Freizeit in den Alpen:Suche nach überregionaler Verkehrslösung

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Der Transitverkehr von Urlaubern vom südlichen Oberbayern ins benachbarte Tirol nimmt stetig zu. (Foto: imago stock/IMAGO/Manngold)

In den Faschingsferien verursachte der Urlaubsverkehr kilometerlange Staus im oberen Isar- und Loisachtal. Mit den österreichischen Euregio-Partnern sollen Fahrzeugzahlen ermittelt und Handlungsmaximen erarbeitet werden.

Von Benjamin Engel, Bad Tölz-Wolfratshausen

Um eine Lösung für den zunehmenden Urlaubstransitverkehr im oberen Isar- und Loisachtal zu finden, beabsichtigen die Landkreise im bayerischen Oberland stärker mit den Tiroler Nachbarregionen zusammenzuarbeiten. Vorgesehen ist, dass die Partner in den Euregio-Zusammenschlüssen in einem gemeinsamen Projekt die Verkehrsflüsse ermitteln und nach überregionalen Auswegen suchen. Der Auslöser dafür sind die kilometerlangen Staus an den beiden Samstagen während der Faschingsferien. "So massiv hat das keiner erwartet", sagt Wolfgang Rotzsche, Sprecher des Landratsamts Garmisch-Partenkirchen. Vor allem die Strecke über Oberau, Farchant und weiter über Klais, Mittenwald und das Tiroler Seefeld sei betroffen gewesen. Zudem kam es zu Staus auf der Bundesstraße 23 im Ammergau.

Nicht minder staute sich der Verkehr im Nachbarlandkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, die Autoschlange reichte am Faschingssamstag auf der Bundesstraße 307 bis hinter den Damm am Sylvensteinspeicher zurück. So massiv hatte dies das Tölzer Landratsamt ebenfalls nicht erwartet. Der Grund dafür war die bei Achenkirch installierte Dosierampel. Durch sie sollen die Fahrzeuge an Hauptreisetagen kontrolliert durch die Region Achensee in Richtung Inntal geleitet werden.

Zum Austausch über die Verkehrssituation kamen nach den Faschingsferien Politiker aus Tirol und dem zentralen Oberland zusammen, darunter die Landräte von Bad Tölz-Wolfratshausen, Josef Niedermaier, und Garmisch-Partenkirchen, Anton Speer (beide Freie Wähler). "Einhellig war die Meinung bei den Vertreterinnen und Vertretern, dass nur eine gemeinsame, überregionale Lösung für weniger Verkehrschaos sorgen kann", bilanzierte das Garmischer Landratsamt nach dem Treffen. Problematisch ist laut Rotzsche vor allem, dass Navigationsgeräte die Autofahrer bei Stau auch über Seitenstraßen als Ausweichroute lotsten. Dies verstopfe den Verkehr durch die Anrainerorte regelrecht.

Für den Transitverkehr der Urlauber gibt es in Tirol Fahrverbote auf bestimmten Routen. In Bayern ist das rechtlich schwierig.

Das österreichische Bundesland Tirol versucht bislang, durch Abfahrverbote von der Autobahn beziehungsweise Fahrverbote für den Durchgangsverkehr auf Straßen in den Bezirken Schwaz, Kufstein und Reutte gegenzusteuern. Derart präventiv zu reagieren, erlaubt die deutsche Rechtsprechung laut Rotzsche derzeit nicht. Inwieweit Kommunen und Kreisverwaltungsbehörden jedoch tätig werden dürfen, soll gemeinsam mit der Regierung von Oberbayern und der Polizei geprüft werden.

Viele Autofahrer werden vom Navi-Gerät über die B307 auf die Achenseestaße gelotst. (Foto: Manfred Neubauer)

Für das Pilotprojekt einer Dosierampel am Achensee arbeiten die Landkreise Bad Tölz-Wolfratshausen, Miesbach sowie die Tiroler Bezirkshauptmannschaft Schwaz zusammen - alle drei sind Partner in der grenzübergreifenden Euregio SBM. Zum Hintergrund: Bis zu 16 500 Fahrzeuge sind an verkehrsreichen Wochenenden auf der Bundesstraße 181 - der Achenseestraße - unterwegs. Für diese Direktroute entscheiden sich viele Urlauber auf dem Weg nach Italien oder in die Skigebiete rund um das Zillertal.

Die Dosierampel soll erreichen, dass die meisten Transiturlauber stattdessen auf der Salzburger Autobahn respektive der mautpflichtigen Inntalautobahn bleiben und so ihr Ziel erreichen. Dafür sind Hinweisschilder an der Ausfahrt von der Salzburger Autobahn A8 bei Holzkirchen installiert. "Eine Tagesvignette ist für Pkw mit wenigen Klicks online um 8,60 Euro erhältlich", erklären die Euregio-SBM-Partner in einer Pressemitteilung.

Am Achensee wird der Pilotversuch mit einer Dosierampel zu Ostern fortgesetzt

Die von den Kilometern her kürzeste Route führt von Holzkirchen über den Tegernsee an den Achensee. Dass Navigationsgeräte am Faschingssamstag offensichtlich viele Autofahrer über Bad Tölz, Lenggries und den Sylvensteinspeicher dorthin leiteten, hatte die Verantwortlichen im Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen überrascht. Der Pilotversuch mit der Dosierampel am Achensee soll an den ersten beiden Samstagen in den Osterferien fortgesetzt werden. Die Bezirkshauptmannschaft Schwaz wertet die gewonnenen Daten aus.

Für den Austausch zu den Verkehrsproblemen sind mindestens einmal jährlich weitere Treffen von Politikern aus dem Oberland sowie dem österreichischen Tirol geplant.

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Pilotversuch an bayerisch-tirolerischer Grenze
:Einmal Stau und zurück

Eine Dosierampel soll die Verkehrsbelastung am Achensee reduzieren. Der zweite Versuch läuft weitgehend problemfrei, nachdem es zum Auftakt der Faschingsferien bis zum Damm am Sylvensteinspeicher nur stockend vorangegangen war.

Von Benjamin Engel

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