Nahverkehr im Landkreis Ebersberg:Zweite Trasse für die S-Bahn?

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Die letzte Ausweichmöglichkeit: Ab Grafing-Bahnhof wird die Strecke nach Ebersberg eingleisig. (Foto: Christian Endt)

Nach dem Ja für ein Ausweichgleis samt Zweit-Bahnhof für die Stadt Ebersberg deutet sich nun an, dass auch bei Grafing ein weiteres Gleis für die S-Bahn entstehen könnte.

Von Wieland Bögel, Ebersberg/Grafing

Die Pläne für den Ausbau der S-Bahnstrecke zwischen Grafing-Bahnhof und Ebersberg werden konkreter. Bereits im Dezember hatten sich die Experten der Bahn für den Bau eines Ausweichgleises inklusive eines weiteren Bahnhofes für die Kreisstadt ausgesprochen. Nun sieht es so aus, als ob sogar zwei Ausweichgleise gebaut werden könnten, dies gab Landrat Robert Niedergesäß (CSU), der auch Sprecher der MVV-Landkreise ist, kürzlich bekannt.

Bereits seit einigen Jahren wird über eine Ertüchtigung der eingleisigen Strecke zwischen den letzten drei S-Bahn-Stationen diskutiert. Grund ist, dass es eben wegen dieser Eingleisigkeit dort des Öfteren zu Problemen kommt: weil die Strecke durch einen Zug - entweder die S-Bahn oder der Filzenexpress - blockiert ist, haben nachfolgende Züge oft viel Verspätung, manchmal dreht die S-Bahn dann gleich in Grafing-Bahnhof wieder um. Damit die Züge aneinander vorbeifahren können, gab es schon Überlegungen, einfach ein zweites Gleis zu verlegen, was aber auf der ganzen Länge wegen der teilweise dicht an die Schienen heranreichenden Bebauung nicht möglich ist. Realistischer schien daher stets, ein Ausweichgleis zu bauen, entweder zwischen Grafing Stadt und Grafing-Bahnhof oder zwischen Grafing Stadt und Ebersberg.

An vielen Stellen, hier in Grafing kurz vor dem Bahnhof, ist kein Platz für einen zweigleisigen Ausbau. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Im vergangenen Herbst schließlich legten sich die Fachleute in einem Gutachten dann auf einen Standort östlich von Grafing fest, sie empfahlen darin ein Ausweichgleis auf dem Abschnitt nach Ebersberg. Aber nicht nur das, konkret geht es um die "Kreuzungsstelle Ebersberg Süd inklusive Verkehrshalt", also einen zusätzlichen Bahnhof für die westlichen Stadtviertel. Der ein Stück südlich der Straße "Im Augrund" entstehen könnte, wo derzeit ohnehin ein neues Wohngebiet in Planung ist. Der zweite Bahnhof für die Kreisstadt ist im übrigen keine ganz neue Idee, er stand schon einmal auf der Agenda - beim Bau der S-Bahn hätte Ebersberg auch beinahe einen Westbahnhof bekommen, der Plan wurde indes nie umgesetzt.

Auf dieser Wiese neben der Bahnlinie am südwestlichen Stadtrand von Ebersberg soll ein neues Wohngebiet entstehen. (Foto: Christian Endt)

Bereits in dem Gutachten vom vergangenen Herbst wird ein zweites Ausweichgleis erwähnt, dieses könnte zwischen Grafing-Stadt und Grafing-Bahnhof entstehen. Laut Landrat Niedergesäß scheint es nach einem Treffen der Planungsrunde im März deutlich wahrscheinlicher, dass beide Begegnungsgleise gebaut werden, die Kosten-Nutzen-Rechnung sei vielversprechend.

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Noch nicht in der Planung und Untersuchung inbegriffen sind allerdings die Wünsche, welche der Ebersberger Stadtrat kürzlich an die Bahn gestellt hat: Die Ebersberger hätten gerne auch im Osten der Stadt einen zusätzlichen Bahnhof und zwar in Oberndorf. Den hatte es vor vielen Jahren schon einmal gegeben, der Haltepunkt wurde aber mit Aufnahme des S-Bahn-Verkehrs stillgelegt. Seitdem gibt es immer wieder Versuche, auch Oberndorf wieder an die Bahn anzubinden, ob sich hier ein positives Kosten-Nutzen-Verhältnis ergibt, muss sich noch zeigen.

Derzeit fährt der Zug nur durch, in Ebersberg wünscht man sich, dass es in Oberndorf wieder einen Bahnhof gibt. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Ausbau zwischen Ebersberg und Grafing ist aber dringend erforderlich, soll das Ziel eines regelmäßigen 15-Minuten-Taktes bis Ebersberg mittelfristig erreicht werden. Dieses hatte die Bahn für die Zeit nach Inbetriebnahme der zweiten Stammstrecke angekündigt - wenn auch mit der Einschränkung, dass auf den Außenästen teilweise zunächst nur 30-Minuten-Verkehr unterwegs sein soll. Da aber spätestens mit der Elektrifizierung der Filzenexpress-Strecke auch dort ein Halbstundentakt eingeführt werden soll, würde dann zwischen Ebersberg und Grafing-Bahnhof alle Viertelstunde ein Zug unterwegs sein.

Bei einer Fahrzeit von sieben Minuten wäre das zwar noch möglich, sollte irgendwann aber doch noch der Viertelstundentakt bei der S-Bahn gelten, könnte es schon deutlich knapper werden. Zumal auch über den 15-Minuten-Takt offenbar noch nicht das letzte Wort gesprochen ist. Denn, wie Niedergesäß nun erneut betonte, seien die Landkreise noch in Verhandlung über das künftige Betriebskonzept. Dieses dürfte nämlich nicht zu einer Verschlechterung des Angebotes führen. Beim 15-Minuten-Takt wäre dies zumindest auf den stadtnäheren Stationen der Fall, wo derzeit im Berufsverkehr alle zehn Minuten eine S-Bahn fährt.

Auch bei einem anderen Zeitplan - jenem für den Ausbau der Strecke ab Grafing-Bahnhof - gibt es noch nichts Konkretes. Laut Niedergesäß steht dieser aber in Zusammenhang mit der Fertigstellung des zweiten S-Bahn-Tunnels und der Elektrifizierung des Filzenexpress, man könne also mit einem Ausbau bis Ende des Jahrzehnts rechnen - oder auch früher: "Vielleicht wird es ja eher fertig, als die zweite Stammstrecke."

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