Immobilienpreise:Das Umland wird teurer als München

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In München wird gebaut und gebaut - doch auch im Umland ist der Wohnraum knapp und teuer. (Foto: Sebastian Gabriel)

In Gräfelfing, Grünwald und Oberhaching können Häuser und Wohnungen mehr kosten als in der Stadt - vor allem, wenn sie vermietet werden.

Von Iris Hilberth, Grünwald/Oberhaching

Wer bei der Suche nach einer Immobilie im Großraum München gehofft hatte, die Pandemie würde die Preissteigerungen der vergangenen Jahre etwas einbremsen, hat sich gewaltig getäuscht. Wie der Immobilienverband Deutschland (IVD) in seinem jüngsten Bericht auch für den Landkreis München bestätigt, führte zwar eine allgemeine Verunsicherung aufgrund der Corona-Krise in allen Gemeinden vorübergehend zu einem spürbaren Rückgang von Nachfragen und Angeboten. An den hohen Preisen änderte das nichts. Von Entspannung am Markt sei nichts zu merken, teilt das IVD-Institut mit. Das Preisniveau ist zwischen Frühjahr und Herbst 2020 weiter gestiegen.

Ein Balkon oder gar ein eigener Garten stand bei vielen aufgrund der Ausgangsbeschränkungen noch weiter oben auf der Wunschliste als vor Corona. Auch die Tätigkeit im Home-Office lässt die bisherige Wohnung schnell an ihre Grenzen stoßen. Ein Raum mehr für ein Arbeitszimmer hätten viele gerne. Doch bleiben für die meisten solche Immobilien auch im Landkreis oft ein Traum. Der IVD stellt fest: "Der Kauf oder die Miete entsprechender Objekte lassen sich für einen Großteil der Interessenten gerade in der ohnehin exorbitant teuren Region finanziell nicht verwirklichen."

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Preislich liegen die Immobilien im Landkreis teilweise kaum hinter denen der Landeshauptstadt, mitunter sogar darüber. Insbesondere wenn die Orte mit der S-Bahn erreichbar sind oder südlich von München liegen und damit als landschaftlich besonders reizvoll gelten. Zwar gilt der Bereich rund um den Starnberger See als besonders teuer, das Würmtal sowie Oberhaching und Grünwald stehen dem aber kaum nach. Auch hier werden Preise für Doppelhaushälften, Reihenhäuser und Wohnungen aufgerufen, die ähnlich hoch wie in München sind. Das gilt für Mieten noch mehr als für Eigentum.

Spitzenreiter im Landkreis München ist weiterhin Gräfelfing. Der IVD bezeichnet die Gemeinde im Würmtal als "sehr begehrte Wohnlage". Für Doppelhaushälften im Bestand, die im vergangenen Frühjahr 1,27 Millionen Euro gekostet hatten, sollten im Herbst bereits 1,3 Millionen hingelegt werden. Neubauten stiegen von 1,57 auf 1,65 Millionen Euro. Das entspricht 99 Prozent des Münchner Niveaus. Will man eine solche Immobilie mieten, zahlt man sogar mehr als in der Stadt. Bei gutem Wohnwert sollte man monatlich bis zu 3800 Euro für Wohnen übrig haben.

Auch Oberhaching zählt offenbar weiterhin zu den Sehnsuchtsorten von Immobilienkäufern. Der VDI spricht von einem "deutlichen Nachfrageüberhang", was die Preise auf einem extrem hohen Niveau hält. "Oberhaching gehört zu den teuersten Gemeinden im Landkreis", heißt es in dem Bericht. Doppelhaushälften liegen zwischen 105 und 107 Prozent des München-Niveaus, wer sie neu erwerben möchte, muss inzwischen mit 1,788 Millionen Euro rechnen. Ein freistehendes Haus sollte einem zwei Millionen wert sein, selbst Reihenhäuser sind in der beliebten Gemeinde über eine Million Euro teuer. In den Nachbarorten entlang des Hachinger Bachs kosten die Immobilien etwas weniger, gestiegen sind die Preise aber auch hier. In Taufkirchen erreicht man beim Kauf einer Doppelhaushälfte 78 Prozent des Münchner Niveaus, bei der Miete gar 95 Prozent. In Unterhaching braucht man noch ein paar Tausender mehr, für eine neue Doppelhaushälfte muss man mit 1,49 Millionen Euro rechnen. Begnügt man sich mit einem älteren Reihenhaus mittleren Wohnwerts, kann das auch schnell mal 623 000 Euro kosten, was ein halbes Jahr zuvor für 592 000 zu haben war.

Traditionell teuer sind die Immobilien im Münchner Luxus-Vorort Grünwald. "Das Preisniveau ist weiter spürbar gestiegen", stellt der IVD fest. Dass die Zahlungsbereitschaft nicht uneingeschränkt hoch sei, sehe man an Grundstücken, die teilweise schon seit mehreren Jahren zu völlig überzogenen Preisen ohne Verkaufsabschluss angeboten würden. "Ein Hauptproblem sei die mangelnde Teilbarkeit der Grundstücke, überalterte Bebauungsplänen schrieben für heutige Verhältnisse viel zu große und pflegeintensive Grundstücke vor. Der Quadratmeterpreis von 1315 Euro hört sich bei gutem Wohnwert daher vergleichsweise niedrig an. In Gräfelfing zahlt man 2005 Euro, in Oberhaching 1995. Am niedrigsten liegen die Grundstückspreise in Kirchheim (1100), Schäftlarn (1125) und Sauerlach (1200).

© SZ vom 26.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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