Nach der Landtagswahl:München und Bayern - das passt einfach nicht

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Sicher, Trachtenhut und Gamsbart werden auch in München getragen. Aber ansonsten passen München und Freistaat zusammen wie Drei-Sterne-Menü und Leberkässemmel. (Foto: Johannes Simon/Getty Images)

Die Wahl hat gezeigt: Es ist höchste Zeit, dass München dem Freistaat Lebewohl sagt. Soll sich dieser doch eine andere Hauptstadt suchen. Wie wäre es mit Landshut?

Glosse von Wolfgang Görl

Spätestens nach dieser Landtagswahl ist klar, dass es mit München und dem übrigen Bayern so nicht weitergeht. München und Restbayern, das sind zwei Welten, die so verschieden sind wie ein Drei-Sterne-Menü und eine Leberkässemmel. Es ist doch irre: Gut 30 Prozent der Münchner Wähler votieren grün, wohingegen in den ländlichen Regionen Stimmen für die Grünen so selten sind wie vegane Schweinezüchter und Freunde der Ökopartei im Untergrund leben, immer in der Gefahr, enttarnt und bis zum Hals in ein Fass Müsli getunkt zu werden.

Und dann erst die SPD: Sagenhafte zwölf Prozent ergattern die Sozis in München, das ist ein Ergebnis, das den Genossen in Deggendorf (keine Angst, wir verraten eure Namen nicht) vorkommen muss wie ein Blick ins sozialistische Paradies. Freie Wähler und AfD, denen das Landvolk hinterherläuft wie Küken der Glucke, rangieren in München, echt wahr, hinter den Sozialdemokraten - Mannomann, das ist ja megapeinlich.

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Was daraus folgt, liegt auf der Hand: München und Bayern passen nicht zusammen. Es ist höchste Zeit, dass München dem sogenannten Freistaat Lebewohl sagt und seine eigenen Wege geht. Sollen sich die Restbayern doch eine andere Hauptstadt suchen, Landshut zum Beispiel, wo Aiwanger bereits die geistige Herrschaft übernommen hat. Im Mittelalter war Landshut schon mal Hauptstadt, allerdings nur eines Teilherzogtums, zu dem München nicht gehörte.

Es waren nicht die schlechtesten Zeiten, daran könnte man anknüpfen. Befreit vom Joch der grünen Landeshauptstadt könnten die Restbayern ihr Normalsein im besten Aiwanger'schen Sinne pflegen, inklusive täglichen Fleischverzehrs sowie Wolfs- und Bärenjagden und ohne die Sorge, dass ihnen die Münchner mit ihren Lastenrädern und den ewigen Christopher-Street-Day-Paraden in die Quere kommen.

Sich Italien anzuschließen, ist für München leider keine Option

Erst recht aber würde München aufblühen, sobald es dieses dubiose Land Bayern und seinen irrlichternden Ministerpräsidenten nicht mehr mitschleppen müsste. Vor allem bräuchten die Münchner nicht mehr zu fürchten, in zivilisierten Gegenden mit der Bemerkung empfangen zu werden: "Was, aus Bayern sind Sie? Wo 30 Prozent Rechtspopulisten oder Rechtsextreme wählen." Das wird langsam lästig, also: Servus Bayern.

Wie aber liefe die Trennung genau? Nun, auf den ersten Blick wäre es logisch, München würde sich Italien anschließen, als Hauptstadt der ohnehin von Münchnern besetzten Region um den Gardasee. Geht aber nicht, denn in Italien regieren die Postfaschisten, dafür muss man nicht aus Bayern austreten. Stattdessen wäre München gut beraten, als Stadtstaat wie Berlin, Hamburg oder Bremen weiterzumachen. Oberbürgermeister Reiter zöge als Regierungschef in die Staatskanzlei, aber nur, bis die lustige Katharina Schulze die Sache übernimmt.

Soweit alles paletti. Bleibt nur die Frage, was aus dem FC Bayern München wird. Bayern und München in einem Namen, das geht gar nicht. Entweder tauft sich der Verein nach Bremer Vorbild um in Werder München oder er zieht aufs Land, wo er ohnehin die meisten Fans hat. FC Restbayern ist auch kein schlechter Name. Und 1860 wäre Münchens Topverein, allerdings müsste dann auch mal Vernunft einkehren. Sechzig und Vernunft? Ach, dies alles hier ist nur ein schöner Traum.

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