östlichen Mittelmeerraum beschleunigt sich weiter. Griechenland soll aus den USA bis zu 40 Tarnkappen-Kampfjets vom Typ F-35 bekommen. Das Außenministerium in Washington hat am vergangenen Freitag den Verkauf bewilligt; nun muss noch der Kongress zustimmen, was allerdings als sicher gilt. US-Außenminister Antony Blinken informierte den griechischen Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis in einem Brief über die Entscheidung; man wolle eng mit Griechenland zusammenarbeiten, schrieb er darin, "um unsere gemeinsamen Interessen voranzubringen und internationalen Frieden und Sicherheit zu fördern".

Neben dem Verkauf der Jets soll Athen aus Washington Militärbeihilfen und Material im Wert von bis zu 200 Millionen Dollar erhalten. Es handle sich dabei um ein "sehr großes, kostenloses Ausrüstungspaket", sagte Mitsotakis in einer Ansprache, in der er auch die "strategische Tiefe der griechisch-amerikanischen Beziehungen" pries.

Schwedens Nato-Beitritt spielt eine große Rolle

Mitsotakis hatte die Lieferung der hochmodernen F-35-Jets bereits im Sommer 2022 beantragt. Zuvor hatten sich die Spannungen zwischen Griechenland und der Türkei massiv verschärft; im Streit um Erdgasvorkommen unter dem Mittelmeer lagen sich zeitweise Kriegsschiffe der beiden Nato-Mitgliedsländer in Gefechtsbereitschaft gegenüber, immer wieder drangen türkische Kampfflugzeuge und Drohnen in den griechischen Luftraum ein.

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Im Mai 2022 wetterte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan öffentlich: "Von nun an existiert für mich niemand mehr mit dem Namen Mitsotakis." Kurz zuvor hatte der griechische Premier bei einem Besuch im US-Kongress von den Luftraumverletzungen berichtet - und daran die Aufforderung an Washington geknüpft, eine von Ankara beantragte Lieferung von F-16-Kampfjets an die Türkei abzulehnen.

In jüngster Zeit hat sich das Verhältnis zwischen Athen und Ankara etwas beruhigt. Aus Sicht von Erdoğan existiert Mitsotakis zumindest wieder; die beiden schüttelten einander im Dezember bei einem Treffen in Athen die Hand und unterzeichneten eine Erklärung der "freundschaftlichen Beziehungen und der guten Nachbarschaft". Nun sollen nicht nur die Griechen aus Washington ihre seit Langem erhofften F-35 erhalten, das US-Außenministerium hat zugleich auch eine Lieferung von 40 Exemplaren des etwas weniger modernen F-16 sowie 39 Modernisierungsbausätzen an die Türkei bewilligt. Die Entscheidung fiel just einen Tag, nachdem Erdoğan nach langem Hinhalten dem Nato-Beitritt Schwedens zugestimmt hatte.

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