Coronakrise:Schwere Verluste für lokale Brauereien

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Die Coronakrise trifft lokale Brauereien wie die Staatsbrauerei Weihenstephan hart. (Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)

Die Coronakrise setzt den heimischen Brauereien gewaltig zu. Vor allem geschlossene Wirtschaften und abgesagte Volksfeste sind das Problem. Der Verkauf im Einzelhandel ist bei zwei Brauereien dagegen leicht gestiegen.

Von Petra Schnirch, Freising

Um die aktuelle Situation durch die Coronakrise für das Hofbrauhaus Freising zu beschreiben, braucht Geschäftsführer Jürgen Charrois nicht viele Worte: "Grausam", sagt er kurz und knapp. Im April habe die Brauerei "60 Prozent Menge verloren". Auch im Mai rechnet er mit erheblichen Verlusten. Durch die schrittweise Öffnung von Biergärten und Lokalen werde man dies nicht auffangen können, zumal viele Leute vorsichtig bleiben werden, glaubt er, das zeigten Gespräche mit den Mitarbeitern. Charrois schätzt, dass der Absatz in diesem Jahr insgesamt um 25 Prozent zurückgehen werde - vor allem durch die Einbrüche in der Gastronomie und die Absage großer Feste.

Die Staatsbrauerei Weihenstephan äußert sich nicht zu konkreten Zahlen, teilt aber mit, dass auch sie "vor nie da gewesenen Herausforderungen" stehe. Mittel- und langfristige Auswirkungen auf das Unternehmen und die gesamte deutsche sowie internationale Brauwirtschaft könne derzeit noch "keiner in der Branche verbindlich abschätzen". Beide Freisinger Brauereien haben Kurzarbeit angemeldet. Der Geschäftsführer der Schlossbrauerei Au war am Mittwoch nicht zu erreichen.

Der Absatz im Einzelhandel ist während der Ausgangsbeschränkungen leicht gestiegen

Die Staatsbrauerei exportiert in 53 Länder, außerdem beliefert sie die Gastronomie in Bayern - ihr Kerngebiet - und Deutschland sowie den Handel und schenkt ihr Bier bei Veranstaltungen wie dem Freisinger Volksfest aus. "Ein großer Teil der möglichen Vertriebskanäle ist für uns, wie für alle anderen Brauereien genauso, aktuell weggebrochen", heißt es von Seiten des Unternehmens. Zumindest das Exportgeschäft spielt für das Hofbrauhaus keine so große Rolle, dessen Anteil liegt laut Charrois bei etwa zehn Prozent. "Das trifft uns nicht ganz so stark."

Etwas gewachsen ist in Zeiten der Ausgangsbeschränkungen für beide Brauereien der Absatz im Einzelhandel und in den Getränkemärkten. Der Zuwachs liege für das Hofbrauhaus aber im einstelligen Bereich, sagt Jürgen Charrois. Dies könne die Verluste in den anderen Bereichen nicht auffangen. Es gebe eben viele, die vor allem in Gesellschaft oder in der Gastronomie Bier trinken.

Um die Folgen der Krise etwas abzufedern, ist das Hofbrauhaus seinen Pächtern entgegengekommen. Im April sei den 40 Lokalen die komplette Pacht erlassen worden, schildert Charrois. Im Mai seien es für einen Großteil etwa zwei Drittel. Das Unternehmen verzichte auf insgesamt knapp 100 000 Euro. Man habe sich bewusst gegen Stundungen entschieden.

Um einen Teil der Verluste aufzufangen, fährt das Hofbrauhaus einen Sparkurs. Ein Kühlanhänger für Festplätze werde beispielsweise abgemeldet, sagt Charrois. Werbeausgaben würden gekürzt. Betriebsbedingte Kündigungen werde es keine geben.

Künftig will sich die Brauerei, die überwiegend die Gastronomie beliefert, breiter aufstellen und im Handel stärker vertreten sein. Neue Produkte wie ein Naturradler sollen auf den Markt kommen. Außerdem will das Hofbrauhaus künftig mit einem Sechser-Träger auch kleinere Gebinde anbieten.

© SZ vom 07.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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