Flucht:Landrat rechnet mit mehr Schutzsuchenden

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Zusätzlich zu den Geflüchteten aus der Ukraine, die im Frühjahr in München ankamen, erreichen nun auch wieder mehr Menschen aus Afghanistan und Syrien den Landkreis München. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Bereits in den Sommerferien haben den Landkreis München mehr Geflüchtete etwa aus Afghanistan erreicht. Christoph Göbel geht davon aus, dass diese Zahl weiter steigen wird.

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis München

Christoph Göbel (CSU) geht davon aus, dass in den kommenden Wochen und Monaten wieder deutlich mehr Geflüchtete den Landkreis München erreichen werden. "Unabhängig von der Ukraine", sagte der Landrat am Montag in der Sitzung des Kreisausschusses. Bereits in den Sommerferien sei zu beobachten gewesen, dass wieder mehr Schutzsuchende Zuflucht im Landkreis suchen, etwa aus Afghanistan, aber auch aus Syrien und dem Irak. Auch die Situation in den bayerischen Erstaufnahmeeinrichtungen belege, dass mit einem weiteren Anstieg der Flüchtlingszahlen zu rechnen sei, so der Landrat. Diese Einrichtungen seien bereits "relativ voll".

Angesichts der Prognose des Landrats mahnte der Ismaninger Bürgermeister und SPD-Kreisrat Alexander Greulich eine gerechte Verteilung der Schutzsuchenden über den gesamten Landkreis und seine 29 Städte und Gemeinden an. "Wir als Kommunen werden auch in Zukunft kräftig gefordert sein", sagte Greulich. "Es braucht ein Bewusstsein für das, was vor uns liegen wird, und einen bestmöglichen solidarischen Ausgleich im Landkreis." Allerdings, das stellte auch Göbel klar, sei kaum abzuschätzen, welche Ausmaße die Fluchtbewegung in Zukunft annehmen wird. Zugleich appellierte er an Bund und Länder, sich auf die Herausforderungen vorzubereiten, die mit einem verstärkten Zuzug verbunden sind. Insbesondere müsse die Bundesregierung auf europäischer Ebene um Lösungen werben, die letztlich auch der kommunalen Ebene helfen. "Wir haben das zu bewältigen, aber wir haben keine Steuerungswirkung", sagte der Landrat.

Geflüchtete aus der Ukraine sind weiterhin vor allem privat untergebracht

Hinzu kommen zwei Faktoren, die den Landkreis München nach wie vor beschäftigen: einerseits die Unterbringung Schutzsuchender aus der Ukraine, andererseits die noch immer hohe Belegung von Unterkünften durch Geflüchtete, die seit 2015 ins Land kamen, mittlerweile anerkannt sind, aber nach wie vor als sogenannte Fehlbeleger in dezentralen Unterkünften des Landkreises München wohnen. Bei Letzteren sei es entscheidend, Aufnahmekapazitäten und Unterbringungsmöglichkeiten zu halten und auszubauen, betonte Göbel, da es auch für anerkannte Geflüchtete auf dem vollkommen überhitzten Wohnungsmarkt kaum möglich sei, eine eigene Bleibe zu finden.

Die Unterbringung von vor allem Frauen, Kindern und Jugendlichen aus der Ukraine indes gelingt weiter vor allem dank der Hilfsbereitschaft aus der Bevölkerung. Noch immer ist der überwiegende Teil der ukrainischen Geflüchteten privat untergebracht. Erfreulicherweise halte dieser Zustand an, sagte der Landrat, in vielen Fällen weit länger als gedacht. Das Landratsamt treibt die Anmietung und den Ausbau von Unterkünften weiter massiv voran, weil man stets davon ausgegangen war, dass viele Ukrainerinnen und Ukrainer nach einer gewissen Zeit aus der privaten Unterkunft ausziehen und anderweitig untergebracht werden müssten.

Neben der Unterbringung stellt sich zudem eine weitere Herausforderung: Die geflüchteten Kinder und Jugendlichen aus der Ukraine müssen betreut werden. Und das in großer Zahl, denn etwa ein Viertel der Schutzsuchenden aus dem vom russischen Angriffskrieg geplagten Land sind schulpflichtig; weitere sechs Prozent sind Kinder unter sechs Jahren. Daher hat der Kreisausschuss am Montag entschieden, die Kosten für Räume zur Hausaufgaben- und Kinderbetreuung in jenen Kommunen zu übernehmen, in denen Containeranlagen zur Unterbringung errichtet werden. Derzeit sind dies Unterschleißheim, Unterhaching, Kirchheim, Neubiberg, Unterföhring, Ottobrunn und Grünwald. Geplant sind zudem Anlagen in Garching und Oberhaching.

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