Mittlerer Ring in München:Nach dem Brand: Luise-Kiesselbach-Tunnel ist wieder frei befahrbar

Lesezeit: 3 min

Ein Kleintransporter brannte am Mittwochabend im Tunnel vollständig aus. (Foto: Branddirektion München)

Fast 24 Stunden, nachdem ein Fahrzeug ausgebrannt war, ist der Luise-Kiesselbach-Tunnel wieder in beide Richtungen befahrbar. Nur eine Abfahrt ist noch gesperrt.

Von Martin Bernstein

Der Luise-Kiesselbach-Tunnel ist nach der Sperrung am Donnerstag wieder in beide Richtungen frei befahrbar. Nachdem die Technik repariert und der Tunnel gereinigt worden war, gab die Polizei die Strecke am Donnerstagabend gegen 20 Uhr wieder frei. Eine Abfahrt in den Tunnel auf Höhe der Albert-Roßhaupter-Straße sei noch gesperrt, teilte eine Polizeisprecherin am Freitagmorgen mit. Diese könne aber problemlos umfahren werden.

Bis zu 150 000 Autos passieren jeden Tag den Luise-Kiesselbach-Tunnel, Herzstück des Mittleren Rings im Münchner Südwesten. Am Donnerstag war die nach Norden führende Röhre, die vor allem im Berufsverkehr genutzt wird, gesperrt worden. Grund dafür war der Brand eines Kleintransporters in der Nacht auf Donnerstag. Das brennende Fahrzeug kam so unglücklich zu stehen, dass die Flammen Teile der Entlüftungs- und Brandschutzanlage zerstörten. In der Tunnelröhre, die am 27. Juli 2015 eröffnet worden war, sind nach Angaben von Polizei und Baureferat starke Schäden aufgetreten.

Gegen 23 Uhr am Mittwochabend hatte ein Opel-Kleintransporter mit polnischer Zulassung während der Fahrt zu brennen begonnen, vermutlich wegen eines technischen Defekts. Ein anderes Auto war nicht involviert. Die zunächst noch funktionierende automatische Brandmeldeanlage löste aus, Schranken senkten sich automatisch und versperrten die Zufahrt in die Tunnelröhre. Der Fahrer konnte sich selbst aus dem brennenden Opel Movano befreien und wurde vom Rettungsdienst noch am Unglücksort untersucht. Der 30-jährige Ukrainer war unverletzt und musste nicht ins Krankenhaus gebracht werden. Er war laut Polizei auf der Durchreise.

Zwei weitere Personen, die sich zum Zeitpunkt des Brandausbruchs mit ihrem Fahrzeug im Tunnel befanden, konnten nach Angaben der Münchner Berufsfeuerwehr ebenfalls selbst den Tunnel unverletzt verlassen. Die Polizei selbst sprach von einer 30-Jährigen vom Ammersee. Sie war hinter dem Kleintransporter in den Tunnel gefahren, als der Feueralarm losging. Um nicht an dem brennenden Fahrzeug vorbei zu müssen, ließ sie nach Polizeiangaben ihren VW Golf im Tunnel stehen und flüchtete zu Fuß durch eine Rettungstüre.

(Foto: SZ-Grafik)

Mehrere Notrufe hatten um 23 Uhr die Feuerwehr erreicht. Die Anrufer berichteten von starkem Qualm, der aus beiden Enden des Luise-Kiesselbach-Tunnels drang. Rettungskräfte der Feuerwehr wurden von der Leitstelle zu den Tunnel-Eingängen und in die Gegenröhre geschickt.

"Da der Kleintransporter genau unter den baulichen Lüftungsmotoren brannte, fielen diese im Laufe des Brandes aus", berichtet ein Feuerwehrsprecher. Die Entrauchungsanlage kollabierte, die Feuerwehr musste mit zwei Großlüftern einspringen. Die Rauchentwicklung im Tunnel soll so stark gewesen sein, dass die Lokalisierung des Unfallautos und die Suche nach möglichen Opfern sich schwierig gestalteten. Es dauerte einige Zeit, ehe sicher war, dass sich keine Menschen mehr im Tunnel befanden und Entwarnung gegeben werden konnte.

Brandexperten vom Kommissariat 13 der Kriminalpolizei haben begonnen zu ermitteln, wie das Feuer im vorderen Bereich des Kleintransporters entstehen konnte. Vieles deute auf einen technischen Defekt hin, hieß es am Mittag. Erhebliche Schäden seien an der Technik des Tunnels verursacht worden, berichteten Polizei und Feuerwehr übereinstimmend. Unter anderem soll die Brandmeldeanlage in Mitleidenschaft gezogen worden sein.

Grund für den Brand war vermutlich ein technischer Defekt. (Foto: Branddirektion München)
Ein Kleintransporter brannte am Mittwochabend im Tunnel vollständig aus. (Foto: Branddirektion München)
Die Einsatzkräfte mussten den Tunnel mit schwerem Gerät entlüften. (Foto: Branddirektion München)

Der Sachschaden dürfte gewaltig sein. Die Auswirkungen auf den Straßenverkehr in München waren es ebenfalls: Im morgendlichen Berufsverkehr gab es am Donnerstag kilometerlange Staus. Der gesamte Mittlere Ring war betroffen, ebenso die Fürstenrieder Straße und die Garmischer Autobahn. Auf der Lindauer Autobahn stauten sich die Fahrzeuge bis Gräfelfing zurück. In den Wohnvierteln im gesamten Münchner Südwesten war Schleich- und Ausweichverkehr zu beobachten. Am Nachmittag reichte der Rückstau vor der gesperrten Tunneleinfahrt im Osten bis nach Giesing am anderen Isarufer.

Auf der offiziellen bayerischen Staukarte war die Sperrung schon in der Nacht nach einer internen Meldung der Polizei zu sehen. Eine öffentlichkeitswirksame Warnung erfolgte allerdings erst um acht Uhr - als viele Pendlerinnen und Pendler aus dem Umland längst in kilometerlangen Staus standen.

Am späten Donnerstagnachmittag teilte das Baureferat nach langen Begehungen und Beratungen mit, dass der Tunnel nach Reparaturen an der Technik um 18 Uhr wieder mit Einschränkungen freigegeben werde. Zuvor musste der Tunnel laut Polizei aber noch einmal komplett gesperrt werden - und die Vollsperrung dauerte dann doch länger als geplant, bis 20 Uhr.

Vorerst sei zudem die Zufahrt vom Luise-Kiesselbach-Platz nicht möglich, genauer: bis zum vollständigen Austausch der zerstörten Betriebstechnik, hieß es. Außerdem gelten im Tunnel bis auf Weiteres Tempo 40 und ein Überholverbot. Noch mehr Staus sind also auch in den nächsten Tagen wahrscheinlich.

In den vergangenen zehn Jahren haben zweimal Autos in den Tunnelanlagen des Mittleren Rings gebrannt: im Dezember 2019 an der Landshuter Allee und im Juni 2022 im Brudermühltunnel. In beiden Fällen waren die Schäden rasch behoben. Im März 2014 war im Richard-Strauss-Tunnel ein Feueralarm ausgelöst worden. Offenbar absichtlich - und fälschlicherweise.

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