Freizeit im Oberland:"Abgerechnet wird zum Schluss"

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Das Skigebiet Brauneck, hier der Streidllift, mit seiner Kunstschneebahn. (Foto: Manfred Neubauer)

Rekordschneemengen im Frühwinter, Frost im Januar und Frühlingssulz im Februar: Mit der bisherigen Saison sind die Liftbetreiber im Landkreis zufrieden. Ob es am Brauneck bis Ostern reicht, entscheidet die Witterung.

Von Benjamin Engel, Bad Tölz-Wolfratshausen

Extreme Wetterumschwünge prägen die laufende Skisaison im Oberland. Im Frühwinter Anfang Dezember 2023 hat es erst Rekordmassen bis in die Tallagen geschneit, sodass der Betrieb im Skigebiet Brauneck schon zum zweiten Adventswochenende vollumfänglich starten konnte. Gedulden mussten sich die kleinen Liftbetreiber im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, weil die Temperaturen bald wieder in die Plusgrade drehten. Im neuen Jahr reichten 15 Zentimeter Schnee bis ins Flachland und anhaltender Frost bei den Betreibern für einige Skitage. Am Lenggrieser Hausberg Brauneck konnten die Lifte zwar dank Beschneiung durchlaufen. Im Gebiet war allerdings zur Faschingsferienwoche Mitte Februar jahreszeitlich zeitig Frühjahrsskifahren mit Sulzschnee an den Nachmittagen angesagt.

Fällt die Saisonbilanz entsprechend durchwachsen aus? "Abgerechnet wird zum Schluss", sagt Antonia Asenstorfer, die gemeinsam mit Stefan Schnitzler seit dem Vorjahr die Geschäfte am Brauneck, Wallberg und Spitzingsee führt. Denn die Bergbahnen planen grundsätzlich die Skilifte in Lenggries bis Ostermontag, 1. April, offenzuhalten. Falle noch Schnee, könne das durchaus gelingen, sagt Asenstorfer. Die Zwischenbilanz sehe für Dezember und Januar sehr gut aus. Mit den warmen Februartagen sind die Geschäfte allerdings schwieriger geworden.

An der Ahorn- und an der Garlandabfahrt sollen die Lifte laufen, solange es die Pisten hergeben

Ob die derzeitige Frühlingswitterung noch einmal dem Winter weichen wird, ist eher fraglich, aber nie auszuschließen. Derzeit liegen oben am Berg noch 80 Zentimeter Schnee. Asenstorfer spricht von guten Pistenverhältnissen an der Ahorn- und Garlandabfahrt. "Hier werden wir die Lifte laufen lassen, solange es die Pisten hergeben."

Geschäftsführerin am Brauneck, Wallberg und Spitzingsee: Antonia Asenstorfer. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Talabfahrten sind aber derzeit nicht mehr möglich. Von diesem Freitag an mussten die Bergbahnen die Piste über den Weltcuphang am vorderen Brauneck sperren. Am hinteren Brauneck ist kein Betrieb mehr. Die Familienabfahrt und der Draxlhang bei Wegscheid sind schon länger zu. Dass die dortigen Pisten ins Tal noch einmal öffnen könnten, ist laut Asenstorfer eher unwahrscheinlich. "Die vordere Abfahrt könnte bei erneutem Schneefall noch mal gehen", so die Geschäftsführerin.

Unabhängig von den Schneeverhältnissen wird die Kabinenbahn aufs Brauneck in jedem Fall bis Ostermontag laufen. Unter den jetzigen Kunden sind laut Asenstorfer viele Sonnengäste und Gleitschirmflieger ohne Ski, wovon die Bergbahn profitiere. Am 2. April beginnt aber unausweichlich die Revisionsphase, weil laut Asentsorfer größere Revisionsarbeiten anstehen. Am 1. Mai solle der Sommerbetrieb starten.

Die Kabinenbahn aufs Brauneck wird bis Ostermontag laufen, egal, wie viel Schnee liegt. (Foto: Manfred Neubauer)

Mit dem Geschäft auf der Tölzer Hütte am Brauneck in der bisherigen Wintersaison ist Georg Glaßner zumindest nicht ganz unzufrieden. "Es ist in Ordnung", sagt der Wirt, der mit Johanna Matheis die Tölzer Hütte am Brauneck seit Sommer 2018 führt. Zu Fasching seien relativ viele Gäste eingekehrt, auch wenn es schon bessere Geschäftsjahre gegeben habe.

Pächter der Tölzer Hütte auf dem Brauneck Georg Glaßner. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Tölzer Hütte hat Montag Ruhetag - das Personal fehlt

Am meisten treibt Glaßner aber um, dass er seit Langem kein Personal mehr findet. Daher bleibt die Hütte im aktuellen Winter erstmals immer montags zu - außer in den Ferienzeiten. "Normal hätten wir sieben Tage die Woche offen", sagt der Wirt. Seinen Angaben nach habe er zwar genügend Aushilfen. Doch die hätten meist nur am Wochenende Zeit. Derzeit beschäftigte er nur eine fest angestellte Bedienung. Vier bis fünf zusätzliche Vollzeit-Mitarbeiter könne er noch brauchen. Doch entweder melde sich niemand oder verlange einen Stundenlohn von 30 Euro netto, sagt Glaßner. Das könne er nicht zahlen.

Für die Ötzlifte sind sieben Betriebstage, die Basis um weiterzumachen

Die sieben Tage Skibetrieb an den Ötzliften in Pessenbach bei Kochel am See haben dagegen gereicht, um einen kommenden Winter ganz ohne Saisongeschäft finanziell durchstehen zu können. "Wir sind eigentlich recht zufrieden", sagt Michael Krinner vom Betreiber-Quartett. Die Gäste seien dankbar gewesen, dass wieder offen gewesen sei. "Wir waren immer gut besucht", so Krinner. Üppig seien sieben Tage Betrieb zwar nicht, aber besser als nichts und durchaus im Durchschnitt der vergangenen Jahre. "Das ist die Basis, um weiterzumachen."

Die Ötzlifte in Pessenbach bei Kochel am See. (Foto: Manfred Neubauer)

Gerade diese Mini-Anlagen im Landkreis existieren vor allem deshalb noch, weil die Betreiber zusammenhelfen, so wie am Reiserlift in Gaißach. In Beuerberg hat Otto Mannheim den Lift am Osthang über dem Klosterdorf Anfang der 1970er-Jahre aufgebaut. In den Betrieb ist die ganze Familie involviert. Zwischenzeitlich sind die Töchter Claudia Mannheim und Sabine Vieweg - gemeinsam leiten sie auch die dort ansässige Skischule - sowie Ulrich Vieweg für den Schlepplift hauptverantwortlich. Im heurigen Winter ist es sich für zehn Betriebstage ausgegangen. "Zwei schöne Wochenenden waren mit dabei", sagt Claudia Mannheim. "Wir sind froh über jeden Tag, den wir fahren können."

Mehr Schneetage für die Gruppenskikurse, die am Brauneck stattfinden, wenn es in Beuerberg nicht geht, hätten sich Mannheim und Vieweg allerdings gewünscht. In den ersten drei, vier Februar-Wochen sei es gefühlt nicht mehr wirklich Winter gewesen, auch wenn die Pisten über Nacht täglich bestens präpariert wurden. Nach dem letzten Tag der Faschingsferien sei der Draxlhang bei Wegscheid so ausgeapert, dass kein Betrieb mehr möglich war. Um alle Gruppen-Skikurse durchzubekommen, hätte es noch zwei Wochen gebraucht, so Mannheim. Die Termine seien jetzt erst einmal nach hinten verschoben.

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