Hogwarts-Fieber in München:München ist Harry-Potter-Stadt

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Zaubern können wie Harry Potter, das wünschen sich viele seiner Muggel-Anhänger. Hier eine Szene aus dem Film "Der Stein der Weisen", der in einem Kino-Konzert in der Olympiahalle zu sehen und hören ist. (Foto: Ronald Grant/Mary Evans Picture Library via Imago Images)

In der kleinen Olympiahalle können sich Fans auf die Spuren des berühmten Zauberschülers begeben. Und auch jenseits davon gibt es in der Stadt noch mehr aus der Wizarding World zu entdecken.

Von Michael Zirnstein

Der Film "Yesterday" zeigt eine Welt, in der es urplötzlich die Beatles nie gegeben hat. Am Ende hat die Hauptfigur, ein Musiker, der Menschheit die Songs der wichtigsten Band aller Zeiten (inklusiver der kommenden) zurückgeschenkt - da fällt ihm beim Googeln auf: Auch Harry Potter kennt kein Mensch! Das ist wie vor dem 26. Juni 1997, als der erste Band der epischen Geschichte um den Zauberschüler noch nicht erschienen war. Als die Figuren nur im Kopf der (inzwischen umstrittenen) Autorin J. K. Rowling existierten.

Was hat sie der Welt geschenkt: Bücher, erst sieben, dann ein seltsamer achter Band als Theaterstück, acht Filme, eine ganze "Wizarding World" voller Weiterdrehs und Krimskrams, eine Sportart, Kostümideen für den Fasching - Harry Potter ist auf dem Kinder- und Jugendbuchmarkt das, was die Beatles für die Pop-Musik waren. Das können die Fans jetzt auf der weltgrößten Harry-Potter-Ausstellung in München erleben - und bei weiteren Ereignissen aus dem Potterversum.

Harry-Potter-Ausstellung

Alles was der Harry-Potter-Filmfan begehrt: Original-Requisiten und die entsprechenden Ausschnitte sind in der Ausstellung zu sehen. (Foto: ALLEGRIA / Matthias Buchegger)

Ein gutes Jugendbuch, einen guten Jugendfilm erkennt man daran, dass man das alles nicht nur lesen und sehen, sondern auch erleben will. Wie bei Harry Potter: Viele Kinder drängen ihre Eltern sofort zum Kauf eines Zauberstabes, den sie dann sogleich herumschwingen (mit manchen kann man sogar Fernseher bedienen). Hier setzt "Harry Potter: die Ausstellung" an, die seit 2022 durch die Welt tourt und von 9. Mai an in der Kleinen Olympiahalle in München zu sehen ist (und damit nach zwei Millionen Besuchern erstmals in Deutschland): Sie bietet Raum zum Eintauchen in die ganze Wizarding World. Die Ausstellungsmacher von Imagine Exibitions erwecken weniger die Bücher, als viel mehr die Bilder der acht Harry-Potter-Filme und der drei fantastischen Tierwesen-Filme zum Leben.

Ausstellung in München
:Willkommen in der Welt von Harry Potter!

Erstmals kommt die Ausstellung über den berühmten Zauberlehrling nach Deutschland - mit vielen Original-Requisiten und Schauplätzen aus den Filmen. Ein erster Streifzug vom Schrank unter der Treppe bis in Hagrids Hütte.

Von Patrik Stäbler

Die Besucher können in Hagrids Hütte in einem Riesensessel Platz nehmen oder sich in Harrys altem Kabuff unter der Treppe auf der Matratze ablegen, sich im Hogwarts-Speisesaal (teils real, teils Projektion) unter schwebenden Kerzen abfotografieren, am weinenden Alraunen-Baby zerren, können an einer Art Wurfbude Quaffle-Lederbälle schmeißen und sich vor einer Leinwand eine epische Zauberstab-Endschlacht liefern (Foto-Tipp: vor dem Feuern einzählen, damit sich die Strahlen in der Mitte des Bildes treffen). Und das alles beginnt schon damit, dass man sich auf Rat des sprechenden Hutes (einer von vielen Computer-Tricks hier) einer der vier Hausgemeinschaften des Zauber-Internats anschließt, für die man dann im ganzen Ausstellungs-Labyrinth bei diversen Spielen und Rätseln Punkte sammelt.

Kammer des Schreckens: Im Ausstellungs-Labyrinth gibt es viele Selfie-Spots, wie hier beim ungarischen Horndrachen. (Foto: Stephanie Ramones, Contigo Photo)
Anfassen erlaubt: Kinder können in der Harry-Potter-Ausstellung viel ausprobieren, etwa wie man eine jammernde Alraune umtopft. (Foto: Imagine Exhibition, Inc)

Die Schau ist für Kinder und für Erwachsene geeignet; Cineasten dürften sich nicht nur über viele Filmausschnitte freuen, sondern kommen auch den Originalkostümen, die Daniel Radcliffe (Harry), Emma Watson (Hermine), Rupert Grint (Ron) oder Michael Gambon (Dumbledore) in den Filmen getragen haben, sehr nah.

Harry Potter - Die Ausstellung, 9. Mai bis 5. September, München, Kleine Olympiahalle, Tickets zwischen 30 und 36 Euro , harrypotterexhibition.com/de/locations/munich/

Quidditch und Quadball im Verein und beim Hochschulsport

Als würde man fliegen: Quidditch ist zum realen Wettkampfsport geworden. Statt Flugbesen verwendet man allerdings Plastikrohre. (Foto: Andreas Arnold/dpa)

Vieles spricht gegen Quidditch. Dass die Hogwarts-Sportler bei dem Spiel ihr Lebens riskieren sowieso. Aber auch in der realen Welt gibt es Sportarten mit einem besseren Image: So sagt die stilsichere Penny in der Serie "The Big Bang Theorie": Seinen Freund beim Sport mit einem Besenstil zwischen den Beinen herumrennen zu sehen, sei etwas, das man schwer wieder aus dem Kopf bekomme. Zudem ist die studentisch geprägte Quidditch-Szene äußerst weltoffen, jedes Siebener-Team muss Spieler jeden Geschlechts ins Gefecht schicken - während Harry-Potter-Erfinderin J. K. Rowling ein sehr konservatives, um nicht zu sagen transfeindliches Rollenbild vertritt. Der Internationale Verband hat daher (und wegen der Markenrechte) Quidditch in Quadball umbenannt.

In München kann man Quidditch oder Quadball bei den sehr erfolgreichen Wolpertingern in Moosach spielen. (Foto: Sebastian Gabriel)
In der Ausstellung zumindest dürfen die Besucher ein paar Quaffle-Bälle durch die Ringe werfen. (Foto: Etienne Jeanneret)

Abgesehen davon ist Quidditch eine Riesen-Hetz', wie man in Bayern sagt, wo die Münchner Wolpertinger einen der frühesten und erfolgreichsten deutschen Vereine mit Kinder-, Jugend- und Erwachsenengruppen stellen (weitere Vereine in Bayern: Augsburg Owls, Three River Dragons Passau, Eichstätt Blizzards). Quidditch hat sich zu einem beliebten Wettkampfsport entwickelt, ohne Zauberumhänge, aber mit Sporttrikots und Stollenschuhen, einer Mischung aus Rugby, Handball und Völkerball. Mangels echter Flug-Besen bleibt man am Boden und klemmt sich, als Handicap, PVC-Rohre zwischen die Beine. Alles ist weiterhin sehr kompliziert: Drei Jäger mühen sich, den Quaffel - einen Volleyball - durch die drei gegnerischen Ringe zu werfen, Hüter versuchen, sie mit Bludgern "auszuknocken", und auch wer dem wendigen Schnatz (eine unparteiische Person) eine Socke mit einem Tennisball aus dem Hosenbund reißt, punktet. Um das echte Spiel zu begreifen, hilft es nichts, das Hogwarts-Schulbuch "Quidditch im Wandel der Zeiten" (gibt es im Carlsen Verlag) zu lesen, auch Zuschauen bringt einen meist nicht weiter, man muss es selbst ausprobieren bei den Wolpertingern auf dem Gelände des Postsportvereins Moosach oder im Zentralen Hochschulsport.

Harry-Potter-Live-Podcast

Hogwarts ist überall: Auch im Olympischen Dorf in München als Wandgemälde. (Foto: Alexander Pohl/SZ Photo)

Harry-Potter-Fans sind fleißig, das müssen sie auch sein, 4192 Seiten muss man lesen, um alles gelesen zu haben, und die meisten lesen alle Bände ja mehrmals. Noch fleißiger allerdings sind Martin und Sophia. Für ihren Podcast "Happy Potter" haben sie alle Seiten nicht nur verschlungen, sie haben auch jedes einzelne Kapitel von "1.01 Ein Junge überlebt" bis derzeit "5.32 Mrs. Weasleys Wehklage" öffentlich durchgekaut. Mit herrlichen Abschweifungen und "verrückten Fan-Theorien". Etwa: "Es gibt viel zu wenig Liebe in diesen Romanen", findet Martin. "Unterschreibe ich hundert Prozent, vor allem wenn man die Harry- und Draco-Romanze überliest", findet Sophia.

Es gibt viel zu besprechen, Gelegenheit mitzusprechen, gibt es beim "Happy Potter"-Live-Podcast am Freitag, 7. Juni, 20 Uhr, im Saal X des Gasteig HP8. Gastgeber ist die Lauscherlounge, die von "Die drei ???"-Sprecher Oliver Rohrbeck gegründete Hörspiel-Party-Reihe. Der nicht minder-nerdige und schlaumeierische Podcast "Hagrid's Hütte" hat für 2024 bisher noch keine Live-Show-Termine angekündigt.

Harry-Potter-Filmmusik-Konzerte

Harrys Eule Hedwig gab ihren Namen der berühmten Titelmelodie aus den Potter-Filmen, komponiert von John Williams. (Foto: Warner Bros/Courtesy Everett Col/imago images/Everett Collection)

Wer schrieb die Musik zu den Harry-Potter-Filmen? Die Frage wird oft gestellt, denn die Soundtracks tragen maßgeblich zur unheimlichen und heimeligen Stimmung des Hogwarts-Kinoerlebnisses bei. Nur so einfach ist es nicht: Die Musik für die ersten drei Teile komponierte John Williams, Überwältigungs-Magier auch in "Star Wars" oder "E.T.". Somit ist beim großen Kino-Konzert in der Olympiahalle zum ersten Teil "Harry Potter und der Stein der Weisen" nur Williams' Werk zu hören, inklusive des Spieluhren-Hits "Hedwig's Theme", der sich als Leitmotiv durch alle Filme zieht. Die neue Philharmonie Westfalen spielt live die vollständige Partitur zu den Bildern von Harrys erstem Schuljahr (allerdings erst am 14. März 2025).

Beim Konzert "The Magical Music of Harry Potter" wird der Zauber-, respektive Dirigentenstab weiter geschwungen (am 15. Juni 2024 im Münchner Circus Krone und am 28. Juli im Kloster Benediktbeuern). Hier spielt ein eigens für diese Tour (laut Veranstalter in Zusammenarbeit mit Staatsorchestern) zusammengestelltes Orchester nicht nur das Beste von Williams (wie "Double Trouble" oder "Aunt Marge's Waltz"), sondern auch der anderen drei Potter-Komponisten: Patrick Doyle etwa schrieb "Hogwarts Hymn" für das Trimagische Turnier in Teil vier, Nicholas Hooper "Dumbledore's Farewell" für die Teile fünf und sechs, Alexandre Desplat "Lily's Theme" und die Musik für die letzten beiden Filme.

Als Bonus führt ein Schauspieler "mit allerlei Spaß und guter Laune" durchs Programm, der tatsächlich in einem der acht Potter-Filme mitgespielt hat. Wer, das wird erst kurz zuvor in den Social-Media-Kanälen vom Veranstalter Star Entertainment preisgegeben, bisher waren etwa Danielle Tabor und Tiana Benjamin (beiden waren Angelina Johnson), Benedict Clarke (der junge Severus Snape), Chris Rankin (Percy Weasley) und James Payton (Frank Longbottom) dabei.

"Wizarding World"-Shops in der Innenstadt

Zur Eröffnung des Wizzarding World Shops in den Stachus-Passagen kamen viele Harry-Potter-Fans in selbstgenähten Kostümen. (Foto: Florian Peljak)

Wie wäre es mit einem Paar Hufflepuff-Pantoffeln? Oder einer Krawatte, die den Träger als Griffendor-Mitglied ausweist. Furchtlose Fans stellen sich den naselosen Wüterich Voldemort als lebensgroße Figur ins Wohnzimmer. Nun darf man sich getrost fragen, ob es all diesen Schnickschnack aus dem Potterversum braucht. Aber der Verkauf von Schnickschnack war von der Autorin immer angelegt, und zwar im Buch in der Londoner Winkelgasse, in deren Shops sich Zauberer etwa bei Madame Malkins mit "Anzügen für alle Gelegenheiten" eindecken und natürlich bei Weasleys Wizard Wheezes mit Zauberscherzartikeln. Und all den aus der "Wizarding World" lieb gewonnenen Krimskrams kann man auch in Echt kaufen, zumindest nachgebaut, oder - wie beim karamellmalzigen Butterbier nachgebraut.

München hat nun auch einen eigenen quasi offiziellen Harry-Potter-Laden. In den Stachus-Passagen gibt es seit März 2024 auf 200 liebevoll ausstaffierten Quadratmetern alles, was man nicht wirklich braucht: Bücher, Videospiele, Lego-Sets, Eulen-Stofftiere, eine interaktive Foto-Ecke, Süßkram (natürlich "Every Flavour Beans"), den Besen Nimbus 2000 (trotz 445 Euro leider flugunfähig) und in einer dem Winkelgassengeschäft von Ollivander nachgebauten Ecke Zauberstäbe aller Art. Wer im "The Wizzarding World Shop" nicht fündig wird, kann auch in der Fußgängerzone bei Ebenwald durch eine stattliche Harry-Auswahl an Schnickschnack stöbern (Neuhauser Straße 15).

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