Starnberg:Stau-Stadt am See

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Trotz massiver Proteste gegen den B-2-Tunnel stützt der neue Bundesverkehrswegeplan die Haltung der Stadt. Nun sind kleinteilige Lösungen im Gespräch - sobald Tunnel und Westumfahrung kommen.

Peter Haacke

Starnberg Verkehrschaos wg. Ampelschaltung Verkehr (Foto: Franz-Xaver Fuchs)

Ein üppiges Paket hat das bayerische Innenministerium mit dem Bundesverkehrswegeplan (BVWP) auf den Weg gebracht. Die Liste der Projektanmeldungen für den Bereich der Bundesfernstraßen in Bayern enthält in der aktuellen Fassung, die am Dienstag beschlossen wurde, insgesamt 184 Projekte (398 Teilprojekte). Die 17 Seiten umfassende Auflistung enthält auch zwei Vorhaben im Landkreis Starnberg: Der B-2-Tunnel in der Kreisstadt sowie die Erweiterung der Lindauer Autobahn im Bereich zwischen den Anschlussstellen Wörthsee und Germering. Der umstrittene Südring dagegen - eine Verbindung von der Lindauer zur Garmischer Autobahn - ist vom Tisch. Der neue BVWP hat Gültigkeit von 2015 bis 2030.

Der Starnberger Bürgermeister Ferdinand Pfaffinger nahm die Projektliste mit Genugtuung zur Kenntnis. Er fordert die rasche Umsetzung des B-2-Tunnels. "Für die Westumfahrung liegt der Baubeginn bereits in greifbarer Nähe, nun müssen auch zum Entlastungstunnel endlich Taten folgen", sagte Pfaffinger. Die Baugenehmigung liegt vor, die planerischen Vorarbeiten sind abgeschlossen. "Was hindert uns also noch am Beginn der Arbeiten?", fragt der Rathauschef - wohlwissend, dass die Bürgerinitiative "Pro Umfahrung - contra Amtstunnel" mit einer konzertierten Aktion versucht hat, auf die Fortschreibung des BVWP Einfluss zu nehmen. Im bayerischen Innenministerium mag man den bemerkenswerten Starnberger Anteil unter den insgesamt rund 25 000 Anmerkungen im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung zwar zur Kenntnis genommen haben, am Ergebnis indes änderte es jedoch nichts.

Unter "Anmerkungen zu weiteren Einzelprojekten" stellt der Bericht zu dem geplanten Tunnel fest: "Der im Zuge der B 2 liegende Entlastungstunnel Starnberg ist eines der im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung am massivsten abgelehnten Projekte. Viele Forderungen verlangen eine Ortsumgehung, die aber die verkehrliche Problematik nicht in vergleichbarer Weise lösen kann. Da für den Entlastungstunnel Starnberg bereits ein bestandskräftiger Planfeststellungsbeschluss vorliegt und im Planfeststellungsverfahren die entsprechenden Einwände ausführlich diskutiert wurden, wird das Projekt in der bisher geplanten Form weiter verfolgt."

Die Starnberger könnten sich nun ihren innerörtlichen Verkehrsproblemen widmen - und von denen gibt es mehr als genug. Täglich bis zu 105 000 Fahrzeuge frequentieren die Kreisstadt; die Hälfte des Verkehrs ist "hausgemacht". Staus im Berufsverkehr sind die Regel, an schönen Wochenenden kommen die Ausflügler hinzu. Manche Radfahrer sehen die Kreisstadt daher als ganz besondere Herausforderung, für andere ist sie schlicht der Horror. Auch darüber sollte man reden, meinte der Verein "Umweltbewusste Verkehrsentlastung", und lud am Mittwoch zur Podiumsdiskussion ein. Motto des Abends: "Erstickt Starnberg im Verkehr? Gibt es schnelle Lösungen?" Immerhin rund 100 Besucher informierten sich abseits des thematischen Dauerbrenners "Tunnel oder Umfahrung" über die Verkehrssituation, aber es gab auch Kritik und Anregungen.

Bürgermeister Pfaffinger verdeutlichte dabei die zentrale Bedeutung des B-2-Tunnels und der Westumfahrung für Starnberg: Bisherige Kreisstraßen - darunter Hanfelder, Söckinger, Andechser und Possenhofener Straße - könnten dann herabgestuft werden, die Stadt bekäme Gestaltungsmöglichkeiten. Entscheidend seien aber auch Verkehrsvermeidung, Verbesserung von Rad- und Fußwegen sowie eine Verlangsamung des innerstädtischen Verkehrs, wie Landtagskandidatin Martina Neubauer (Grüne) feststellte. Einer Studie aus dem Jahr 2005 zufolge könnte es zehn Prozent weniger Verkehr geben, wenn jeder Starnberger nur auf vier Kurzstreckenfahrten pro Monat verzichten würde. Tim Weidner (SPD) referierte über Verbesserungen im öffentlichen Nahverkehr, Ludwig Jägerhuber (CSU) widmete sich der Situation in der Innenstadt, und Irmgard Franken, Leiterin des Agenda-Arbeitskreises "Verkehr", stellte trotz vieler Rückschläge verhalten optimistisch fest: "Wir können alle etwas tun durch eigenes Mitdenken".

Im Auditorium freilich überwog die Skepsis. Kritisiert wurden die verwirrende Temporegelung in der Innenstadt, ungenügende Radwege, unsinnig anmutende Verkehrsführungen an Bahnhof Nord und Wittelsbacher Straße sowie Mütter, die ihre Kinder per Auto in die Schule bringen. Thematisch im Fokus aber stand eindeutig ein Vorhaben, über das noch gar nicht entschieden ist: Der Bau eines Supermarktes an der Hanfelder Straße gegenüber der Abzweigung zum Krankenhaus.

© SZ vom 15.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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