München:CSU sucht Standorte für Windräder

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Die Münchner CSU will den Bau von Windrädern forcieren. (Foto: Niels P. Joergensen)

Die städtischen Wälder liegen aber zu großen Teilen im Landkreis - und selbst Parteifreunde sind skeptisch, ob das eine gute Idee ist.

Von Michael Morosow, Hohenbrunn

Die von der Bayerischen Staatsregierung angekündigte Lockerung der 10-H-Regel für Windräder soll der zuletzt im Freistaat ins Stocken geratenen regenerativen Energieform Rückenwind geben. Manuel Pretzl, Fraktionsvorsitzender der Münchner CSU, sieht nun offenbar die Zeit gekommen, die Windkraft politisch zu forcieren, und fordert die Landeshauptstadt auf, Ausschau nach weiteren Standorten in und um München zu halten. Dabei denkt er explizit auch an die städtischen Wälder im Landkreis München, die von den Münchner Forstbetrieben bewirtschaftet werden. Der Bau von zehn weiteren Windkraftanlagen schwebt Pretzl dabei vor, die Überprüfung möglicher Standorte sollen die Stadtwerke München vornehmen. Eine Luftnummer des CSU-Mannes, oder ein neuer Ansatz mit Perspektive?

Der CSU-Kreisrat und Landtagsabgeordnete Ernst Weidenbusch teilt die Zuversicht seines Münchner Parteifreundes schon einmal nicht. "Die Windverhältnisse im Landkreis sind nicht so, dass das eine vernünftige Idee ist", sagt Weidenbusch. Wenn der Wind tatsächlich stärker werde, könne man immer noch reagieren. Die Stadtwerke München zeigen sich aus demselben Grund skeptisch. Die Topografie im Voralpenland mit seinen vielen Hügeln sei bei weitem nicht so günstig wie etwa in Norddeutschland, wo der Wind auf ebener Fläche seine volle Kraft entwickeln könne, sagt Michael Silva, stellvertretender Pressesprecher der Münchner Stadtwerke.

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Verhalten positiv reagiert dagegen Christoph Nadler, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Kreistag, auf den Vorstoß von Manuel Pretzl. Selbstverständlich sei er grundsätzlich für den Ausbau der Windenergie, der in jedem Fall in Form von Bürgeranlagen geschehen solle. Es sei aber halt auch die CSU-geführte Staatsregierung gewesen, die mit dem Erlass der 10-H-Regelung die Entwicklung dieser alternativen Energieform ausgebremst habe.

Nun aber hat Ministerpräsident Markus Söder (CSU) eine Reform dieser 10-H-Regel angekündigt. Die schreibt bislang vor, dass Windräder zehn Mal so weit von der Wohnbebauung entfernt stehen müssen, wie sie hoch sind, was zur Folge hatte, dass sich Flächen, die diese Bedingungen erfüllen, an einer Hand abzählen lassen. Im Staatswald, in vorbelasteten Gebieten sowie auf Truppenübungsplätzen soll nach Söders Überlegungen daher künftig nur noch ein Mindestabstand von einem Kilometer eingehalten werden müssen. Nach Meinung des Münchner CSU-Fraktionschefs Pretzl könnten neue Windräder daher etwa am Messegelände Ost oder entlang der A 99 errichtet werden - und in den städtischen Forsten, auch jenseits der Stadtgrenzen.

Da kommt viel Holz zusammen: Die Landeshauptstadt bewirtschaftet circa 5000 Hektar Wald, allein 1200 Hektar davon betreut die städtische Forstverwaltung im Landkreis München, so etwa 131 Hektar im Osten und Westen der Stadt, unter anderem bei Neuried und Feldkirchen, sowie 35 Hektar im Süden, darunter Wälder entlang der Isar bei Grünwald. Nicht im Besitz der Stadt, aber auch in der Zuständigkeit der städtischen Forstverwaltung befinden sich 337 Hektar der Stadtwerke München, davon Flächen bei Garching, sowie 746 Hektar der Heiliggeiststiftung in Forst Kasten.

Für Sebastian Schall, den umweltpolitischen Sprecher der CSU-Stadtratsfraktion, ist es naheliegend, dass sich die Landeshauptstadt als einer der größten Waldbesitzer in Bayern auf der Suche nach geeigneten Standorten für Windkraftanlagen im Umland umsehen müsse. "Am Marienplatz ist es schwierig, ein Windrad hinzustellen", sagt er. Ins gleiche Horn stößt Stadtwerke-Sprecher Silva, der von Glück spricht, dass sich in der Stadt zwei geeignete Plätze hatten finden lassen: Auf dem Fröttmaninger Berg in München steht seit 1999 ein Windrad, im Januar 2021 ist auf der Deponie Nord-West in Freimann ein zweites, wesentlich moderneres in Betrieb gegangen. Beide zusammen erzeugen jährlich 8,9 Millionen Kilowattstunden Ökostrom, mit dem 3600 Haushalte versorgt werden können. Die Stadtwerke hätten nach wie vor großes Interesses daran, den Ausbau der Ökostromerzeugung in der Region voranzubringen, wo es ökologisch und ökonomisch sinnvoll sei, aber sie wollten kein "Symbol-Windrad" bauen, als solches damals das erste seiner Art in Fröttmaning bezeichnet worden sei.

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Während hinter städtischen Windkraftanlagen auf Landkreisflur ein großes Fragezeichen steht, schreiten die Planungen von Landkreisgemeinden für den Bau von Rotoren im Hofoldinger Forst und im Forstenrieder Park voran. Die Gemeinden Sauerlach, Otterfing und Aying verfolgen auch nach dem Ausstieg Brunnthals aus der Arge Hofoldinger Forst das gemeinsame Windkraftprojekt mit wenigstens drei Windrädern unbeirrt weiter und das von den Gemeinden Pullach und Neuried geplante Vorhaben im Forstenrieder Park mit drei bis fünf Windrädern ist "mit Hochdruck an der Mache", wie Pullachs Zweiter Bürgermeister Andreas Most (Pullach Plus) mitteilt.

Einen Rückenwind bekämen die Planungen durch den Beitritt der Gemeinde Baierbrunn, über den aber noch nicht entschieden ist. In der jüngsten Gemeinderatssitzung sei über einen möglichen Beitritt in die Arbeitsgemeinschaft diskutiert worden, sagte ein Sprecher des Baierbrunner Rathauses. Dabei habe man sich per Beschluss darauf verständigt, das Interesse an einem Mitwirken in der Arge zu bekräftigen. Es werden dazu aber noch weitere Gespräche stattfinden, eine finale Entscheidung sei nicht gefallen.

© SZ vom 08.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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