GDL-Streik in München:S-Bahn-Verkehr deutlich eingeschränkt

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Während der jüngsten Streiks wurde bei der Münchner S-Bahn ein Notfahrplan aufrechterhalten. (Foto: Robert Haas)

Die Lokführer sind in der Nacht zu Mittwoch in den Ausstand getreten. Am Münchner Hauptbahnhof ist es sehr ruhig, nur wenige Züge sind unterwegs. Die S-Bahn fährt mit einem Notfahrplan.

Es ist außergewöhnlich ruhig an diesem Mittwochmorgen am Münchner Hauptbahnhof. Ein paar Dutzend Menschen eilen durch die Halle, die aktuell ohnehin einer großen Baustelle gleicht: Der Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) bei der Deutschen Bahn ist angelaufen. Und er wird in den kommenden Tagen auch in München und Bayern starke Auswirkungen haben. Die Deutsche Bahn hat einen Notfahrplan im Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr eingerichtet, der den Angaben zufolge am Morgen wie geplant gestartet ist.

Während des Ausstands fahren die Münchner S-Bahnen in diesem Takt:

  • Die S1 verkehrt zwischen Ostbahnhof und Freising im 60-Minuten-Takt und fährt nicht zum Flughafen.
  • Die S2 verkehrt zwischen Markt Schwaben und Dachau alle 20 bis 40 Minuten, auf den übrigen Abschnitten im Stundentakt.
  • Die Linien S3, S4, S6 und S7 verkehren im Stundentakt.
  • Die S8 fährt zwischen Pasing und Flughafen alle 20 Minuten, zwischen Pasing und Germering alle 20 bis 40 Minuten sowie zwischen Germering und Herrsching alle 60 Minuten.
  • Die S20 entfällt.

Die S-Bahn München appellierte an die Fahrgäste, während des GDL-Streiks von Reisen abzusehen oder diese zu verschieben. Die U-Bahnen, Trambahnen und Busse der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) sind von dem Arbeitskampf nicht betroffen.

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"Im gesamten Fern- und Regionalverkehr kommt es bis einschließlich Montag zu massiven Beeinträchtigungen durch den Streik der GDL", teilte eine DB-Sprecherin am Mittwochmorgen in München mit. "Im Regionalverkehr ist es das Ziel, ein stark reduziertes Angebot zu fahren. In welchem Umfang dies möglich ist, unterscheidet sich regional stark." Die Bahn riet Reisenden dazu, Sitzplätze zu reservieren und sich 24 Stunden vor Fahrtantritt erneut über die Verbindung zu informieren.

Einige Züge kommen auch am Mittwochmorgen an am Münchner Hauptbahnhof, aus Augsburg, Ulm, Nürnberg und Passau - manche davon sind die privaten Konkurrenten der Deutschen Bahn. Doch wenn die Fahrgäste Richtung Innenstadt laufen, wird es wieder leer an den Gleisen.

(Foto: Robert Haas)

Auch der eine oder andere ICE fährt in den Kopfbahnhof ein und ist zur Abfahrt angeschlagen - doch bei den Fernzügen ist die Frequenz ebenfalls deutlich geringer als an einem normalen Wochentag. Nicht alle, die an diesem Mittwoch am Bahnsteig warten, haben Verständnis für den Streik - schon gar nicht für dessen Dauer.

Offenbar haben sich die Menschen auf den Streik eingestellt, denn in den Trambahnen und der U-Bahn ist es nicht übermäßig voll. An den S-Bahn-Gleisen am Hauptbahnhof warten Menschen auf die Züge, die an den Tafeln angeschlagen sind und offenbar auch fahren. Helfer in gelben Warnwesten stehen an den Türen der S-Bahnen und helfen den Fahrgästen.

Mit der S-Bahn nach Ebersberg zu kommen, gestaltet sich dieser Tage schwierig. Es kann aber auch andere Gründe haben, seine Termine in der Kreisstadt sausen zu lassen. (Foto: Robert Haas)
Die Fahrgäste warten am Hauptbahnhof auf ihre Bahnen. (Foto: Robert Haas)

Der Streik dauert von Mittwoch, 24. Januar, 2 Uhr, bis Montag, 29. Januar, 18 Uhr. Fahrgäste von Regional- und Fernzügen, die ihre für den 24. bis 29. Januar geplante Reise aufgrund des Streiks der GDL verschieben möchten, können ihr Ticket zu einem späteren Zeitpunkt nutzen, die Zugbindung ist aufgehoben. Sitzplatzreservierungen können kostenfrei storniert werden.

Im seit November laufenden Tarifstreit ist es der vierte und mit sechs Tagen längste Arbeitskampf. Neben finanziellen Forderungen dreht sich die Auseinandersetzung vor allem um die Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter. Die GDL will diese von 38 auf 35 Stunden bei gleichbleibendem Gehalt reduzieren.

Die Bahn hat bisher ein Wahlmodell angeboten, das eine einstündige Absenkung ohne finanzielle Einbußen vorsieht. Wer sich dagegen entscheidet, erhält stattdessen 2,7 Prozent mehr Geld. Gewerkschaftschef Claus Weselsky sieht in der Offerte keine Grundlage für weitere Verhandlungen.

Viel geht nicht am Mittwochfrüh am Münchner Hauptbahnhof. Doch der Großteil der Menschen ist auf den Lokführerstreik vorbereitet. (Foto: Robert Haas)

Einschränkungen auch Richtung Österreich

Auch der internationale Zugverkehr wird wahrscheinlich leiden. Die Österreichischen Bundesbahnen warnten auf ihrer Webseite, dass während des Streiks voraussichtlich grenzüberschreitend keine Züge von und nach Deutschland fahren würden.

Kunden der Westbahn haben, wie schon bei den jüngsten Streiks, keine Einschränkungen zu befürchten. Auch der Anbieter Go-Ahead ist nicht direkt vom Streik betroffen. Es kann dennoch zu Zugausfällen und Verspätungen kommen, wenn etwa Infrastruktureinrichtungen der DB Netz bestreikt werden sollten, oder wenn Lokführer auf ihrem Weg zum Dienst infolge bestreikter Verbindungen nicht rechtzeitig an ihrem Einsatzort ankommen.

Eingeschränkt wird der S-Bahn-Verkehr zusätzlich durch Arbeiten am Ostbahnhof, wo das neue elektronische Stellwerk eingebaut wird. Bis zum 14. März kommt es in den Nächten von Montag auf Dienstag bis Donnerstag auf Freitag - jeweils von 21.30 Uhr bis 4.40 Uhr - zu Umleitungen, Haltausfällen und Schienenersatzverkehr zwischen Ostbahnhof und Pasing. Die Linie S6 fährt während der Bauarbeiten als einzige Linie zwischen Ostbahnhof und Pasing. Am kommenden Samstag und Sonntag wird von jeweils 4 bis 16 Uhr gearbeitet. Informationen gibt es unter s-bahn-muenchen.de/baustellen.

Weil der Bahnverkehr weitgehend ruht, warnt der ADAC vor vollen Straßen. "Um dem Verkehrschaos zu entgehen, empfiehlt es sich, die üblichen Stoßzeiten zu meiden und wahlweise früher oder später zu fahren", sagte der ADAC-Verkehrsexperte für Südbayern, Alexander Kreipl. "Auf den Zubringerautobahnen und Einfallstraßen zu Ballungsräumen wie München und Augsburg dürfte es vermehrt zu Problemen kommen."

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