Silvester in München:Hund nach Feuerwerk auf Autobahn überfahren

Lesezeit: 2 min

Ein paar junge Männer zünden ein illegales Feuerwerk an - und erschrecken damit den Ridgeback Duke derart, dass er wegrennt. 20 Kilometer weit, vom Maximilianeum bis Germering, wo er auf die Lindauer Autobahn läuft.

Kolumne von Jan Bielicki

Duke war ein verspielter, neugieriger, manchmal noch etwas tollpatschiger Hund. Neun Monate war er erst und manchmal schien es, als wüsste er nicht, wie groß er wirklich war. Rhodesian Ridgebacks sind imposante Hunde, auch Duke reichte mir fast bis zur Hüfte. Aber er war immer freundlich zu Menschen und sanft zu anderen Hunden, auch wenn sein Spiel oft wild aussah. Gerne ließ er sich von meiner Dackelin jagen, die doch nur ein wenig größer ist, als allein seine braun-schwarze Schnauze war.

Duke hatte es gut getroffen in seinem kurzen Hundeleben. Er lebte in Münchens wohl größtem Ridgeback-Rudel mit zwei Herrchen, die ihrerseits geradezu für Hunde leben, nicht nur für ihre. Jeden Morgen kommen Willy und Wolf mit ihrer beeindruckenden Meute aus den eigenen Ridgebacks und zahlreichen anderen Hunden, die sie betreuen, zum Gassigehen in die Maximiliansanlagen am Haidhauser Isarhochufer.

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Es ist wie in vielen Parks der Stadt unter Hundebesitzern: Man trifft sich fast täglich, sieht den Tieren beim Spielen zu, plaudert über Hunde, dies und das. Am Tag vor Silvester haben wir über die Böllerei geredet und wie viel Angst sie in so vielen Hunden auslöst, wenn nicht gerade eine Pandemie die Neujahrssausen beruhigend ruhig stellt. Wolf ist richtig zornig geworden über die alljahresendliche Knallerei, die so viele Wildtiere und Vögel oft buchstäblich zu Tode erschrecke.

Niemand hat da ahnen können, was noch am gleichen Abend passieren würde. Ein paar junge Männer zündeten am Maximilianeum ein illegales, dafür umso lauter knallendes Feuerwerk. Und Duke lief los. Er lief, so schnell er konnte, reagierte nicht mehr auf Pfiffe, nicht auf Rufe. Er war in Panik, bald außer Sichtweite und weg. Ridgebacks sind sehr schnelle Hunde.

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Es folgten Hilferufe in den sozialen Medien, ein hilfloses Gezwitscher der Haidhauser Hundehalter-Community. Duke kam in dieser Nacht nicht zurück. In der Trappentreustraße im Westend sei er gesehen worden, hieß es. Aber alle Suche blieb ohne Erfolg. Duke war schon viel weiter weg, tauchte mal hier in Gärten im Münchner Westen auf, mal dort, ließ sich aber von niemandem aufhalten. Als der Silvesterabend dunkelte, hatte er sich in seiner orientierungslosen Angst bereits 20 Kilometer von seinem Rudel entfernt. Bei Germering rannte er auf die Lindauer Autobahn, lief in ein Auto und war tot.

"Unsere Trauer und Schmerz sind unfassbar", schreiben Willy und Wolf. Ihr Zorn ist es auch. "Helft alle mit", rufen sie dazu auf, ein Feuerwerksverbot auch nach Corona durchzusetzen: "Diese angebliche Gaudi und Tradition verursacht so viel Tierquälerei und Leid, an Wildtieren und Haustieren." Und Duke, ihr verspielter Riese, hat sie nicht überlebt. Er spielte nur einen Sommer.

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