Irgendwann, da wird es den nächsten Samstag nicht mehr geben. Denn am Mittwoch davor wirst du weg sein. Und weg sein heißt in dem Fall: tot. Das klingt nach einer bösen Prophezeiung. Wobei Josip Pavlov, als er das sagt, auch mal kurz lachen muss. Das Horn danach klingt wie ein Schiffshorn. Und für einen Moment beginnt da im Kopf ein Film anzulaufen. Später, wenn noch weitere Bläser, Streicher, ein Glockenspiel dazukommen, klingt das Ganze in der Tat recht cineastisch, bevor es dann mit einem sich überschlagenden Schlagzeug fast kakofonisch endet. Ist der angedrohte Mittwoch denn jetzt da? Das wäre schade, denn am Tag darauf, am Donnerstag, dem 8. Februar, stellen Ippio Payo im Münchner Import Export ihr Album " Talking Birds" vor. Darauf ist das beschriebene Stück "R" zu hören.
Ippio Payo, das ist im Wesentlichen der in der Münchner Indieszene sehr umtriebige Gitarrist und Multiinstrumentalist Josip Pavlov, der die Band 2017 als Solo-Projekt gegründet hat. Seit dem letzten Album " Deus Ex Machina" ist der Trompeter Martin Lehmann fest an Bord. Und auf "Talking Birds" sind nun insgesamt elf Musiker zu hören. Bei der Vorstellung des offiziell am 16. Februar erscheinenden, neuen Albums werden es sieben Musiker sein. Die braucht es wohl auch, um die Vielstimmigkeit von "Talking Birds" wiederzugeben. Die titelgebenden und auch auf dem Cover zu sehenden, von der Künstlerin Rin Miyamoto gemalten Vögel sind im Titelsong übrigens zu hören. Und genauso "In Anticipation of Godot", mit mehr als elf Minuten so etwas wie das Herzstück des Albums.

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Durch das anfängliche Vogelzwitschern fühlt man sich da anfangs wie im Walde. Man hört entfernte Streicher, eine barocke Szenerie? Es könnte auch der Anfang eines Hörspiels sein. Dann grätschen eine Gitarre und ein Horn als Störgeräusche rein. Mit dem einsetzenden Schlagzeug wird es schließlich fast beschwingt. "Don't Worry About Me" und "Blue House - Bird's House" sind zwei ruhige, atmosphärische Stücke. Ersteres hat mit der gedämpften Trompete ein leicht jazziges, das zweite mit seinen frei flottierenden Gitarrentönen leicht psychedelisches Flair.
In " Talking Birds" ahmt die Gitarre lautmalerisch Möwen nach. Ansonsten lebt das Titelstück vom treibenden Schlagzeug und den jazzigen Bläsern, gegen Ende schaukelt es sich dezent in Postrock-Manier auf. Irgendwo zwischen Postrock, Jazz und Hörspiel bewegt sich auch das gesamte, sehr vielseitige und äußerst hörenswerte Album. Oder wie es im Pressetext heißt: zwischen flinkem Kolibri und majestätischem Albatros. Im April werden Ippio Payo übrigens zu Zugvögeln und schwärmen ins entfernte Australien aus. Ein lang gehegter Traum, wie man von Josip Pavlov hört. Aber davor machen sie noch im Import Export ihren Testflug.
Ippio Payo: Talking Birds (Echokammer); live am Do., 8. Feb., um 20 Uhr im Import Export , Schwere-Reiter-Straße 2h