Essen im All:Galaktisches Wildragout mit Kartoffelsuppe

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Rehragout mit Speck-Rahmwirsing und eine saarländische Kartoffel-Riesling-Cremesuppe. (Foto: picture alliance/dpa/)

Matthias Maurer fliegt zur ISS. Da stellen sich viele interessante Fragen. Zum Beispiel, was es dort oben eigentlich zu essen gibt. Vor allem für Saarländer.

Von Martin Zips

"Der erste Maurer im All ist ein Saarländer" ist dieser Tage immer wieder im originellsten aller deutschen Bundesländer zu hören und zu lesen. Bezug nimmt der Spruch auf den in Sankt Wendel geborenen Materialwissenschaftler Matthias Maurer, 51, von dem gesagt wird, er werde am 30. Oktober gemeinsam mit drei anderen Astronauten, die leider nicht aus dem Saarland stammen, in einer dieser Kapseln zur Internationalen Raumstation ISS fliegen. Die Kapseln vermietet ein Milliardär.

Nun könnte man wieder sinnieren über Sinn und Unsinn solcher Missionen, über Nasa und Esa und Elon Musk, aber das ist nicht so interessant.

Viel interessanter sind die Fragen, die gerade auf Pressekonferenzen zur All-Mission gestellt wurden. Ob denn die Astronauten verkleidet seien, wenn sich an Halloween die ISS-Luke nach dem Andocken für sie öffne, so wurde gefragt (ja, könnte schon sein, meinte Maurers Mitreisende Kayla Barron). Oder ob man für die Kollegen dort oben denn Geschenke mitnehme (na sicher, sagte ISS-Manager Joel Montalbano). Und was es eigentlich für den ersten Saarländer im All dort oben zu essen gebe ( Matthias Maurer freut sich auf: "Wildragout mit Kartoffelsuppe").

Ein Corned-Beef-Sandwich auf Gemini 3

Bei Wildragout mit Kartoffelsuppe handele es sich um "typisch deutsches Essen", sagte Maurer, weshalb sich manche Saarländer nun fragen, ob der Astronaut tatsächlich einer von ihnen ist. Wäre er Saarländer, so würde er doch eher Flammkuchen, Dibbelabbes und Lyoner mitnehmen. Lyoner sind diese fetten Brühwürste, die man im Saarland bereits zum Frühstück isst.

Als Nicht-Saarländer war man hingegen immer der Meinung, im Weltraum quetschten sie sich auch heute noch püriertes Fleisch aus der Tube. Also so wie Juri Gagarin im Jahr 1961. Zu gepressten Rindfleisch-Würfeln trank der Russe sterilisiertes Apfelmus. Weil das gut für die Verdauung ist. Vier Jahre nach Gagarin wollte der US-amerikanische Raumfahrer John Young dann noch cooler sein und steckte sich heimlich ein Corned-Beef-Sandwich ein. Na, da war was los, auf Gemini 3! Überall Brösel und Butterschmiere. Danach hätten die Ingenieure den Raumfahrern am liebsten nur noch Pillen mitgegeben, auf die Reise.

In Pillen kann man von Apfelmus bis Brühwurst alles Mögliche reinpacken, ohne dass es bröselt. Pillen wiegen auch weniger. Andererseits, so heißt es, sei Corned Beef aus vakuumierten Plastikbeuteln deutlich besser für die Raumfahrerpsyche.

Matthias Maurer fliegt Ende des Monats zur ISS. (Foto: Nasa/dpa)

Und so dürfen sich heutige Astronautinnen und Astronauten, wie die Nasa-Mikrobiologin und Chefköchin Vickie Kloeris einmal erklärte, ihre persönliche Speisekarte aus 200 verschiedenen Nahrungsmitteln selbst zusammenstellen. Nur, wenn es hie und da an Omega-3-Fettsäuren mangelt, der Salzgehalt zu hoch ist oder Flatulenz droht, erhebt die Mikrobiologin Einspruch.

Man muss es ja nicht gleich übertreiben, wie die italienische Astronautin Samantha Cristoforetti, die 2015 offenbar derart auf ihren morgendlichen Kaffee beharrte, dass man ihr schließlich eine 20 Kilogramm schwere Espressomaschine in die Raumstation stellte. Deutlich appetitlicher als ihr Kaffee sah der Lachs mit Flusskrebsen für die Astronauten der Apollo-11-Mission aus. Aber den gab es erst nach der Landung, 1969, beim Staatsbankett. Am Mond selbst gab's auch nur mitgebrachten Speck und Pfirsich.

Jedenfalls ist nicht zu befürchten, dass sich der Saarländer Maurer während seines sechsmonatigen ISS-Aufenthalts ausschließlich von Kartoffelsuppe und Wildragout ernähren muss. Das wäre ja unsinnig.

Sollten sie am Weltraumbahnhof Cape Canaveral vielleicht dennoch ein Überangebot an mikrobiologisch behandelten Brühwürsten haben: Bereits am kommenden Dienstag hebt Captain-Kirk-Darsteller William Shatner, 90, bei Jeff Bezos in Texas ab. Der wäre für einen kleinen Snack zum Tomatensaft sicher dankbar. Falls nicht, könnte Bezos' kleiner Logistikkonzern die Lyoner nach dem Start ja einfach über dem Saarland abschmeißen.

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