Forderung:Bayern soll bis 2040 komplett auf erneuerbare Energien umstellen

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Der Bund Naturschutz hält sogar den Verzicht auf Stromautobahnen für möglich, wenn Solaranlagen und Windkraft deutlich ausgebaut werden. Doch vor allem Letztere stagniert in Bayern seit Jahren.

Von Christian Sebald, Nürnberg

Der Bund Naturschutz (BN) hat Ministerpräsident Markus Söder (CSU) aufgefordert, sein Versprechen umzusetzen, Bayern bis 2040 klimaneutral zu machen. "Es gibt keine Ausreden mehr, die Energiewende weiter zu verzögern", sagte BN-Chef Richard Mergner in Nürnberg. "Nach seiner vagen und enttäuschenden Regierungserklärung zum Klimaschutz muss Söder jetzt Taten folgen lassen." Mergner forderte ein bayerisches Klimaschutzgesetz mit verbindlichen Zielen für das Energiesparen und den Ausbau der erneuerbaren Energien. Zugleich verlangte er eine Windkraft-Offensive, den Verzicht auf den Bau neuer Straßen und die Einführung einer Solarpflicht für Gebäude.

Aus Sicht des BN hat Bayern beste Voraussetzungen, Vorreiter für eine kompletten Energiewende bis 2040 zu sein - also nicht nur die bisherige Stromversorgung bis zu diesem Zeitpunkt auf erneuerbare Energien umzustellen, sondern auch den Verkehr sowie die Versorgung mit Wärme und Kälte. Bestätigt sieht sich der Umweltverband dabei von einer Studie der Technischen Universität München und des Zentrums für angewandte Energieforschung in seinem Auftrag.

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Die Studie macht dabei allerdings eine entscheidende Voraussetzung. Sie geht davon aus, dass sich der Energiebedarf in Deutschland bis 2040 halbieren lässt, sei es durch die schnelle Umstellung von fossilen Antrieben im Verkehr auf elektrische, die deutlich sparsamer sind, sei es durch den beschleunigten Einbau von Wärmedämmungen in Wohnhäuser und andere Gebäude, sei es durch das konsequente Ausnutzen neuester energieeffizienter Technologien etwa bei Haushaltsgeräten. Dank dieser Voraussetzung hält der BN sogar die neuen Stromautobahnen von Norddeutschland nach Bayern für verzichtbar, die einmal Unmengen Windstrom in den Freistaat transportieren sollen. Die vielen Millionen Euro für ihren Bau solle man lieber in Windräder und Solaranlagen in Bayern investieren, lautet seine Forderung.

Mit der Halbierung des Energiebedarfs ist es aber auch aus Sicht des BN natürlich nicht getan. Die Photovoltaik und die Windkraft müssen massiv ausgebaut werden. Die Leistung der Photovoltaik in Bayern müsse versechsfacht werden, fordert der BN, die der Windkraft müsse sogar auf das Zwölffache gesteigert werden - ausgehend vom jeweils aktuellen Anlagenbestand. Vor allem bei der Windkraft wird derzeit allerdings nur ein winziger kleiner Bruchteil davon realisiert.

Grund ist die 10-H-Regel. Danach muss der Abstand zwischen neuen Windrädern und der nächsten Ortschaft das Zehnfache der Anlagenhöhe betragen. Bei modernen Windrädern sind das mehr als zwei Kilometer. Da es kaum Standorte im dicht besiedelten Bayern gibt, die diese Vorgabe erfüllen, stagniert die Windkraft seit langem. Selbst eine kleine Windkraft-Offensive halten alle Experten mit 10 H für unmöglich. Deswegen fordern der BN und viele andere Verbände und Organisationen gebetsmühlenartig, die Vorgabe zu annullieren. Die Zeiten, in denen kein Sonnen- oder Windstrom fließt, will der BN mit schier unzähligen kleinen oder größeren Stromspeichern überbrücken. Dazu verlangt er ein entsprechendes Programm von der Staatsregierung.

© SZ vom 27.08.2021 / cws - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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