Als Christian Geuss, 36, und Justin Fischer, 18, am Sonntagnachmittag entlang der Würm nach Hechten Ausschau hielten, wurden sie gleich mehrmals von Fischen überrascht, die sich nur sehr selten bei Tageslicht zeigen. Innerhalb kurzer Zeit konnte Christian Geuss nicht nur einen Zander, sondern auch drei Waller aus der Würm bei Stockdorf angeln, und das, obwohl die von den Fischern mitgebrachten Angelruten für Fische dieses Ausmaßes nicht ausgelegt waren.
Den Zander hätten sie mit einem Gummifisch angelockt und gefangen, was bereits ein erfreuliches, aber seltenes Vorkommnis sei. "Ein paar Meter weiter sah ich dann aber etwas richtig großes, längliches. Und dachte: Das gibt's ja gar nicht." Um das riesige Tier an Land zu ziehen, hätten sie dann eine zweite, massive Rute mit geflochtener Schnur und einem Köderfisch benutzt, welche die Waller dann gänzlich "inhaliert" hätten. Der größte der drei Waller wog 28 Kilogramm und war 1,76 Meter groß - und auch die anderen Waller bewegten sich in einem Größenbereich von 1,50 bis 1,70 Meter.
Riesiger Waller an der Angel:Welche Fische sich in der Würm tummeln
Ursprünglich gab es 27 Arten in dem Flüsschen. Der Waller gehört eigentlich nicht dazu - er profitiert vom Klimawandel und von den Anglern.
"Es war unüblich, denn solche Fische fängt man eher im Sommer und bei Nacht", so Geuss. Im Sommer hätten sich diese Fische aber nicht durch eine solche Schnur und Rute aufhalten lassen: "Durch das kalte Wasser der Würm im Winter sind die Waller nicht so aktiv und haben weniger Energie. Bei wärmeren Temperaturen bräuchte man da schon ein anderes Gerät", erklärt der Hobbyangler, der hauptberuflich Tennistrainer ist. Nach fünf Minuten hätten sie den ersten Waller an Land gezogen und dann noch weitere entdeckt.
Schlussendlich gingen sie mit drei Wallern nach Hause und filetierten diese bei Peter Sickinger, der den 13 Kilometer langen Würmabschnitt gepachtet hat und dort die Fischereirechte hält. "Die Waller werden wir auf jeden Fall essen. Ein Teil geht aber auch an andere Angler unserer Gruppe", erzählt Geuss. Denn die Fische aus der Würm schmeckten besser als die aus dem Starnberger See: "Im See selbst können die Fische durch den ganzen Schlamm schon mal modrig schmecken." Waller zu angeln, sei angebracht - es gebe sogar ein Wallerproblem, denn die Raubfische hätten kaum natürliche Feinde.
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Sie kommen im Märchen vor, sind schlechte Schwimmer, haben Barthaare oder einen miserablen Ruf. Doch fast alle Fische und Tiere, die in hiesigen Gewässern leben, sind harmlos für Menschen.
Es mag verblüffen, dass solch große Tiere in einem kleinen, 40 Kilometer langen Fluss wie der Würm zu finden sind - vor allem, wenn man bedenkt, dass das Gewässer ein beliebter Badeort im Sommer ist. Doch die Fische seien nachtaktiv und zeigten sich tagsüber kaum, da sie dort in ihren Nestern oder unter Ästen lebten. Eine Gefahr für Badende stellten sie deshalb eher nicht dar. Und sollte ein Waller wirklich mal Hunger bekommen? "Waller haben keine scharfen Zähne, man würde lediglich Kratzspuren davontragen", sagt Geuss. "Dafür müsste man sie aber wirklich reizen." Enten schmeckten ihnen da sowieso viel besser.