Fünf für München:Von Shakespeare bis Werner Lorant

Lesezeit: 3 min

Verena Hein übernimmt an der Pinakothek der Moderne das Referat zur Kunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. (Foto: Gabriela Kasková)

Die Sozialpädagogin Barbara Hemauer-Volk hört auf und studiert Philosophie, Felix Berth hat ein Buch über Säuglingsheime in West- und Ostdeutschland geschrieben - unsere Münchnerinnen und Münchner der Woche.

Von Sabine Buchwald, Philipp Crone und Gerhard Fischer und Martina Scherf, München

Kunst

Die Staatsgemäldesammlungen haben zwei neue Kuratoren. An der Alten Pinakothek hat der Kunsthistoriker Gabriel Dette zum 1. März die Leitung des Referats Altdeutsche und Altniederländische Malerei übernommen. Seit 2017 war er Assistenzkurator am Kunstmuseum Basel. In der Pinakothek der Moderne übernimmt zum 1. April Verena Hein das Referat zur Kunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Als Kuratorin im Museum Villa Stuck zeichnete sie für verschiedene Ausstellungsprojekte verantwortlich, etwa zu Sylvie Fleury, Julian Rosefeldt oder zur Gegenwartskunst des Mittleren und Nahen Ostens.

Soziales

Barbara Hemauer-Volk will jetzt eine Clownausbildung machen und Philosophie studieren. (Foto: privat)

"Es fühlt sich sehr komisch an", sagt Barbara Hemauer-Volk, "ich begegne mir jetzt auf einmal immer selbst." Die 65-Jährige ist nun nach 45 Jahren nicht mehr im Einsatz für die soziale Arbeit, was zuletzt mit einem großen Fest im Künstlerhaus noch einmal angemessen gewürdigt wurde. Die Sozialpädagogin Hemauer-Volk war fast 30 Jahre lang Geschäftsführerin im Atelier "La Silhouette", einem Ausbildungsbetrieb für benachteiligte Frauen. In Haidhausen haben junge Frauen das Schneiderhandwerk gelernt, "insgesamt waren es 270", sagt Hemauer-Volk, und viele von ihnen kamen zur Feier. Hemauer-Volk lehrte Auszubildende, die "geprägt sind von Krieg, Flucht, mangelnder Schulbildung, von Gewalt, Armut oder Isolation". Die den Glauben an sich verloren hätten. Weil die Frauen im Haidhauser Ausbildungsbetrieb lernen durften, stärkte das auch ihr Selbstbewusstsein wieder. "Gemeinsam trainieren wir Mut, Lebensfreude und brechen schwierige Problemkreisläufe auf", sagt Hemauer-Volk. "Die Mädchen erkennen ihre Fähigkeiten, werden psychisch stabiler, trauen sich, neue Wege zu gehen, lernen ihre Existenz nachhaltig zu sichern und halten am Ende der Ausbildung den Gesellenbrief in der Hand." Hemauer-Volk hingegen macht sich jetzt "auf zu neuen Ufern". Eine Clownausbildung möchte sie absolvieren und Philosophie studieren. Warum Clowns? "Als Sozialarbeiterin musst du immer auch Probleme lösen und Dinge zum Laufen bringen." Und dafür brauche es viel Humor. Den scheint sie zu haben, "aber ich kann ihn weiter intensivieren". Denn "die Verbreitung von Fröhlichkeit und Zuversicht im Alltag ist einfach extrem wichtig."

Wissenschaft

Thomas F. Fässler, Professor für Anorganische Chemie, ist in die Bayerische Akademie der Wissenschaften aufgenommen worden. (Foto: Bayerische Akademie der Wissenschaften/oh)

Die Aufnahme in die Bayerische Akademie der Wissenschaften (BAdW) ist eine der höchsten wissenschaftlichen Auszeichnungen in Bayern. Soeben hat das Plenum der Akademie sechs neue Mitglieder gewählt. Darunter sind ein Vertreter der TU München und zwei Professorinnen der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU). Neu dabei ist nun Thomas F. Fässler, 64, Professor für Anorganische Chemie. Er leitet seit 2004 den Elitestudiengang "Advanced Materials Science" an der TU, war von 2007 bis 2010 Studiendekan und ist gewähltes Mitglied im Vorstand der Wöhler-Vereinigung für Anorganische Chemie. Auch die Juristin Susanne Lepsius, Jahrgang 1969, Expertin für Gelehrtes Recht, Deutsche und Europäische Rechtsgeschichte und Bürgerliches Recht, wurde in die BAdW aufgenommen. 2009 bekam sie ihren Ruf an die LMU, war dort unter anderem Frauenbeauftragte der Juristischen Fakultät und Studiendekanin. Last but not least ist Claudia Olk, zu nennen. Sie ist Inhaberin des Lehrstuhls für Englische und Vergleichende Literaturwissenschaft. Die Anglistin leitet zudem die Shakespeare-Bibliothek der LMU, die einzige Sammlung von Literatur zu Shakespeare und der englischen Literatur der Frühen Neuzeit auf dem europäischen Kontinent.

Um an der BAdW aufgenommen zu werden, müssen die Mitglieder durch ihre Forschungen zu einer "wesentlichen Erweiterung des Wissensbestandes" ihres Faches beigetragen haben. Eine Eigenbewerbung ist nicht möglich. Die Gelehrtengemeinschaft ist eine interdisziplinäre Plattform für Forscher in Bayern. Ihr gehören derzeit 197 ordentliche, 103 korrespondierende und 23 außerordentliche Mitglieder an.

Literatur

Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchsen in West- und Ostdeutschland mehrere hunderttausend Kinder in Säuglings- und Kinderheimen auf. Viele dieser Kinder litten unter Vernachlässigung und haben bis heute mit den Folgen zu kämpfen. In der Bundesrepublik wurden die Säuglingsheime in den 1960er Jahren abgeschafft, in der DDR existierten sie noch bis zur Wiedervereinigung 1990 weiter. Der Münchner Historiker und promovierte Erziehungswissenschaftler Felix Berth vom Deutschen Jugendinstitut beschreibt in seinem Buch "Die vergessenen Säuglingsheime. Zur Geschichte der Fürsorge in Ost- und Westdeutschland" erstmals dieses dunkle Kapitel deutscher Pädagogik. Denn bisher spielten diese Verwahranstalten in der Aufarbeitung der deutschen Heimgeschichte keine Rolle. In Berths Buch kommen auch Betroffene zu Wort, die ihre Zeit in den Heimen reflektieren. Am Montag, 27. März, um 16 Uhr stellt der Autor sein Buch im Deutschen Jugendinstitut, Nockherstraße 2, vor. Die Moderation übernimmt Spiegel-Redakteur Jan Friedmann.

Sport

Oliver Griss (links), Betreiber des Blogs "dieblaue24.de", mit dem ehemaligen Trainer von 1860 München, Werner Lorant. (Foto: privat)

Oliver Griss, früher Reporter bei der Abendzeitung, betreibt seit 2011 den Blog dieblaue24.de. Er berichtet fast 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr über 1860 München. Nun gab er bekannt, dass dieblaue24.de "2022 zum erfolgreichsten privat geführten Fußball-Portal Deutschlands gekürt" worden sei. Seine Seite habe im vorigen Jahr laut Google Analytics mehr als 38 Millionen Aufrufe gehabt. Griss (auf dem Foto links, neben Ex-Trainer Werner Lorant) ist umstritten. Viele Löwen-Fans werfen ihm vor, er stehe dem Investor Hasan Ismaik nahe. Mit der Politik des Vereins und der Romantik der Freunde des Grünwalder Stadions kann er jedenfalls wenig anfangen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: