Protestzug der Spediteure:Wie ein einziges großes Frachtschiff

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Der Lkw-Konvoi aus Bad Aibling rollt am Freitagmorgen durch den Landkreis München. (Foto: Claus Schunk)

Der Lkw-Konvoi zur Kundgebung auf der Münchner Theresienwiese behindert am Morgen den Verkehr im Umland. Bei Taufkirchen stoßen allerdings zwei teilnehmende Traktoren zusammen, einer der Fahrer wird verletzt.

Von Iris Hilberth, Landkreis München

Tief dröhnen die Hupen der 18-Tonner an diesem Morgen durch die Straßen Unterhachings. Auf der Münchner, der Biberger und der Hauptstraße reihen sich Lastwagen an Lastwagen, mit und ohne Auflieger, dazwischen Traktoren und Winterdienstfahrzeuge. Es ist ein langer Konvoi des Protests, der sich in der Früh gegen 7 Uhr in Bad Aibling auf den Weg durch den südlichen Landkreis München in der Landeshauptstadt zur Kundgebung auf der Theresienwiese gemacht hat - mit einer Stunde Verspätung. Ursprünglich war der Aufbruch schon für 6 Uhr angekündigt. Die Polizei hatte mit starken Verkehrsbehinderungen gerechnet, diese sind nach bisherigen Kenntnissen allerdings weitgehend ausgeblieben. Doch ereignet sich bei Taufkirchen ein Auffahrunfall zweier teilnehmender Traktoren, bei dem ein Fahrer leicht verletzt wird.

Der Sound schon einer einzelnen Lastwagenhupe ist durchdringend. Aber wenn ein ganzer Konvoi gleichzeitig seine Signalhörner ertönen lässt, erweckt das akustisch fast den Eindruck, als würde soeben ein großes Frachtschiff in die Sankt-Alto-Straße einbiegen. "Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut", hat ein Teilnehmer auf das Plakat an seinem Lkw geschrieben. Es sind viele Fahrzeuge mit Rosenheimer und Miesbacher Kennzeichen. "Stoppt den Irrsinn", mahnen einige oder: "Ohne uns ist kein Sand im Kasten." Aufgerufen hat zu dem Demonstrationszug der Verband Bayerischer Transport- und Logistikunternehmen (LBT), um gegen die "Doppelbelastung durch Lkw-Maut und CO₂-Abgabe" zu protestieren. Auch fordern die Brummifahrer Investitionen in die Infrastruktur wie Straßen, Brücken und Parkplätze. Eingereiht in die lange Schlange der schweren Fahrzeuge haben sich aber auch Bauern, die etwa mit diesem Slogan in Richtung München rollen: "Ohne Landwirtschaft wärst du hungrig, nackt und nüchtern."

Die Polizei sichert den Demonstrationszug auf den Landstraßen Richtung München ab. (Foto: Claus Schunk)

Die Münchner Polizei sichert die Einmündungen ab und begleitet den Zug mit blinkenden Blaulichtern auf der Hauptroute von Bad Aibling über die Staatsstraße 2078 bei Aying, die Umfahrung von Höhenkirchen-Siegertsbrunn, am Brunnthaler Gewerbegebiet bei Ikea vorbei Richtung Taufkirchen und über die Tegernseer Landstraße nach Unterhaching und schließlich nach München. Einfädeln ist am Freitagmorgen an vielen Stellen nicht möglich, da müssen die Autofahrer Geduld haben. Auch rote Ampeln stoppen den Protestzug nicht. Innerorts aber lassen die Teilnehmer Autos immer wieder einscheren. Auch der Schulbus muss nicht warten.

Auch Bauern beteiligen sich an den Protesten der Brummifahrer. (Foto: Claus Schunk)

Nach ersten Erkenntnissen sei alles sehr geregelt abgelaufen, teilt eine Polizeisprecherin vom Präsidium in München mit. Jedoch sei der Einsatz bisher nicht beendet und es liege daher noch keine abschließende Beurteilung vor. In Taufkirchen hat es zudem einen Unfall gegeben. Laut Feuerwehr verunglücken am Vormittag zwei Traktoren der Kolonne aus den Landkreisen Miesbach und Rosenheim. Die Bulldogs prallen vermutlich durch Unachtsamkeit ihrer Fahrer aufeinander. Dabei wird einer von ihnen leicht verletzt. Auch sollen Betriebsstoffe ausgelaufen sein, die von der Feuerwehr gebunden werden müssen. Der Einsatz dauert gut eine Stunde.

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